Nacht der Clubs, Nacht der Romantik - jetzt wurde die Literaturnacht mit Texten rund um die Stadt ein Erfolg.

Lüneburg. "Ich werde wohl mehrere Monate in Lüneburg bleiben und mich langweilen", schrieb einst Heinrich Heine in seinem ersten Brief aus Lüneburg an einen Freund. Der berühmte Schriftsteller lebte zeitweilig in der Salzstadt bei seinen Eltern. Das Haus mit den Delfinen am Giebel steht noch heute am Marktplatz. Nach seinen Briefen zu urteilen, empfand Heine Lüneburg trostlos und öde.

Von Langeweile konnte am Freitagabend, bei der ersten Literaturnacht von Lüneburg Marketing und Literaturbüro aber keine Rede sein. Der romantisch illuminierte Klosterhof hinter der Ratsbücherei wurde zur Kulisse für Kurzgeschichten und Gedichte, die von Lüneburgern geschrieben oder aber in Lüneburg oder Umgebung spielten.

Schauspieler und Theaterinhaber Hans Jürgen Gündling führte Regie und hatte sowohl Motto und als auch Programm in liebevoller Arbeit zusammengestellt. Mit seinem neunköpfigen Ensemble, darunter auch Stadtführer Horst Mietzner als Heinrich Heine, ging es in gleich zwei Vorstellungen an diesem Abend auf einen literarischen Streifzug.

Rund 600 Besucher lauschten bei Wein und Käse zwischen Obstbäumen und historischen Mauern wie Petra Gerhardt das Märchen von der Salzsau von Ludwig Bechstein erzählte. Stadtführer Horst Mietzner spielte sich selbst, nämlich einen Stadtführer in Heinrich Heine Kostüm. Auf einer weißen Bank berichtete er vom berühmtesten Schriftsteller, der sich einst in Lüneburg aufhielt. Von Heine und Mietzner ging es zu den Schüler-Nachwuchsschauspielern Reemt Christian Meyer, Jan-Philipp und Madlen Schulz. Sie spielten Buschs "Der Hohle Zahn", wobei sich Regisseur Gündling in einer Szene einen Seitenhieb auf den neuen Namen der Lüneburger Universtät erlaubte: Das tischtuch-große Pflaster, mit dem der schmerzende Zahn gelindert werden sollte, trug den Namen "Leuphana".

Eine unplanmäßige Pause mussten Ensemble und Besucher einlegen, als es zu regnen begann. Schauspieler Stefan Schmidt, der durch das Programm führte, sah sich schon in den Fürstensaal des Rathauses ausweichen. Doch nach 20-minütiger Unterbrechung ging es mit den plattdeutschen Versionen von Goethes "Auerbachs Keller" und Brechts "Geschichten von Herrn Keuner" weiter.

Viel Beifall und Gelächter ernteten Hans Jürgen Gündling und Stefan Schmidt mit der Erzählung vom "Geliehenen Fahrrad" von Kurt Schwitters, dem eine Radtour zur Roten Schleuse in weniger guter Erinnerung geblieben ist.

Mit einem Gastauftritt von Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf in der Spätvorstellung, Werken von ehemaligen Stipendiaten des Lüneburger Literaturbüros und zehn Gedichten über die Heide endete die erste Lüneburger Literaturnacht mit großem Applaus und dem Versprechen von Regisseur Gündling: "Im nächsten Jahr sehen wir uns wieder."

So hat Lüneburg zu den Sülfmeistertagen, zur Nacht der Clubs und Nacht der Romantik nun auch eine jährlich wiederkehrende Literaturnacht. Nein, Heinrich Heine wäre es im heutigen Lüneburg bestimmt nicht langweilig gewesen.