Um 24 Uhr muss das Konzertprogramm beendet sein, am Sonntag schon eine Stunde früher. Die Lautstärke muss gedrosselt werden, sagen die Behörden.

Wilhelmsburg

Das Dockville-Festival in Wilhelmsburg darf in diesem Jahr wieder rocken - allerdings auf Bewährung. Veranstalter Enno Arndt, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Kopf & Steine, hat sich mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte auf einen Kompromiss geeinigt. Wegen Lärmauflagen drohte dem größten Open-Air-Musikfestival in Hamburg sogar das Aus. Im vergangenen Jahr besuchten insgesamt 10 000 Menschen an drei Tagen das Musik- und Kunstspektakel am Elbarm Reiherstieg.

Das mittlerweile dritte Dockville-Festival vom 14. bis 16. August wird mit einigen Einschränkungen über die Bühne gehen. An den Hauptveranstaltungstagen Freitag und Sonnabend muss das Konzertprogramm auf der Hauptbühne an einem Tag um 24 Uhr enden, an dem anderen Tag sogar schon um 23 Uhr. In den Vorjahren war erst um 1 Uhr nachts "Sperrstunde" für die Top-Acts des Festivals.

"Damit können wir leben", sagt Dockville-Pressesprecher Jean Rehders, "aber im Vergleich zu anderen Festivals wie zum Beispiel Hurricane sind das große Einschränkungen." Die Besucher, verspricht Rehders, würden aber nicht davon zu spüren bekommen. Das Programm werde nicht abgespeckt.

Für die Festivalnacht gibt es klare Auflagen: Der Geräuschpegel in den Wilhelmsburger Wohngebieten darf bis zwei Uhr 45 Dezibel, und ab zwei Uhr 35 Dezibel nicht überschreiten. Davon ist das DJ-Programm betroffen, mit dem die Festivaltage nach dem Konzertbetrieb ausklingen. "Das DJ-Programm fällt nicht weg, damit sind wir immer gut gefahren. Aber wir werden die Lautstärke runterdrehen", so Rehders. Nicht ganz einfach: 35 Dezibel gelten nicht gerade als Party-Lautstärke, sie werden schon bei Umgebungslärm erreicht.

Das Dockville-Team ist zuversichtlich: "Wir werden die Lärmauflagen einhalten. Wenn im August angesagte Bands wie MGMT oder Kettcar auf der Bühne stehen, wird ein Techniker in Wilhelmsburg den Lärm in den Wohnvierteln und am Krankenhaus messen. "Wir können sofort die Lautstärke runterdrehen", sagt Jean Rehders. Im vergangen Jahr hatten die Dockville-Macher den Standort der Bühne verlegt, damit weniger Musik in Richtung Wohnviertel schallt. Die Musiker haben damit aber nicht mehr den wunderschönen Blick auf den beleuchteten Rethespeicher.

Der Bezirk Hamburg-Mitte will die Erfahrungen beim Dockville-Festival 2009 auswerten und dann entscheiden, ob es 2010 weiter gehen kann. Mit der jetzigen Lösung, so Pressesprecher Lars Schmidt, könne das Festival wohl auch in den nächsten Jahren stattfinden.

Die CDU, im Bezirk Hamburg-Mitte in der Opposition, macht sich für das Dockville-Festival stark. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Ronald Dittmer forderte eine Sondergenehmigung für das Dockville-Festival. Weil sich Bezirk und Veranstalter auf einen Kompromiss einigen konnten, zog die CDU ihren Antrag am Dienstagabend im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel aber wieder zurück.

"Dieses überregional bekannte Festival darf nicht durch die Sturheit von Bezirkspolitikern sterben", sagt Ronald Dittmer. "Wir wollen aus Wilhelmsburg keinen Stadtpark machen, doch wir wollen Musik und Kultur auf der Insel." Filmvorführungen und Lesungen gehörten zum Festival-Konzept. Deshalb, so der CDU-Politiker, seien längere Veranstaltungszeiten über 23 oder 24 Uhr hinaus von Nöten. Die CDU werde sich dafür einsetzen, dass es auch nach 2009 ein Dockville-Festival in Wilhelmsburg geben wird. Möglicherweise, sagt Dittmer, müsse man das Veranstaltungsgelände verlegen, vielleicht nach Moorwerder.

Das Dockville-Team indes begrüßt die Wilhelmsburger in diesem Jahr mit einem besonderen Bonbon: Wer auf der Elbinsel wohnt, zahlt nur zehn Euro für das Tagesticket, das sonst 25 bis 30 Euro kostet.