Der “Schauraum“ an der Schwarzenbergstraße hat sich längst als Anlaufpunkt für Kunstschaffende etabliert.

Harburg. Ende Dezember: Die Künstlergruppe artplacement hält im "Schauraum" in der Schwarzenbergstraße gemeinsam Rückschau und zieht künstlerische Bilanz über die letzten fünf Jahre seit der Gründung. "Mittlerweile ist Harburg ja ein echter Geheimtipp", sagt Petra Hagedorn, zu ihren Füßen ihr schwarz-weißer Hund Otto. "Bei Künstlern heißt es schon: geh mal nach Harburg, da ist was los."

2003 hatte Jens Ullheimer die Idee, artplacement zu gründen, um Hamburgs kulturellen Süden besser zu vernetzen. Auf den Namen artplacement kam man in Anlehnung an die artes placement group aus London. "Es ging uns darum, Kunst draußen zu etablieren (artplacement), auch mit der Wirtschaft und Firmen in Kontakt zu treten", sagt Ullheimer. "Wir wollten ein Bewusstsein dafür wecken, welchen Imagegewinn Kunst der Wirtschaft bringen kann."

Zur ersten Kooperation mit der Wirtschaft kam es 2004. Die Kreativen der Süderelberegion bekamen 300 Quadratmeter einer leer stehenden Ladenfläche in den Harburg Arcaden als Ausstellungsfläche. Der zweite Streich war die Ausstellung 13:13 im Kunstverein Harburger Bahnhof. Motto: 13 zeitgenössische Künstler reagieren auf 13 verstorbene Kollegen, deren Werke im Helms-Museum hängen. Harald Finke sieht darin eine wichtige Erweiterung des Helms-Museum in Richtung Kunstverein. Er ist stolz, dass die regionalen Künstler es in die Ausstellungsräume des Kunstvereins geschafft haben. Mittlerweile zählt die Künstlergruppe 16 Mitglieder und hat in den letzten drei Jahren 13 Ausstellungen in den eigenen vier Wänden realisiert.

Zunächst suchten die Harburger Kreativen jedoch nach Räumen. "Viele schienen Angst vor den chaotischen Künstlern zu haben", sagt Monica Bohlmann. Doch dann hatte die Künstlerin eine Idee: Sie selbst wollte ihren Ausstellungsraum in der Schwarzenbergstraße zur Verfügung stellen. Die Bildhauerin Almut Heer sagt: "Es ist schön, permanent einen Raum zu haben, außerdem schätze ich an der Gruppe, dass man die Kollegen und ihre Entwicklung über mehrere Jahre verfolgen kann."

Von 2005 bis 2008 gab es alle zwei bis drei Monate Ausstellungen in den schlichten Räumen des "Schauraums". Auch Gastkünstler dürfen ausstellen. Den Ausstellungsreigen eröffnete 2006 das artplacement-Mitglied Rüdiger Knott. "Wasserzeichen" nannte der ehemalige Programmchef von NDR 90,3 seine Ausstellung mit Bildern, Objekten und Assemblagen, die er aus Fundstücken aus Hafennähe komponiert hat.

"Künstlerisch sind wir alle sehr verschieden, aber das macht auch den Reiz aus", sagt Designerin Petra Hagedorn. Hagedorn zeigte 2007 im Schauraum ihre Ausstellung "Schöner Wohnen", in der sie Wilhelmsburger Schrebergartenidyllen mit Stichen von Piranesi zusammenführte. Monica Bohlmann, die Gastgeberin im "Schauraum", sorgt für den Zusammenhalt der Gruppe. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit der Frau von heute.

In "Mode und Anatomie" konfrontiert die Künstlerin die Perfektion der Modefotographie mit der Endlichkeit des menschlichen Körpers. Zum Einsatz kommt dabei die Sticktechnik der Künstlerin, durch die der Verletzlichkeit menschlicher Anatomie Ausdruck gegeben wird.

Harald Finke hat mit seinen Pflanzenarbeiten wiederum eine ganz eigene Passion gefunden. Im Rahmen seiner "Pflanzenmusik" macht er die Schwingungen und Energieströme der Pflanzen per Computer hörbar. Ein einzigartiger Transformationsprozess, dem in Anlehnung an die Romantik der Gedanke einer Sympathie der Naturen zugrunde liegt. Der Maler Jürgen Lund hat sich in seinen abstrakten Arbeiten wiederum ganz der Farbe in ihrer Medialität verschrieben.

"Auch 2009 haben wir wieder ein illustres Ausstellungsprogramm organisiert", sagt Bohlmann. Am12. Februar wird die Künstlerin Andrea Löhrke mit ihrer "Gummigrafie" (ein Zusammenspiel von Malerei, Grafik und Fotografie) starten. Ihre Installation mit Fotografie wird verschiedene Reiseorte und deren Wandel beleuchten.

In den Monaten April, Juni, September und November folgen UV-lichtempfindliche Papierarbeiten von Ralf Jurszo, Installationen von Elisabeth Kamps, die den Tast- und Geruchssinn ansprechen, Arbeiten von Christine Carstens und die artplacement Gruppenausstellung (im Rahmen des 6. Harburger Kulturtags). So bleibt der "Schauraum" auch 2009 ein Ort des Staunens, des Verweilens und der konstruktiven Irritation.