Leckere Rinderstücke vom Grill sind ein Dauerbrenner in der Gastronomie. Die Rundschau hat drei Lokale besucht.

Harburg/Winsen. "Fleisch ist mein Gemüse" heißt Harburgs Beitrag zur Esskultur. Bis zum Überraschungserfolg des Romans von Heinz Strunk war es um Fleisch als Hauptdarsteller eines gepflegten Essens eher ruhig geworden. Doch jetzt erlebt die Region nicht nur zwei Steakhouse-Neueröffnungen, sondern der Branchenprimus feiert auch noch 40-jährigen Geburtstag.

Steakhouse Camino Wenn Sie regelmäßig "Rach, der Restauranttester" im Fernsehen verfolgen, wissen Sie: Nur wer sich spezialisiert überlebt!

Ähnlich erging es auch Karin Ide und ihrem Ehemann Drago. Seit 2001 führen sie in Bendestorf das kleine, aber feine Restaurant Camino mit mediterraner Karte. Das Problem: "Alle kochen irgendwie mediterran", mussten die beiden feststellen. Also wurde aus einer alten Idee das neue Konzept: Steakhouse!

Ihre Standortanalyse ergab, dass es im Landkreis Harburg kein Steakhouse gibt. Die Philosophie von Küchenchefin Karin Ide am Grill: Keine fertigen Zutaten mehr, alles frisch, lautet ihre Maxime. Sämtliche Soßen und Gewürzmischungen macht sie selber. Allerdings ist gutes Fleisch immer schwerer zu finden, so die Chefin. In Argentinien wurde sie fündig. Ein vernünftiges Rindersteak muss sowieso sechs Wochen abhängen, bevor es auf den Grill kommt. Also kann es auch auf Seereise gehen.

Die Einrichtung im Camino ist untypisch für unsere Steakhouse-Vorstellungen: helle warme Farben und moderne Rattanstühlen möchte man ebenso gerne zu Hause im Esszimmer haben. Die Rechnung ist aufgegangen: Seit dem Neustart im Juni bestellen 80 Prozent der Gäste Steaks. Zum Beispiel ein mageres Rumpsteak in der 250g-Version für 16,50 Euro. Die Karte erinnert im Format und Schrifttypus wohl nicht zufällig an das große Vorbild von Herrn Block. Deswegen gibt's zum Fleisch natürlich die Baked Potato mit Sourcreme, ein Knobi-Ciabatta und vorweg der obligatorische Salat. Allerdings haben Pommes frites Hausverbot. Ebenso wie Schnitzel. Paniertes kommt bei Karin Ide nicht auf die Teller. Steaks werden auf Wunsch vollkommen fettfrei zubereitet, da der Lavagrill kippbar ist. Das Gemüse befeuert die Köchin kurz angebraten unter dem Wok. Halbvegetarier angeln sich dazu das Tunfischsteak (18,50 Euro) oder den Babysteinbutt (16,50 Euro). Der Laden läuft.

Block House Harburg Ehepaar Ide hätte niemals 2008 sein Konzept geändert, wenn nicht Eugen Block 1968 eine Vision gehabt hätte: ein Restaurant ohne Tischdecken, auf den Tellern ein einziges Stück Fleisch vom Grill - kein Braten, keine dicke Soße, kein zerkochtes Gemüse, keine langweiligen Petersilienkartoffeln.

Aus der Vision mit amerikanischem Vorbild ist eine der erfolgreichsten Systemgastronomien Deutschlands geworden mit 40 Filialen, sechs davon im Ausland. In diesem Jahr wird 40. Geburtstag gefeiert, auch in Harburg am Sand, 1977 die siebte Block-House-Eröffnung. Was aber macht das Block House so erfolgreich? Der Mensch ist ein Gewohnheitsesser. Bei jedem Besuch weiß man genau, was einem erwartet. Gerichte sind nie ausverkauft, das Steak mit seiner typischen Gewürzmischung schmeckt immer gleich, es ist ständig von exzellenter Qualität, das Personal lächelt, ja sogar die Einrichtung samt der schweren dunklen Holz-balken ist noch genauso wie vor 25 Jahren, als ich mit den Eltern hier mein Zeugnis feierte. Bloß keine unangenehmen Überraschungen. Und bitte schön, keine Experimente! Denn wer ins Block House geht, will Sicherheit.

Harburg gehört nicht zu den Vorzeige-Block-Häusern. Der schlauchige Innenteil hat an der Stirnseite zum Sand raus nur zwei helle Fenstertische. Das scheint die Gäste nicht zu stören. Im vorigen Jahr wurden hier 63 000 Steaks gegrillt. 2008 zählt man bereits 42 400 Stück Fleisch und die Steak-House-Saison beginnt erst. Mehr als 10 000 Kinderessen dokumentieren die Familienfreundlichkeit. Betriebsleiter Martin Schmoll hat ständig zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus aller Welt am Start. Das Fleisch kommt "von den saftigsten Weiden der Welt", verspricht Seniorchef Eugen Block, der die Restaurantgeschäfte in diesem Jahr an seinen Sohn Dirk übertragen hat. In der eigenen Fleischerei wird jedes Stück grammgenau portioniert. Deswegen wiegt jedes Mr. Rumpsteak genau 250 Gramm, bevor Sachin Basin es in Harburg auf den Grill legt. Sie wollen ja am Ende keine böse Überraschung erleben.*

Great Plains Auch in Buxtehude erfreut man sich neuer Fleischeslust. Im August hat in einem schicken Neubau am Bahnhof das Great Plains eröffnet. Und auch hier gab's bis dato kein Steakhouse. Der Restaurantname steht für die Großen Grasland-Ebenen Nordamerikas, die sich mehr als 3000 Kilometer weit von Kanada bis zum Rio Grande erstrecken. Hier weiden die meisten amerikanischen Zuchtrinder. Porterhouse- und T-Bone-Steaks stammen von dort. Rump und Filets aus Argentinien. Kalb und Pute aus Deutschland, der Jungschweinrücken sogar vom Bio-Bauern. Das Restaurant ist fleischlich breit aufgestellt. Das Kalbskotelett (19,90 Euro) findet man nicht auf jeder Steakhouse-Karte und ist etwas für Kenner. Das Wunschgewicht des Rinderfilets wird sogar in 100-Gramm-Schritten (à 10,90 Euro) für Sie geschnitten.

Während man am Salatbuffet in der Mitte des Great Plains fürs gute Gewissen etwas Grünes auf seinen Teller schaufelt, behält Gunnar Laurenovs am Grill den Überblick zwischen den Garstufen englisch, medium und welldone. Dazu lediglich gebackene Kartoffeln, Wedges und zwei hausgemachte Dips. Hier wird sich aufs Wesentliche konzentriert: Steaks. Die beginnen bei 150g und enden beim großen 550-Gramm-T-Bone (34,90 Euro) "für echte Männer", wie die Speisetafel verspricht. Mittags freut sich das arbeitende Publikum über ein Lunch-Buffet für 10 Euro.

Auch wenn in Buxtehude das Steak nicht neu erfunden wird, so sorgt doch die eine oder andere Idee für positives Feedback. Die Great-Plains-Postkarte zum Beispiel, die man kostenlos an Freunde oder Verwandte verschicken kann. Wer hier mal aufs Örtchen muss, findet sein Eigenheim-WC plötzlich nicht mehr zeitgemäß. Am Ende wird der Gast dann noch geschickt von seiner Rechnung abgelenkt. Die kommt nämlich in Begleitung eines Marshmallowgrills im Miniformat zum Tisch.

Lagerfeuerromantik zum Finale. Der Gast darf sein Schaumzeug selber grillen und mit Schokoflakes verzieren. La Dolce Vita im Steakhouse.