Die 171 Hektar des ehemaligen Truppenübungsplatzes werden zum Erholungsgebiet für alle Bürger.

Neu Wulmstorf. Aus einem Übungsgelände der Bundeswehr wird ein öffentliches Naherholungsgebiet: Die Gemeinde Neu Wulmstorf hat vom Bund den Standortübungsplatz der stillgelegten Röttiger-Kaserne gekauft. Das 171 Hektar große Gebiet mit Heide, Laub- und Nadelwäldern wird zum 1. Dezember in den Besitz der Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg übergehen.

Damit ist jetzt sicher, dass der Truppenübungsplatz nach 75 Jahren militärischer Nutzung allen Bürgern zur Verfügung stehen wird. Während des Verhandlungspokers hatte es zwischenzeitlich geheißen, die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb "gebb" denke darüber nach, das Gelände abzusperren und für forstwirtschaftliche Zwecke nutzen zu lassen. Die "gebb" ist ein Unternehmen des Bundesverteidigungsministeriums, das sozusagen als Makler der Bundeswehr-Immobilien auftritt.

Über den Kaufpreis macht die Gemeinde Neu Wulmstorf auf Wunsch der gebb keine Angaben. Das könne die Position der gebb bei anderen Verhandlungen zur Privatisierung von Bundeswehr-Liegenschaften schwächen. Neu Wulmstorf Bügermeister Wolf Rosenzweig (SPD) spricht von einem "soliden Kaufpreis", der die Gemeinde nicht umhaue. Ein Marktpreis lasse sich nicht ermitteln - dazu sei die Struktur des Gebiets zu außergewöhnlich. So gebe es in dem Areal hochwertige Naturflächen, aber auch von Panzerübungen übel zugerichtete Dünenlandschaften. "Wir sind sicher, keine militärischen Altlasten mehr zu haben", so Jürgen Sausmikat aus dem Bauamt. Das hätten mehrere Untersuchungen gezeigt.

Die Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Standortübungsplatz in einen Raum für erlebbare Natur umgestalten und die Landschaft aufwerten. Bürger sollen beteiligt werden, zum Beispiel an der Gestaltung eines Wegenetzes. Geplant sind Beobachtungsplattformen und ein Aussichtsturm. "Von dem 86 Meter hohen Bornberg kann man bis in den Hamburger Hafen sehen", sagt Rainer Böttcher, Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands der Naturschutzstiftung. Die ersten Aktivitäten, die Gestaltung der Heidelandschaft, sollen noch in diesem Winterhalbjahr beginnen. Zum geplanten Investitionsvolumen am Standortübungsplatz macht die Stiftung keine Angaben.

Das 171 Hektar große Gebiet mit Heide, Laub- und Nadelwäldern, das Neu Wulmstorf erworben hat, unterscheidet sich nicht wesentlich von dem angrenzenden Naturschutzgebiet Fischbeker Heide. Gefährdete Amphibien und Fledermäuse sowie Wild leben hier. Die zivile Nachnutzung der Röttiger-Kaserne in Hamburg-Fischbek und des Truppenübungsplatzes auf Neu Wulmstorfer Gebiet ist ein Leitprojekt der Metropolregion Hamburg.

Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Niedersachsen hat die Hansestadt einen 42 Hektar großen Streifen Naturfläche des Standortübungsplatzes erworben - eine kleine rechtliche Kuriosität: "Das Hamburger Staatsgebiet ist dadurch nicht größer geworden", sagt Wolf Rosenzweig, "es gilt dort weiter niedersächsisches Recht." Für Baugenehmigungen wäre der Landkreis Harburg zuständig - daran würden auch die Ortschilder nichts ändern, die Hamburg in dem erworbenen Naturstreifen aufgestellt hat.