Anfänger und Auktions-Profis kamen zum König-Georg-Deich, um Autos, Motorräder, Unterhaltungselektronik oder Schmuck zu ergattern.

Wilhelmsburg. Eigentlich wollte Volker Kuhn (36) aus Fleestedt ja nur gucken. Sagte er zumindest. Dann hat er aber doch 2300 Euro plus sechs Prozent Gebühr für eine Suzuki GSX am König-Georg-Deich 6 gelassen. In dem Autohaus hat das "Leihhaus für Kfz" aus Hamburg-Horn am Sonnabend nicht ausgelöste Gegenstände versteigert. Doch viele der rund 150 Interessierten waren offensichtlich umsonst gekommen.

Denn: Längst nicht alles, was das Pfandhaus im Internet angekündigt hatte, wurde auch tatsächlich zum Mitbieten angeboten. Chef Wolf-Dietrich Jankowiak: "Viele Leute lösen ihr Eigentum noch ganz kurz vor der Versteigerung aus, deshalb steht erstmal vieles auf der Liste, was dann doch nicht versteigert werden kann."

Ein Gabelstapler etwa wäre eigentlich dabei gewesen - er war nicht da. "Ich bin wegen der Lkw gekommen", sagte Stefan Mölter (36). Er macht in Catering, geht sonst zu speziellen Gastro-Versteigerungen. Nur zuschauen wollte Hans-Jürgen Plate (33) aus Harburg mit seiner Freundin. "Damit wir wissen, wie's funktioniert, und nächstes Mal selbst mitsteigern können - vielleicht ein Fahrrad."

Seit 13 Jahren geht Jenny (29) aus Neugraben zu Schmuckauktionen. Sie hat fünf Goldringe gekauft - für ihr Hobby: "Die schmelze ich ein, mache etwas Neues draus und verkaufe es privat." Auch ihr Armring mit der Buchstabenfolge "JENNY" besteht aus recycletem Auktionsgold.

Jedes Mal mit dabei ist Familie Heiden aus Neu Wulmstorf. Vater Mario (40) wollte eigentlich nach Motorrädern Ausschau halten, "aber da ist nicht viel dabei". Eine Playstation und Handys haben seine Frau Anja (30) und er schon bei Versteigerungen erstanden, an diesem Tag wünschte sich Sohn Dennis (7) ein Spielepaket für seine Computerkonsole.

Besonders bei der jungen weiblichen Kundschaft begehrt war ein Nintendo-DS-Gerät - in rosa. Das wollten die Freundinnen Lisa und Steffi (beide 13) haben, aber auch Yildiray Yilmaz wollte es für Töchterchen Edanur (3) und Peter Hofmann für seine Tochter Merle (5). 150 Euro kostet das Teil im Laden, wissen die Konkurrenten, der Startpreis liegt bei 40 Euro.

Zum ersten Mal bei einer Versteigerung dabei und gleich ein Schnäppchen gemacht hat Sigrid Lion (49) aus Harburg: "Einen DVD-Player für 14 Euro für meinen Sohn" hat sie ergattert, ihr Bekannter Andreas Rose (39) hatte sie mitgenommen. Er kauft oft Handys und Fahrräder bei Auktionen. "50 Prozent günstiger als im Laden - und das Ambiente ist interessant." Dass diese Versteigerung auch bedeutet, jemand kauft etwas günstig, was ein anderer vorher abgeben musste, stört ihn nicht: "Pech!" Anders Helmut (69): "Hier steckt auch ein Stück Elend dahinter. Schließlich wurden all diese Dinge von ihren Besitzern versetzt."

Drei Monate behält Pfandleiher Wolf-Dietrich Jankowiak die beliehenen Gegenstände bei sich, so lange gilt der Pfandschein. Wird er nicht ausgelöst oder verlängert, gehen die Sachen unter den Hammer. "80 Prozent werden wir auf diesem Wege los", so der Leihhaus-Inhaber, "der Rest geht in den Nachverkauf - übers Internet, bei Ebay." Da ist meistens sogar noch mehr drin als per realer Auktion: "Was ich hier nicht für 60 Euro loswerde, dafür bekomme ich bei Ebay manchmal 100." Zurzeit ist bei ihm übrigens ein Boot beliehen, ein Vollgleiter - löst es sein Besitzer nicht rechtzeitig aus, gibt's beim nächsten Mal ein Boot zu ersteigern.