Diplom-Biologe Jan Brockmann kennt die Natur und die Geschichte der Kulturlandschaft. In Führungen gibt er sein Wissen weiter.

Wilsede. Ranger, das klingt nach den Weiten der nordamerikanischen Nationalparks, nach Ausritten hoch zu Ross und Abenden am Lagerfeuer - ganz so läuft der Alltag von Diplom-Biologe Jan Brockmann (44) nicht, doch spannend genug ist sein Beruf allemal. Seit 2005 ist Jan Brockmann der erste und einzige Heide-Ranger im Naturpark Lüneburger Heide: Eine Mischung aus Fremdenführer, Naturschützer und Biologielehrer. Bei ihm erlebt man die Heide anders.

"Hier gibt es immer etwas Außergewöhnliches zu entdecken", sagt Brockmann. Führungen durch das Moor, Vogelbeobachtungen, Nachtwanderungen zwischen Eulen und Fledermäusen bietet er an. Wer mit Jan Brockmann umherstreift, sieht unter seiner Anleitung, was andere nicht sehen: Betriebsbelegschaften, Schulklassen und auch Reisegruppen gehen mit, das jeweilige Programm kann individuell abgesprochen werden. Eine einstündige Führung mit Gruppen bis zu 30 Personen zum Beispiel kostet 99 Euro, eine zweistündige Gruppen-Nachtwanderung ab 79 Euro.

Der Naturpark um den Wilseder Berg ist mehr als Heidschnuckenidylle und Pferdekutschenparadies: Erst vor kurzem hat Brockmann in der Heide einen versteinerten Seeigel gefunden - da stellt sich die Frage, wie der hierher kommt. "Der wurde während der Eiszeit hierher getragen", meint der Ranger. Wann reifen die Wachholderbeeren, wo gibt es Birkhähne, wie sieht eine Blindschleiche aus und wozu dienten Treppenspeicher? Die Geschichte der Kulturlandschaft sind dem Ranger ebenso vertraut, wie die Flora und Fauna, die dazu gehören - schließlich ist seine Familie schon seit dem 16. Jahrhundert in der Gegend ansässig.

Eigentlich wollte Brockmann Förster werden, doch während seines Studiums arbeitete er in Großbritannien als Ranger, der Beruf gefiel ihm. Nach dem Studium war er für Naturschutzstiftungen tätig. "Die Projekte waren sinnvoll, aber irgendwann kam die Sehnsucht danach, wieder draußen zu sein", sagt er. Inzwischen ist er als selbstständiger Unternehmer in Sachen Heide unterwegs. "Schön wäre es, wenn wir mehr junge Leute für diese Landschaft interessieren könnten", meint er. Das angestaubte Image der Heide missfällt ihm, aber Neuerungen möchte er behutsam durchführen: "Von der Einmaligkeit dieser Landschaft können wir nur profitieren, wenn sie erhalten bleibt." Sensibilisieren möchte er die Menschen für das Naturerlebnis vor ihrer Haustür: "Manch einer fährt bis nach Nordamerika, um Adler in der freien Natur zu beobachten. Die sehe ich hier jeden Tag", sagt er. "Gar nicht langweilig", findet er seinen Arbeitsplatz. "Neulich hatte ich einen Manager hier, der ist einen Tag mit mir unterwegs gewesen. Anschließend war er begeistert", erzählt Brockmann.

Mehr für die Umweltbildung möchte er tun, deshalb bildet er mit der Töpferakademie Natur- und Landschaftsführer aus: "Es ist wichtig, dass ein solides Verständnis für den Naturpark da ist." Und das kann man am besten vor Ort erwerben: Jeden Tag zwischen Wachholder und Besenheide, wenn man nur genau hinschauen mag. Das ganze Programm des Heide-Rangers im Internet unter der Adresse "www.heide-ranger.de".