Viele Landwirte sind zu Gastwirten geworden - mit bemerkenswertem Erfolg, wie der Besuch der Rundschau ergeben hat.
Jork/Wenzendorf/Wörme. Die Landwirtschaft wirft nicht immer genug ab. Einige Bauern gehen neue Wege, zum Beispiel mit Cafes auf ihrem Hof. Wir haben drei besucht.
Hofcafe Feindt
Am Anfang war der Apfel. Dann kam der 40 Hektar große Obsthof, später ein Hofladen. "Nur vom Obstverkauf können wir heute nicht mehr leben", sagt Lore Feindt. Im vorigen Jahr hat sie ein Cafe eröffnet. Hier veredeln sie und ihre Mitarbeiter die Produkte.
Die frische Vielfalt des Hofladens spiegelt sich auch im Cafe wieder. Früher war das mal das Kühlhaus. Schon damals wurden Busgruppen auf rustikale Art bewirtet. Mittlerweile weht innenarchitektonisch eine nahezu südeuropäische Brise durch den hellen Neubau. Bei schönem Wetter sind die Rasenplätze unter Kirschbäumen zuerst belegt. Lore Feindt hat für ihre Gäste viele Landfrauenrezepte zusammengetragen. Allen voran zu dieser Jahreszeit natürlich die gebackenen Erdbeervariationen. Ein wahres Gedicht! Obsthof-Chef Jan Hinrich Feindt darf die neuen Kreationen seiner Frau testen, ansonsten habe er im Cafe nichts zu suchen, sagt seine Frau schmunzelnd.
Am Wochenende sind 15 unterschiedliche Torten und Kuchen im Programm. Dann übt das Cafe magnetische Wirkung auf Ausflügler aus und bis zu zehn Servicedamen wirbeln zwischen den Gästen. Reservierungen sind ratsam. Kännchen haben Hofverbot. Heutzutage wird der Kaffeepott bestellt, am meisten jedoch Cappuccino und Latte macchiato. Gruppen ab zehn Personen bekommen eine kostenlose Führung durch den Betrieb mit Fahrt in Jannis Hofexpress, informativer Vitaminprobe und Überraschungstüte.
Cafe im Schafstall
Im schönen Büsenbachtal bei Buchholz backt Carla Hoffmann nachts nach Wettervorhersage. Zumindest von Freitag auf Sonnabend. Dann müssen etwa 20 unterschiedliche Kuchen und Torten fürs Wochenende fertig werden. Vorausgesetzt die Sonne scheint. Zu heiß darf es aber auch nicht werden. Vor ein paar Jahren ist sie aus Namibia zum landwirtschaftlichen Praktikum nach Deutschland gekommen, hat sich in Heidschnuckenbauer Ekkehard von Hörsten verliebt und ihn geheiratet. Seit März 2007 ist sie Cafebetreiberin jenseits von Afrika.
Der Schafstall inmitten eines idyllischen Waldgrundstücks wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Die Gäste sitzen unter neuem Reet, auf Eichendielen und um einen Lehmgrundofen, der in der Mitte des Gastraums installiert wurde. Er wird mit Holz beheizt. Bei über 20 Grad zieht es die Gäste ins Freie. An rustikalen Biertischen oder feinem Korbgeflecht relaxen sie unter Kiefern und Ahornen. Genuss mit Aussicht. Die sanfte Hügellage bietet herrliche Rundumsicht. Für die selbst gebackenen Köstlichkeiten wurde ein holzbeheizter Königswinter-Seitenfeuerungsofen gebaut. Kaffeegäste freuen sich über frisches Obst auf den Saisonkuchen, das Stück ab zwei Euro. Besonders gefragt ist der Käsekuchen mit Früchten, in der kalten Jahreszeit mit Honig und Mandeln. Herzhaft wird es sonntags, wenn der Tagesteller mit Schnuckenspezialitäten bestellt wird. Ekkehard von Hörsten bewirtschaftet eine Herde mit über 100 Tieren. Vor 20 Jahren waren es noch 1500 Stück. Felle werden direkt ab Hofcafe verkauft. Zweimal im Jahr wird geschlachtet, danach verwurstet und auf dem Hof verkauft. Die Idee der Direktvermarktung hatte schon sein Vater in den 1960er-Jahren. Zum Anfassen befindet sich die Schnuckenherde gleich neben dem Cafe. Beim Sonntagsbrunch im Schafstall (18,50 Euro) wird Heidschnuckenbraten direkt im Holzbackofen gegart. Der nächster Termin ist am Sonntag, 29. Juni 2008.
Hof Oelkers
Erfolg durch Spezialisierung. Der Musterbetrieb dafür steht in Wenzendorf. Was Bernd Oelkers und seine Ehefrau Rita Maack hier aus der traditionellen Landwirtschaft der Eltern Lisa und Jochem gemacht haben, verdient Respekt. Sie konzentrieren sich seit Jahren auf drei Hauptprodukte: Weihnachtbäume, Buchsbäume und Spargel. Für einen 200 Quadratmeter großen Hofladen und ein eigenes Cafe waren auch noch Platz. Kuchen und Torten sind natürlich hausgemacht. Dafür ist Bäckerin Beate Buhmann zuständig. Bis zu fünf Variationen stehen zur Auswahl, dazu Kaffeespezialitäten und Eis. Wer Deftiges möchte, bestellt den Schinken-, Mettwurst- oder Käseteller (ab 5,50 Euro).
An neuen Programmen wird schon gefeilt. Rita Maack verspricht plattdeutsche Lesungen, Weinproben und Jazz-Frühschoppen. Auch hier sind nach Voranmeldung Führungen möglich.
1. Hofcafe Feindt , Westernjork 57, 21635 Jork, Telefon 04162-75 49, www.hofladen-lore-feindt.de , Öffnungzeiten: täglich 10-18 Uhr
2. Hof Oelkers , Klauenburg 6, 21279 Wenzendorf, Telefon 04165-804 68, www.oelkers-hofladen.de , täglich 9-19 Uhr. Juli-September Dienstag Ruhetag.
3. Cafe im Schafstall , Am Büsenbach 35, 21256 Wörme, Telefon 04187-10 72, www.cafeschafstall.de , Donnerstag und Freitag 14-18 Uhr. Am Wochenende 12-18 Uhr.