Es muss nicht immer die ausländische Spezialität sein. Bodenständige Rezepte mit Produkten aus der Region liegen wieder voll im Trend.

Buxtehude/Winsen/Jesteburg. Sie gehen zum Griechen, zum Italiener und holen sich mittags ihre Ente mit acht Kostbarkeiten vom Chinesen? Dabei ist deutsche Küche im Trend. Vorausgetzt, sie wird modern weitergekocht. Wir haben drei Ziele getestet.

Abthaus

Christian Kutz-Kromnow schmort Rinderbäckchen rund drei Stunden lang in Rotweinmarinade. Danach entsteht aus dem Fond eine kräftige Burgundersoße. Dazu Wirsingkohl in Rahm, getrüffelte Stampfkartoffeln und nach dem letzten Bissen ein glücklicher Gast. 14,50 Euro sind dafür bestens investiert und unterstreichen das neue Selbstwertgefühl deutscher Küche. Klassisch kochen, modern inszenieren zu moderaten Preisen. Erstklassige Produkte sind dafür im Abthaus eine Selbstverständlichkeit, wie der Küchenchef betont. Das Schnitzel wird aus einem Öko-Kalbsrücken geschnitten, Schweinefilet und Putenbrust vom Schlachter aus der Region. Hier wird Traditionelles wiederentdeckt. Zum Beispiel die Kalbsleber samt geschmortem Apfel-Zwiebelgemüse und Stampfkartoffeln (13,80 Euro).

Mit seinem Kompagnon Michael Hansen setzt Kutz-Kromnow auf den deutschen Trend und hat dafür das Abthaus gepachtet, eines der ältesten Gebäude in Buxtehude. Bis ins 15. Jahrhundert lässt sich dessen Geschichte zurückverfolgen. Die Inhaber haben investiert: Das Licht neu inszeniert, die Möbel restauriert und etwa 30 Weinsorten im großen Chambrair-Klimaschrank zwischengelagert. Michael Hansen und sein Team führten jahrelang die Gastronomie im Golfclub Daensen. Renommee erkochten sie sich auch als Alsterköche im Ruderclub Favorite Hammonia.

Im Abthaus schätzen sie den reizvollen Kontrast. "Ein wunderschönes ehrwürdiges Gemäuer mit einem phantastischen Ambiente", schwärmt Christian Kutz-Kromnow. Unbedingt probieren: Vorweg die pikante grüne Pfeffersuppe mit frischen Feigen und Pernod. Sie hat die längste Verweildauer in der Speisekarte und gehört mittlerweile zu ihren Klassikern.

Habitat an der Insel

Norbert Brandt schmückt den Porzellanteller mit einem Salatkreis, legt einen gratinierten Ziegenkäse in die Mitte und verziert das Ganze mit Balsamicocreme. Wer noch nicht alle guten Vorsätze fürs neue Jahr über Bord geworfen hat, ist bei den kalorienreduzierten Kleinigkeiten im Jesteburger Habitat besonders gut aufgehoben. Nicht nur die Vorspeise ist leicht, sondern auch der Preis: sieben Euro. Wer nicht so auf die Waage schaut, bestellt die Bratkartoffelgerichte.

Seit Anfang 2007 soll's hier vor allem unkonventionell zugehen. Der neue Treffpunkt in Safrangelb und Kirschrot bietet viel gedämpftes Licht, Kerzen und ein offenes Ende beim Abschließen. Herzlich willkommen erscheint auch der Gast, der "nur" Wein trinken und Klönen will. "Seitdem im Klubzimmer gequalmt werden darf, bleiben auch die Raucher wieder länger", sagt Mitbetreiber Jens Lüllau (früher im Buchholzer Gasthaus Dreeßen).

Mit der Übernahme des ehemaligen "Hubsis Heustadl" haben sich die beiden Gastroprofis einen Traum erfüllt. "Wir wollen unseren Gästen einen Raum zum Leben und Wohlfühlen bieten", sagen sie. Die Küche ist bodenständig deutsch. Hier wirkt Norbert Brandt, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Er koche "frei Schnauze" betont er und bereitet wahre Gaumenfreuden.

Zum Beispiel mit dem Pagasiusfilet auf Blattspinat neben Salzkartoffeln (11,50 Euro). Scampi brät er in Kräuterbutter und bettet sie auf Wildreis und Champignons (11,20 Euro). Top-Gastronomie ist das nicht, soll's aber auch nicht sein. Dafür sind die Preise vergleichsweise günstig.

Wer tagesfrisch beglückt werden will, schaut auf die Tafel. Viele Anregungen dazu kommen direkt von den Gästen, die dem Habitat-Team oftmals ihre Wünsche äußern.

Maack-Kramer's Landgasthof

Sind Sie ein Krokettentyp? Dann überspringen Sie die nächsten Zeilen. Es gibt keine langweiligere Beilage als Kroketten. Das findet Marlis Schulz auch und denkt sich Alternativen aus. Zum Beispiel Serviettenknödel mit Pfifferlingen. Dazu weicht sie Weißbrot mit Eiern, Sahne und Pfifferlingen ein, rollt die Masse in ein Tuch und backt sie im Dampf. Danach entstehen Scheiben, die in der Pfanne nachgebraten werden. Als Beilage zu Hirschmedaillons unter Thymiankruste auf Rahmwirsing (17,50 Euro) schlagen sie geschmacklich jede Krokette um Längen.

Marlis Schulz dürfte die dienstälteste Küchenchefin im Landkreis Harburg sein. Der Pattenser Landgasthof von Karsten Maack-Kramer ist seit 1968 ihre Wirkungsstätte. Dieses Jahr war sie 40 Jahre dabei. Ihr Repertoire ist klassisch-deutsche Landküche mit viel Neugier auf Neues. Deswegen erscheint die Karte wesentlich ambitionierter als in vielen anderen Gasthäusern. Momentan stehen Kohltage auf dem kulinarischen Kalender. Die Gäste erwarten Omas Küche, aber bitte schön mit Pfiff. Sollen sie haben. Wie wär's mit Rotkohlroulade um Wildhackfleisch, dazu Rosmarinkartoffeln für 12,50 Euro? Immer wichtiger: regionale Produkte. Zu den Ententagen vom 21. bis 24. Februar liefert Geflügelbauer Jan Timmann aus Stöckte seine Tiere. In der Küche machen Marlis Schulz und ihr Team daraus die Variante Ente "klassisch" mit Rotkohl, Rahmsoße und Kartoffelklößen oder "trendy" mit Aprikosen-Pfeffersoße und Cranberrys (je 16,40 Euro). Die Atmosphäre ist eher traditionell. Drinnen hängen an den Wänden noch immer Geweihe und ausgestopfte Tiere, wenngleich der frische, aufmerksame Service die optische Plüschigkeit ausgleicht. Das Ambiente punktet vor allem, wenn's draußen wieder wärmer wird. Der Sommergarten hinterm Haus gehört zu den schönsten Open-Air-Vergnügen im Umland.

ABTHAUS

Abtstraße 6

21614 Buxtehude

Telefon 04161/55 40 77

www.alsterkoeche.de

Küchenzeiten: täglich 17 bis 22, am Wochenende 12 bis 22 Uhr.

Montag Ruhetag.

HABITAT AN DER INSEL

Lindenstraße 6

21266 Jesteburg

Telefon 04183/77 49 99

www.habitat-jesteburg.de

Küchenzeiten: täglich 16 bis 22.30 Uhr.

Mittwoch Ruhetag.

MAACK-KRAMER'S

LANDGASTHOF

Blumenstraße 2

21423 Pattensen Tel. 04173/239

www.maack-kramer.de

Küchenzeiten: täglich 17 bis 22, sonntags auch 11.30 bis 14 Uhr.

Montag und Dienstag Ruhetage.