14 Meter hohe Hallen dicht an den Häusern, dazu die Aussicht auf 2500 Lastwagen am Tag - damit wollen die Anwohner nicht leben.

Rade. Ein Bild von der Stimmung in den Ortsteilen Rade und Mienenbüttel wollte sich Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) machen. Das hat er jetzt: Von Enttäuschung bis Wut reicht die Gemütslage in den beiden Dörfern (zusammen 758 Einwohner) an der Autobahn 1. Der erste Planentwurf für den 80 Hektar großen Logistikpark in Mienenbüttel sei nicht einmal annähernd das, womit sie leben könnten. Das machen rund 200 Menschen im voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus in Rade bei der sogenannten frühzeitigen Bürgerbeteiligung zu dem Mammutprojekt deutlich, in Neu Wulmstorf offiziell "Gewerbe 1 A Rade" genannt. Nach mehr als vier Stunden Diskussion in teilweise hitziger Atmosphäre kommt die Kampfansage von Ulrich Meier, Sprecher der Bürgerinitiative "Für Mienenbüttel": "Wir sind komplett gegen das Konzept als Logistikpark." Donnernder Applaus.

Deshalb die Enttäuschung in den beiden Dörfern: Der mit Spannung erwartete erste Bebauungsplanentwurf für den Logistikpark, den die Düsseldorfer Habacker Holding realisieren will, unterscheidet sich entgegen den Ankündigungen der Gemeindeverwaltung nun doch so gut wie gar nicht von dem vorab an die Öffentlichkeit gelangten Rohentwurf. Und offenbar auch kaum von dem inzwischen gescheiterten Gewerbeparkvorhaben der DSK vor zwei Jahren. Einziger Fortschritt aus Sicht der Anlieger: Der geringste vorgesehene Abstand zwischen der Siedlung in Mienenbüttel und bis zu 14 Meter hohen Hallen soll 60 Meter betragen - ursprünglich waren es nur 30 Meter.

Zentrale Forderungen der Bürgerinitiative spiegeln sich im Planentwurf nicht wider: keine Spur von grünen Ausgleichsflächen vor Ort (sondern Kilometer weit weg auf dem früheren Standortübungsplatz), nur eine kleine, etwa drei Hektar große Pufferzone zwischen Wohnhäusern und Hallen. Dann bekommen die Bürger noch zu hören: Eine zusätzliche Autobahnabfahrt direkt in den Logistikpark hinein lehnt die zuständige Landesbehörde in Verden ab. Eine Absage gibt es auch an einen Kreisverkehr an der Autobahnanschlussstelle Rade. 2000 bis 2500 Lkw pro Tag, so die Prognose für 2020, würden den Logistikpark über die A 1 ansteuern.

Die Menschen in Rade und Mienenbüttel fürchten um ihre Lebensqualität: "Wir haben hier gebaut und wollen hier bleiben", ruft eine Frau. Und fügt trotzig hinzu: "Wir waren zuerst hier." Gigantisch wird der zurzeit größte in Deutschland geplante Gewerbepark sein: Unter den Dächern der im Nordwesten geplanten jeweils 30 000 Quadratmeter und 20 Meter hohen Hallen könnten alle Eigenheime Mienenbüttels Platz finden.

Neu Wulmstorfs Ortsentwicklungsamtsleiter Thomas Saunus argumentiert mit den 1600 bis 2000 erwarteten Arbeitsplätzen. In den Dörfern werde der Autobahnlärm wegen der Hallen weniger zu hören sein als heute. Saunus verspricht: "Durch das Eingraben wird nichts von den Hallen zu sehen sein." Die Bürgerinitiative aber hat das Vertrauen verloren: Der vorgestellte Bebauungsplanentwurf biete keine Gesprächsgrundlage.