Einkaufsberechtigt sind zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger und Menschen mit einem Einkommen unter 800 Euro im Monat.
Harburg. Teegläser für vier Euro, eine kleine Vase aus Glas zum Preis von einem Euro: Rita Gross (51) packt die Artikel, die sie sich in der Spenda-Bel Kaufstätte am Küchgarten 10 ausgesucht hat, in einen Einkaufskorb. "Hier gibt es schöne Dinge, die auch ich mir leisten kann", sagt die arbeitslose Harburgerin.
Bereits seit Freitag vergangener Woche hat der Second-Hand-Laden für Bedürftige und Geringverdienende seine Pforten geöffnet. Die Waren - unter anderem Möbel, Hausrat und Deko-Gegenstände, wurden von spendablen Privatleuten - daher der Name Spenda-Bel für die Läden - zur Verfügung gestellt. Betrieben wird die Einrichtung vom einfal (Eimsbüttler Initiative für Arbeiten und Lernen)-Unternehmen, einer Arbeitslosenvermittlungsagentur aus Eimsbüttel, die Jobsuchende weiterqualifiziert und auch Praktikumsplätze offeriert. Es ist bereits das vierte Spenda-Bel-Geschäft im Hamburger Stadtgebiet. Zurzeit bieten die Läden an der Weidenallee 38 und an der Lutterothstraße 61 vor allem Bekleidung, während sich das Angebot in der Glashüttenstraße 3 auf Möbel spezialisiert hat. Auch in der neuen Filiale in Harburg erwartet die Kunden auf 220 Quadratmetern ein umfangreiches Sortiment an Möbeln, Hausrat, Heimtextilien und Elektrogeräten - "alles Privatspenden in einem sehr guten Zustand", sagt Katrin Werbeck von einfal der Rundschau.
Nicht Jedermann darf bei Spenda-Bel shoppen. Um dort einkaufen zu können, sollten Kunden bei ihrem ersten Besuch ihren Alg-II, Bafög-, Renten- oder Wohngeldbescheid mitbringen. Kunden mit geringem Einkommen müssen an der Kasse ihre Verdienstbescheinigung - der Lohn darf 800 Euro nicht übersteigen - vorzeigen. Dann erhalten sie eine Kundenkarte, mit der sie unbegrenzt bei Spenda-Bel einkaufen können.
Als Sozialkaufhaus will Spenda-Bel jedoch nicht gelten. "Die Kaufstätten sind primär Projekte für Arbeitssuchende. Hier können 22 Beschäftigungslose realitätsnah für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Sie lernen unter anderem den Berufsalltag von Verkäufern und Ladendekorateuren kennen und trainieren den Umgang mit den Kunden", so Werbeck.
Dazu hatten die Verkäufer in spe am Eröffnungstag schon reichlich Gelegenheit. 150 Besucher schlenderten durch die Regale. "Am besten laufen Haushaltswaren und Dekorationsartikel, eben solche Kleinigkeiten, die im Budget von Bedürftigen nicht drin sind", so Werbeck. So sind Kerzenständer, Gläser und Besteck meist schon für zehn Cent zu haben. Wer auf Designerartikel steht, muss tiefer in die Tasche greifen. "Wir hatten ein schneeweißes Rolf-Benz-Ledersofa, das ehemals 18 000 Euro kostete, im Angebot. Dafür haben wir 150 Euro verlangt, für uns schon ein sehr hoher Preis", berichtet Werbeck. Und es gibt weitere schöne Einzelstücke im Warenfundus. Auch ein KPM-Porzellanset in Weiß-blau, ausgezeichnet mit 40 Euro, findet sich an. In der Schaufensterauslage steht ein schicker Korbsessel. "Der ist für 25 Euro zu haben", sagt Werbeck.
Künftig möchte einfal in den Räumlichkeiten außer Möbeln, Hausrat und Co. auch Stadtteilkulturveranstaltungen wie unter anderem Lesungen anbieten. "Wir wollen etwas für Harburg tun", so die Projektleiterin.
Das findet auch Heinrich Heins (65), Vermieter der Spenda-Bel-Räumlichkeiten, der zur Eröffnung mit einem Blumenstrauß vorbeigekommen ist, gut. "Es ist positiv, dass es diese Anlaufstelle für bedürftige Harburger gibt."
Rita Gross nickt. Im November vergangenen Jahres, als hier noch Schlecker residierte, stand sie selbst im Drogeriemarkt an der Kasse. "Da habe ich gejobbt. Doch dann war Ende des Jahres Schluss, der Laden machte dicht. Jetzt hab ich keine Arbeit mehr", sagt die 51-Jährige leise. Nicht nur die günstigen Preise ziehen sie zu Spenda-Bel, sondern auch "dass ich hier Kunden treffe, die in der gleichen schlimmen Situation sind, wie ich."
Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 Uhr an bis 19 Uhr, sonnabends ab 10 bis 16 Uhr. Anfang Februar öffnet ein weiterer Spenda-Bel-Laden an der Veringstraße 54 in Wilhelmsburg.