Abgewetzte Stahlmasten, Kloakegeruch - Komplettabriss ist nach Ansicht des Ortsrates einzige Alternative.

Meckelfeld. "Willkommen im 21. Jahrhundert", ist im Schaukasten auf dem Bahnsteig zu lesen - Werbung für den Ticket-Kauf per Handy. So modern die Wege der Bahn sind, an das Geld der Fahrgäste zu kommen, so archaisch zeigt sich ihre Visitenkarte in Meckelfeld: Heruntergekommen wirkt der Bahnhof, ein Fossil im Beton- und Blechcharme der 70er-Jahre. Mit Kosmetik wie den aufgeklebten Gleisnummern an den abgewetzten Stahlmasten will sich der Meckelfelder Ortsrat nicht mehr zufrieden geben. Die Forderung an die Deutsche Bahn: Ein neuer Bahnhof soll her - und das so schnell wie möglich!

Einstimmig hat der Ortsrat beschlossen: Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, sollen Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) und der Gemeinderat in Gespräche mit der Deutschen Bahn AG eintreten. Helmut Schwager (SPD): "Wir müssen auf die Liste der Bahnhöfe, die neu gebaut werden." Er nennt den Bahnhof schlicht "Blechding". "Grausig" findet Horst Kosin (CDU) den Zustand der Treppe. Es rieche nach Kloake.

Die Deutsche Bahn soll nun öffentlichkeitswirksam in Erklärungsnot gebracht werden. Der veraltete Bahnhof ist nicht "barrierefrei". Das bedeutet: Rollstuhlfahrer können nur mit Hilfe anderer über eine lange Treppe zu den Bahnsteigen gelangen. Deshalb will der Ortsrat den Behindertenbeauftragten der niedersächsischen Landesregierung zu einer Besichtigung einladen - eine Idee von Norbert Böhlke (CDU).

Studenten der Technischen Universität Harburg (TUHH) haben bereits einen Entwurf für einen zeitgemäßen Bahnhof in Meckelfeld entwickelt. Dieser sieht unter anderem einen Fahrstuhl für den Zugang von Behinderten sowie einen ebenerdigen Zugang vom Park&Ride-Platz zu den Bahnsteigen vor.

Unüberhörbar ist inzwischen: Meckelfeld und die Seevetaler Gemeindeverwaltung wählen eine rauere Tonart gegenüber der Deutschen Bahn als bisher. Verärgert sind die Ortsratsmitglieder über das Verhalten des Konzerns. Eine Mängelliste, die der Präventionsrat Seevetal und Vertreter der Bahntochter DB Station und Service im Juli bei einem Ortstermin erstellt haben, sei nur unzureichend abgearbeitet worden. Einfache kosmetische Arbeiten wie das Streichen der Rückwand des Fahrkartenautomaten lassen bis heute auf sich warten, "Man hat das Gefühl, hingehalten zu werden, damit man irgendwann aufgibt", so Gemeindesprecher Andreas Schmidt. Auf eine E-Mail habe der Konzern gar nicht reagiert. Höflich hatte Andreas Schmidt darauf hingewiesen, dass der Präventionsrat in 2003 den eintönig gefliesten Bahnhof mit 150 bunten Bildern verschönert habe. Tenor: Jetzt sei auch mal die Bahn am Zug.