Von dem Steuergeschenk der Bundesregierung an die Hoteliers profitieren die Übernachtungsgäste nur indirekt. Seit dem 1. Januar 2010 müssen die Hotels für Übernachtungen statt früher 19 Prozent nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer an den Fiskus abführen.
Hittfeld/Undeloh/Jesteburg. Die Hotelzimmer werden aber in der Regel nicht günstiger. Die Forderung der Verbraucherschützer, die Steuerersparnis an die Gäste weiter zu geben, trifft bei den meisten Hoteliers auf taube Ohren. Christian Fronczak von der Verbraucherzentrale Berlin: "Es kann nicht sein, dass das Geld nur in den Taschen der Hoteliers landet."
Eduard Prange, Inhaber des Hittfelder Hotels Krohwinkel sagt: "Eigentlich hätten wir jetzt unsere Übernachtungsprise erhöhen müssen. Das werden wir zwar nicht tun, dank der Steuersenkung, aber mit unseren Preisen weiter herunter gehen, das können wir nicht." In der Hauptsache übernachten in dem Hittfelder Hotel Geschäftsleute. Für die, so Prange, bleibe der Preis derselbe. Prange: "Wenn wir die Auslastung unseres Hauses von 2009 erreichen, würden wir rund zwölf Prozent weniger abführen. Dieses Geld fließt auch wieder beispielsweise in die Renovierung des Hauses. Das war in den letzten Jahren einfach nicht möglich." Auf einem Kostenfaktor blieben, so Prange, die Hoteliers ohnehin sitzen. Sie müssten ihre Preise teilweise neu kalkulieren bei den Übernachtungen inklusive Frühstück. Und das koste auch Geld.
Hotelier Heinrich Brunkhorst aus Undeloh hat ausgerechnet, dass er in 2010 rund 30 000 Euro weniger an das Finanzamt abführen muss. Dafür will er zum einen in die Aufstockung seines Personals, zum anderen in sein Haus, den Undeloher Hof, investieren. Brunkhorst: "Zum Beispiel haben unsere Leute mehrere Jahre auf eine Lohnerhöhung verzichtet. Da ist jetzt einiges nachzuholen." Rund 30 Mitarbeiter beschäftigt der Undeloher in seinem 108-Betten Hotel mitten in der Ferienregion Nordheide. Die Steuersenkung will Brunkhorst dazu nutzen, drei zusätzliche Stellen in seinem Betrieb zu schaffen, darunter eine Lehrstelle für den Bereich Hotelfach, die sei schon bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Brunkhorst: "Damit erhöhen wir den Service für unsere Gäste, die dadurch indirekt von der Steuersenkung profitieren."
Außerdem will Heinrich Brunkhorst seinen Wellness-Bereich weiter ausbauen, demnächst wird auch eine neue Heizung für den Undeloher Hof fällig. "Das ist natürlich alles längst nicht mit den 30 000 Euro weniger an Steuerabgaben zu machen. Da müssen wir natürlich aus eigener Tasche aufstocken. Aber trotzdem wäre damit das Ziel, das die Bundesregierung mit dieser Steuersenkung verfolgt, erreicht." Die Steuersenkung, die de FDP in der Koalition durchsetzen konnte, ist Teil des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes. Brunkhorst vergibt seine Handwerker-Aufträge in der Region, "damit wird das Wachstum wieder angekurbelt", so der Undeloher.
Heinz Maack ist Inhaber des Hotels Niedersachsen in Jesteburg. Er hat seine Übernachtungspreise um drei bis vier Prozent gesenkt. Dass er für sein Haus nicht das ganze Einsparpotenzial an seine Kunden weiter gibt, begründet Maack damit, "dass wir ja schon jetzt Marktpreise anbieten müssen, und die haben sich in den letzten Jahren rückläufig entwickelt". Dabei sei die Mehrwertsteuer zwar ein Faktor, aber eben nicht der alles entscheidende. Die Harburger Hotels wie das Hotel Lindtner oder das Hotel Heimfeld wollten sich zu eventuellen Preissenkungen gar nicht äußern.