Suppen, Fisch, Fleisch, Süßspeisen - im Buxtehuder Navigare, im Hittfelder Nordlicht und im Harburger Leuchtturm wird der Gast gut bedient. Und er dankt es schon einmal mit einem spontanen Beifall, wenn der Koch an den Tisch kommt.

Harburg, Hittfeld, Buxtehude,. Krisenstimmung auch beim Essen und Trinken? Von wegen! Die gehobene Gastronomie setzt südlich der Elbe gleich mit mehreren Neueröffnungen auf neugierige Genießer. Wir haben drei frische Restaurants besucht.

Navigare NSBhotel

Die Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft NSB mit Sitz in Buxtehude gehört zu den weltweit führenden Reedereien. Mehr als 100 Schiffe fahren auf den Weltmeeren unter ihrer Flagge, 2700 Seeleute werden von Buxtehude aus gemanagt. Nach dem Umzug des Firmensitzes wurde die alte Grundschule (Baujahr 1870) frei. Ursprünglich sollte in dem Gebäude der Kaiserzeit ein Boarding House für Mitarbeiter aus aller Welt entstehen. Doch dann wurde entschieden, das rote Backsteingebäude allen zugänglich zu machen.

Nach der aufwendigen Restaurierung ist ein Schmuckstück entstanden, eine harmonische Synthese aus Alt und Neu. Viereinhalb Sterne hat sich das Hotel auf die Fahnen geschrieben. Im hauseigenen Restaurant Seabreeze kocht Michael Herold international mit regionalem Charme. Dem jungen Küchenchef (Jahrgang 1982) gelingt eine reife Leistung. Seine erste alleinverantwortliche Stelle am Herd füllt er mit hervorragendem Programm. Die gut durchdachte Speisekarte ist ein Dreierlei an Themen: jeweils drei Vorspeisen, Suppen, Fleich- und Fischgerichte sowie Desserts, dazu zwei in der hiesigen Szene seltene Käsekreationen. Der historische Gewölbekeller mit seinen unverputzten Wänden - von Licht in Szene gesetzt - ist ein echter innenarchitektonischer Hingucker. Das wird auf den Tischen fortgesetzt. Wir nehmen Platz vor akkurat gefalteten Stoffservietten Modell Sydney Opernhaus und stellen aus den Speisen unser Wunschmenü zusammen.

Vorab mundet das selbst gebackene Focaccia-Brot mit Chiliquark, kalt gepresstem Olivenöl, Meersalz und Butter. Aus der Küche grüßt der Chef mit einem Cappuccino aus Roter Bete. Die Vorspeise ist eine wunderbare Komposition aus Fisch, Frucht und Farbe: Millefeuille von mariniertem Thunfisch und Thai-Mango mit Wasabi-Ingwercreme (12,50 Euro). Zwischendurch werden unsere Teller mit einer Essenz von heimischen Waldpilzen (acht Euro) live am Tisch geflutet, und es entsteht eine Insel aus Stubenkükenravioli. Mit seiner Arbeit kocht sich Michael Herold quasi aus dem Stand in die erste Liga südlich der Elbe. Weitere Beweise liefern der Weiße Heilbutt in Vanille-Nussbutter pochiert (24,50 Euro) ebenso wie die sizilianische Feige mit Picandou-Ziegenkäse und Parmaschinken. Am Nebentisch gibt's Szenenapplaus, als sich der Meister zeigt. Unser Tipp: Zum Silvestermenü sind noch Plätze frei!

Nordlicht

"Lass uns mal zu Henry und Katja gehen", sagt der Gast. Ganz unkompliziert, locker, lecker. So lautet die Vision der neuen Pächter Henry Theben und Katja Röser. Wo früher das Hittfelder Fisch-Restaurant Leuchtturm stand, leuchtet jetzt das Nordlicht.

Für die Hotelfachfrau und den Küchenmeister ist es das erste Restaurant in Eigenregie. Durch den guten Ruf ihres Vorgängers wird der Start natürlich erleichtert, allerdings kann sich der Chef auch auf seine lange Erfahrung in der Spitzengastronomie verlassen: Zwölf Jahre hat er für die Steigenberger-Hotels gekocht, die letzten fünfeinhalb Jahre im renommierten Heinsen's in Ellerbek. In seiner neuen Küche setzt er auf konsequente Frische mit viel Regionalität. Spargel und Kartoffeln holt er seit Jahren bei Bauer Peters vom Brookhoff. Künstliches hat bei Henry Theben nichts zu suchen. Seine Passion schwimmt im Meer: Fische, Krustentiere. "Wenn du ordentlich Fisch willst, gehst du zu Henry", lautet noch so einer dieser Sprüche, die er sich von den Gästen wünscht. Geschätzte 70 Prozent folgen seinem Fischfang.

Köstlich: die gegrillten Jakobsmuscheln in Limonen-Ingwersoße, dazu Pappardelle (18,50 Euro). Viele vertrauen dem tagesfrischen Angebot auf der Tafel. Oder nehmen das gut kalkulierte Drei-Gänge-Menü für 35 Euro. Ich bin neugierig und teste Thebens Fleischküche. Das Rinderfilet unter der Olivenkruste auf Rucolarisotto (23,80 Euro) ist ein Traum. Die argentinische Ware schmeckt nach einem glücklichen Rinderleben. Zarter geht nicht. Kommunikation ist alles. Kein Tisch, der nicht vom Küchenchef persönlich angesteuert wird. Kein Gast, der ohne Verabschiedung geht. So gewinnt man Stammpublikum. Aber nicht nur das ist treu. Souschef Nils Weber steht seit langem mit dem Meister am Herd, ebenso Alexandra Schwegmann als Spezialistin für Patisserie und kalte Küche. Die elegante, offene Einrichtung zeigt die Handschrift von Katja Röser. Sie sorgt dafür, dass bis zu 64 Gäste stilvoll in Szene gesetzt werden. Spontane Besuche sind gut, Reservierungen empfohlen. Vor allem für Silvester. Da bietet das Wohlfühlrestaurant fünf Gänge für 85 Euro inklusive Aperitif, Kaffee und Champagner zum Jahreswechsel.

Leuchtturm

"Moin, moin und herzlich willkommen im Leuchtturm!". Frank Wiechern verbindet an seiner neuen Wirkungsstätte hanseatischen Schnack mit mediterranem Charme. Der Vorgänger von Henry Theben in Hittfeld bietet seit kurzem das Mehr am See. Wer dem Marinas noch eine Träne nachweint, der trocknet diese jetzt am Außenmühlenteich.

Das gelbe Haus ist der wohl spektakulärste Restaurant-Neubau in Hamburgs Süden. Die idyllische Lage mit Wasserblick war gastronomisch jahrelang eher ein Trauerspiel. Jetzt beginnt das Lustspiel bereits bei der stilvollen Inszenie-rung umgeben von viel Natur.

Zusammen mit seiner Frau Betty hat Frank Wiechern mehrere Erlebniswelten unter ein Dach gebracht. Allen voran ein Restaurant und Bistro. Jetzt kann der Chef sein Talent für Meerestiere gleich in vier Küchen austoben, eine davon mit offenem Show-Eeffekt. Was soll man zuerst beobachten: die Köche (12-Männer-Brigade) bei der Arbeit oder die Schwäne auf dem Wasser? Die Köche grillen zum Beispiel Mecklenburger Zander an der Haut, legen einen wild gefangenen Scampi obendrauf, beschwören dazu mit grünem Spargel sowie provencialischem Gemüse den fernen Frühling und umranden die Komposition mit sensationellem Safranschaum. 80 Prozent der Gäste bestellen Meerestiere. Frank Wiecherns Vision erscheint tollkühn: Er prüft die Möglichkeit von Neuzüchtungen und Fischfang in dem Harburger Gewässer vor seiner Haustür.

Ein Cafe mit hauseigener Konditorei ist ein weiteres Highlight. Meisterin Ilona Lindenthal fertigt süße Verführungen zum Heißgetränk. Und Kuchen für Spaziergänger. Nicht verpassen: das selbst gemachte Dominostein-Eis als Dessert! Last but not least: der Festsaal, eine Klasse für sich. Hier wird am letzten Tag des Jahres richtig aufgefahren. Das Buffet etwa mit Hummer, Vierländer Enten von Geflügelbauer Jan Timmann aus Winsen und einer großen Eispyramide ist im Preis von 125 Euro ebenso inklusive wie sämtliche Getränke und Musik vom Discjockey.