Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee war bei der offiziellen Enthüllung des Bauschildes dabei.

Hollenstedt. Der Schneefall am Freitagmorgen sorgte für zusätzliche Aktivitäten auf dem Gelände der ehemaligen Autobahnmeisterei Hollenstedt. Lastwagen mit Schneeschilden mussten Zufahrten und das Parkplatzgelände räumen, damit die per Auto anreisenden Besucher nicht stecken blieben. Die eigentliche Handwerksarbeit bestand in der Frühe darin, ein großes Verkehrsschild mit einem Tuch zu verhüllen. Später waren dann Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der Leiter des Niedersächsischen Straßenbauamts in Verden, Heiko Gerken, und der Managing Direktor des Bauunternehmens Bilfinger Berger, Dirk Söhngen, zur Stelle, das Tuch mit feierlichen Worten (Tiefensee: "Jetzt kann der sechsspurige Ausbau der A 1 beginnen") wieder herunterzureißen.

Vor dem Gelände protestierten derweil mehrere Landwirte aus dem Raum Ehestorf/Zeven, wo kürzlich bereits vier Brücken über die Autobahn 1 abgerissen worden waren. Nun sind 800 Hektar Ackerland für sie nur noch mit großen Umwegen zu erreichen. Protestler Joachim Eckhoff: "Das ist nicht hinnehmbar. Da muss schleunigst etwas geschehen." Lutz Hoffmann, Geschäftsführer der A 1 mobil GmbH & Co. KG, rechnet damit, dass für die Landwirte bis Februar eine Ersatzbrücke aufgestellt worden ist.

Hinter der A 1 mobil GmbH & Co. KG steckt ein Konsortium aus den drei Partnern Bilfinger Berger Verkehrswegebau GmbH, (65 Prozent Anteil), dem mittelständischen Osnabrücker Bauunternehmen Johannes Bunte (15 Prozent) und dem englischen PPP-Investor John Laing (42,5 Prozent). PPP steht für Public-Private-Partnership und bedeutet, dass der Bund und das Land Niedersachsen Aufgaben an private Investoren abgegeben haben. In diesem Fall den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 1 zwischen Hamburg und Bremen auf einer Länge von 72 Kilometern. Nach Ausbau der A 8 in Bayern und der A 4 in Thüringen ist die A 1 das dritte PPP-Autobahnprojekt in Deutschland. Auf jeden Fall ist es mit rund einer Milliarde Euro Finanz-Volumen das bislang größte PPP-Projekt. Bis Ende 2012 soll der in 26 Bauabschnitte aufgeteilte Ausbau fertiggestellt sein. Unter anderem müssen 74 Brücken der sechsspurigen Breite angepasst werden, eine Million Kubikmeter Erdreich sind zu bewegen. Lärmschutzwälle und -wände müssen in der Nähe dichter besiedelter Gebiete geschaffen werden. Das Konsortium wird den Autobahnabschnitt 30 Jahre lang bewirtschaften, kassiert dafür einen Teil der anfallenden Lkw-Maut. Wie viel? Darüber schweigen Konzessionäre und Bundesverkehrsministerium.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zeigte sich in Hollenstedt jedenfalls hocherfreut über die in den Haushaltsberatungen festgelegten Erhöhungen seines Etats von 9,2 auf 11,2 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren. Der Verkehrsminister sieht großen Ausbau- und Instandhaltungsbedarf an Straße und Schiene.

Die A 1 wird täglich von etwa 70 000 Autos befahren, gilt bereits als Stau-Strecke. Der Ausbau soll Linderung schaffen.