Die Wagenbaugruppen basteln in den Scheunen an ihren Kunstwerken. Aber das Baumaterial ist noch feucht.

Scharmbeck. In den Scheunen und Schuppen rund um das Gasthaus Kruse brennt zurzeit abends lange das Licht: Scharmbeck bereitet sich auf das Erntefest und den 59. Erntewagenumzug vor. 20 Wagenbaugruppen arbeiten emsig an ihren Werken aus Weizen- und Roggenähren.

"Die Scheunenhocker", 19 Jungen und Mädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren, Schüler und Auszubildende, widmen sich dem Nachbau des Bauwagens Peter Lustig aus der Fernsehserie "Löwenzahn". "Die Vorlage haben wir aus dem Internet", sagt Bianca Ahlers (17), die Einzelhandelskauffrau lernt, "nach Bildern fertigten wir dann ein Modell." Der Bauwagen, den die "Scheunenhocker" am Sonntag, 2. September, um 14 Uhr im Festumzug durch Scharmbeck präsentieren wollen, ist rund 2,50 Meter lang und wohl 1,50 Meter hoch.

Seit Anfang Juli, zu Beginn noch sporadisch, jetzt jedoch jeden Abend arbeiten sie an ihrem Werk, mit dem sie nun zum dritten Mal an dem Fest teilnehmen. Im ersten Anlauf belegten sie mit einem Schachbrett den 15. Platz, dann mit einem Windlicht den 16. Rang. "Jetzt hoffen wir unter die Top Ten zu kommen", sagt Bianca. Und so hämmern, bohren und kleben sie, was das Zeug hält. Mit dem Fön wird der Klebstoff getrocknet. Diesmal haben sie etwas Schwierigkeiten damit, die Weizenhalmen in Form zu bringen. Die sind noch zu feucht. "Die Ähren hängen nicht so schön wie in den Vorjahren." Das Getreide bekommen sie von Landwirten aus dem Dorf oder von auswärtigen Bauern. Der Erntefestverein bezahlt die Mengen. "Es gibt bei uns ja nicht mehr so viele Landwirte."

Das Schwierigste bei der Arbeit sei gewesen, so Gärtnerazubi Mona (17) leise, "die Jungs zu motivieren." Spaß mache, im Team zu arbeiten und ein gemeinsames Ziel zu haben. "Und die Feiern sind auch nicht von schlechten Eltern", fügt Bianca hinzu.

Nur wenige Schritte von dieser Scheune entfernt, werkeln die "Newcomer", obwohl sie nun wahrlich keine mehr sind. Einige von ihnen sind schon seit 20 und sogar 37 Jahren dabei. Die "Newcomer" sind 13 Frauen und Männern, die vorher zu anderen Gruppen gehörten, die sich im Laufe der Zeit aber aufgelöst haben. In diesem Jahr haben sie sich vorgenommen, eine griechisch-orthodoxe Kirche zu bauen, die sie in einem Urlaubsprospekt über Kreta gesehen haben.

Angela Muhl (50), Stationssekretärin im Winsener Krankenhaus, erinnert sich daran, dass sie schon als 13-Jährige lernte, jede Ähre einzeln zu verkleben. Das ist eine Kunst für sich. Jetzt arbeitet sie mit viel Geschick an den Fenstern der Kirche. Schwierigkeiten machte dieser Gruppe die Kuppel. Erst versuchten sie, über einen Luftballon mehrere Schichten Zeitungspapier zu kleben. Bei der dritten Schicht fiel der Ballon in sich zusammen. Jetzt gibt eine Styropor-Kugel die Form vor, vor allem gibt sie Halt. Es wird noch eine Menge Arbeit geben in den Scharmbecker Scheunen bis zum Festumzug.