Die Gemeinde Rosengarten, das Estetal und die Harburger Berge setzen auf Gemeinsamkeit - auch über Ländergrenzen hinweg.

Hollenstedt. Knapp ein halbes Jahrhundert nach Unterzeichnung der Römischen Verträge sind die Segnungen der Europäischen Gemeinschaft an der Basis angekommen: Jetzt wird Geld verteilt, hier ein paar Tausend Euro für die Bildung, da ein warmer Regen für einen benachteiligten Stadtteil. Und dann gibt es noch die ILEKs, die Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepte. Das hört sich abstrakt an, aber allein in Niedersachsen stehen für die Konzepte 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung.

Da ist auch Hans-Heinrich Ehlen, Niedersächsischer Minister für den ländlichen Raum, hellhörig geworden. Seit einigen Monaten tingelt er durch die kleineren Verwaltungseinheiten seines Bundeslandes und lockt mit der Aussicht auf ein Stück vom großem EU-Kuchen. Freitagabend hatte Ehlen seinen Auftritt in Hollenstedt. Zur "Auftaktveranstaltung des Regionalparks Rosengarten/Harburger Berge/Estetal" waren rund 150 Gäste zu Wirt Heinz Meyer-Hoppe in den Hollenstedter Hof gekommen - eine bunte Mischung aus der Region, von Klaus-Peter Stöver, Ortsbrandmeister und Mitglied der VWGM-Fraktion im Gemeinderat Moisburg, bis hin zu Marion Strelis, Hausfrau und PRO DM/Schill-Abgeordnete in der Bezirksversammlung Harburg.

Die bunte Mischung mit so unterschiedlichen Menschen, die als Bewohner der Region aber auch ein eigenes gemeinsames Profil haben, die - so vermutete Ehlen - aufgrund der Genetik vielleicht auch die gleiche Art haben, "an die Sachen heranzugehen", sie also sollen dazu beitragen, die Samtgemeinde Hollenstedt, die Stadt Buchholz, die Gemeinde Rosengarten, die Gemeinde Neu Wulmstorf und den Bezirk Harburg gemeinsam "fit für die Zukunft" machen. Der Minister wies darauf hin, dass dies zunächst heiße, die Region "fit für die Förderprogramme" zu machen.

Denn bisher steht nur die "Anschubfinanzierung" - rund 80 000 Euro, aus Töpfen des Hamburg-Niedersachsen-Fonds und der beteiligten Gemeinden. Das reicht für die "Schnittchen" bei der Auftaktveranstaltung im Hollenstedter Hof, vor allem aber für die Planungsbüros "Kontor21" (Hamburg) und "NDL" (Lüneburg). Sie sollen in den kommenden Monaten die Entwicklung des ILEKs organisieren. Erst wenn das Konzept steht, fällt auch eine Entscheidung über die Höhe der EU-Förderung.

Die Bezeichnung "Regionalpark" mag irreführend sein, denn das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept soll mehr, als Tourismus und Naherholung fördern. In Zeiten knapper Haushaltsmittel gilt es auch, Kräfte zu bündeln und Sparmöglichkeiten auszuschöpfen. Die ILEKs setzen auf das Engagement von Vereinen, Initiativen und Verbänden, aber auch einzelner Bürger, sie setzen außerdem auf die Zusammenarbeit von Verwaltungen über Gemeindegrenzen, ja sogar über Landesgrenzen hinweg.

Dass bei der Entwicklung des Konzepts der Teufel im Detail steckt, zeigte sich schon bei den ersten zarten Versuchen, Ideen zu sammeln. Da ging es nämlich um einen Wanderweg durchs Estetal, der nicht wie bisher in Moisburg enden, sondern weiter bis Buxtehude führen soll. Auch wenn der Regionalpark das Estetal im Namen führt, scheint die Grenze zwischen den Landkreisen Harburg und Stade unüberwindlich zu sein. Dietmar Stadie, Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten, wollte sich auf den Vorschlag zunächst nicht einlassen: "Bevor wir lange debattieren, ob wir den Regionalpark bis Cuxhaven ausdehnen, sollten wir lieber anfangen."