Meistens suchen nur Übernachtungsgäste die Restaurants der Häuser auf. Aber wer edles Ambiente und leckere Menüs mag, ist hier richtig.
Buchholz/Finkenwerder/ Lüneburg. Wer schick essen gehen möchte, hat eine Möglichkeit selten auf der Rechnung: Hotel-Restaurants. Warum eigentlich?
ACHAT PLAZA LANDART HOTEL
"Lass uns zum Essen ins Achat Plaza Landart Hotel gehen." Das sagt kein Mensch. Die Namen von Hotelketten sind oftmals lebensferne Bandwürmer, die sich schlecht einprägen. Die Folge: Hotelgäste bleiben im Restaurant meistens unter sich. "Wir haben nur etwa 30 Prozent einheimische Gäste", schätzt Martin Krehlik, F&B-Manager im Buchholzer Vier-Sterne-Haus. Dieser Anteil könnte gern höher sein, denn das Ambiente dort hat Klasse. Das Licht ist klug inszeniert, die Wände sind mit moderner Fotografie dekoriert. Weniger schön anzuschauen: die Rest-Utensilien vom Frühstücksbuffet wie Toaster oder Teestation. So wird man das Hotel-Image nicht los.
Viel wichtiger das Essen. "Bürgerliche Speisen, internationaler Touch und vernünftige Preise", so erklärt Martin Krehlik sein Konzept. Küchenchef Cedrik Dannenberg muss scharf kalkulieren. Das Drei-Gänge-Menü mit Barberie-Ente oder Rumpsteak als Hauptgericht darf die 20-Euro-Grenze nicht überschreiten. Das Großformat der Speisekarte täuscht über die tatsächliche Menge der Gerichte hinweg. Zu den Menüvorschlägen gesellen sich drei Hauptgerichte aus Fluss und Meer und fünf Fleischvariationen, zumeist Standards wie Steak, Filet oder Geschnetzeltes. Zum Beispiel von der Pute nach ungarischer Art, sautiert mit Paprika, roten Zwiebeln, Lauch und Champignons in Kräuterbutter, dazu schwarze Bandnudeln (13,90 Euro). Pluspunkt beim Dessert: eine Käseauswahl, die viele Häuser so nicht im Programm haben. Minuspunkt: der vielfältige Gebrauch der Waldmeistersoße, die zum sonst leckeren Kaiserschmarrn (6,20 Euro) definitiv nicht passte.
GOLDEN TULIP HAMBURG AVIATION HOTEL
Gleiches Phänomen: "Wollen wir heute Abend im Golden Tulip Hamburg Aviation Hotel essen gehen?" Bis man das ausgesprochen hat, ist man verhungert. Was schade wäre, denn auch hier direkt an der Elbe in Finkenwerder wurde mit großem Aufwand ins Ambiente investiert. Es gibt gute Gründe für die Einkehr. Erstens: Die Gäste sitzen direkt an der Elbe und genießen den herrlichen Ausblick. Zweitens: Jeden Abend außer freitags gibt's Livemusik. Bei unserem Besuch spielt der junge Pianist Martin Kaye aus Manchester eine Mischung aus Elton John und James Blunt. Drittens: Das Ambiente. Die warmbraunen Holztöne im Retrostil sind wirklich gemütlich. Hier hat sich ein Inneneinrichter erfolgreich Gedanken gemacht. Viertens: Die Speisekarte. Sie soll eine Art Baukastensystem darstellen.
Der Gast sucht sich die Komponenten selber zusammen. Menüs sind verpönt. Ich nehme ein Ribeyesteak vom Kalb (16 Euro) plus Ratatuille (3 Euro) und einen Beilagensalat mit Blue-Cheese-Dressing (3 Euro) - fertig ist das Hauptgericht.
Die Nähe zu Airbus sorgt unter der Woche für reges Geschäftstreiben. Doch auch hier ist die Einheimischen-Quote ähnlich mager wie in Buchholz. Monatlich wechselnde Aktionen dienen als Lockmittel. Zum Beispiel der Wok-Tag. Jeden Montag ab 18 Uhr stehen die Köche live im Restaurant und lassen sich vom Gast sagen, was sie in die Woks legen sollen. Für 18,50 Euro darf er das so lange tun, bis er satt ist. Das gilt bis 22 Uhr. Auch die wöchentliche "Schnitzeljagd" ist gastfreundlich kalkuliert: Jeden Mittwoch zum Sattessen für 16 Euro.
Ansonsten kocht Küchenchef Slawomir Kostyra mit seinem Team amerikanisch mit asiatischen Einschlägen.
BERGSTRÖM
Jens Hornung hat das Glück, Direktor eines Privathotels zu sein. Seine Gäste müssen keine Endlosnamen überwinden. Der Lüneburger Unternehmer Henning J. Claassen hat dem Betrieb 1989 den Fantasienamen "Bergström" gegeben. Sein Hotel ist dezentral aufgebaut. Mittlerweile besteht es aus sieben Gebäuden und liegt idyllisch im historischen Hafenviertel.
Eines der Häuser ist in der Lüner Mühle gegenüber vom Haupthaus. Das Fachwerkgebäude aus dem 16. Jahrhundert ist Weinhandlung und Restaurant. Hier erinnert kein Frühstücksbuffet an den Hotelbetrieb, und trotzdem können die Gäste in zehn Zimmern und fünf Suiten übernachten. Noch bis in die 1970er-Jahre wurde an dieser Stelle Korn gemahlen. Danach wurde das Haus nach alten Bildern saniert. 500 Weine aus aller Welt sollen hier lagern. Von "Jeden-Tag-Weinen" ab 3 Euro bis hin zu Weltberühmtheiten, sagt Jens Hornung. Er möchte Wein neu entdecken lassen.
Der Direktor und seine 85 Mitarbeiter müssen den Überblick über eine Hauptküche, vier Produktionsküchen und fünf Gastronomien behalten. Im Hauptrestaurant, dem reizvoll übers Wasser gebautem Marina Cafe, finden Klassiker wie Sonntagsbrunch statt, auf den man auch hier nicht verzichten möchte. Gleichwohl: Das Bergström ist trotz Wassernähe stintfreie Zone. "Grünkohl oder Spargel wegzulassen, wäre schwieriger", sagt Küchenchef Maurice Croom. Wir probieren vorweg eine hervorragende Sauerkrautrahmsuppe mit Scampi im Speckmantel (7,20 Euro). Danach Fasanenbrust im Speckmantel mit Traubensoße, Champagnerkraut und Kartoffel-pürree (18,50 Euro). Die Kellnerinnen Nelli Steinhauer und Elisabeth Waltke tragen die Speisen von Silberglocken geschützt vom Hauptgebäude zur Mühle. Eine der Spezialitäten der Küche ist die Heidschnucke. Allerdings saisonbedingt erst wieder ab August. Was nicht Saison hat, wird nicht verarbeitet.