Ob Buxtehuder Brauhaus, Lüneburgs Mälzer oder Harburger Engelbräu - in den drei Häusern stehen Sudkessel. Und Deftiges kommt aus der Küche.

Harburg, Buxtehude, Lüneburg. Da braut sich was zusammen: Wir haben drei Privatbrauereien südlich der Elbe besucht. Dirk Domagala, Axel von Borcke und Günther Fügert fühlen sich als Braumeister dem deutschen Reinheitsgebot verpflichtet. Ihre Biere bestehen ausschließlich aus Wasser, Hefe, Hopfen und Malz.

BUXTEHUDER BRAUHAUS

Dirk Domagala hat sein erstes Bier in der alten Waschmaschine seiner Oma gebraut. So schlecht kann das Ergebnis nicht gewesen sein. Mittlerweile trinkt er zwei Liter pro Tag. "Rein beruflich", beteuert er mit einem Lachen.

Einmal pro Woche wird in der Buxtehuder Altstadt gebraut. Der Meister beginnt den Brautag mit dem Schroten von Malz. Das wird danach mit ganz normalem Leitungswasser gemischt. Beim sogenannten Maischen wird die Stärke in Malzzucker umgewandelt, aus dem wiederum mit Hilfe von Hefe bei der Gärung Alkohol entsteht. Zum anschließenden Läutern, der Trennung der festen Kornhüllen von der flüssigen Vorderwürze, braucht Dirk Domagala etwa drei Stunden. Dabei wird die Vorderwürze auf 12 Prozent Stammwürze reduziert, die jetzt eineinhalb Stunden mit der Zugabe von Hopfen gekocht werden muss. Je mehr Hopfen, desto bitterer schmeckt das Bier. Zuletzt kommt noch Hefe dazu. Die bewirkt, dass aus der Stammwürze Jungbier entsteht. Etwa eine Woche dauert dieser Gärprozess. Nach drei Wochen Nachgärung in den großen Sudkesseln ist das Handwerk vollbracht: Helles, Dunkles oder Schinkenbier werden im Buxtehuder Brauhaus ausgeschenkt. Letzteres ist ein Rauchbier, das mit geräuchertem Malz gebraut wird.

Dazu schmeckt besonders gut "Dreierlei Schinkenbrett" (7,90 Euro) - serviert mit Katen-, Koch- und luftgetrocknetem Schinken von Henning Basedahl aus Hollenstedt. Für das dazugehörige Hausbier 0,4 Liter zahlt der Gast dann nur noch einen Euro Aufpreis.

Auch der deftige Grünkohl ist dieser Tage ein wunderbarer Begleiter des süffigherben Brauhaus-Bieres, auf Wunsch sogar mit einer zarten Gänsekeule und Röstkartoffeln (14,90 Euro). Seit 1998 leitet Matthias Laser die rustikale Schankwirtschaft bei der Kirche. Alle zwei bis drei Wochen organisiert er Livemusik. Besonders dekorativ wirken seine Biere in den großen Ein- oder Zwei-Liter-Siphons, die auch verkauft werden. Wer eine Party plant, kann sich ganze Fässer nach Hause rollen lassen. Oder sogar den Brauhaus-Oldtimer mit eingebauter Theke bestellen.

MÄLZER

Nicht überall, wo Mälzer draufsteht, ist Tim drin. Hier war die Zunft, die Gerste zu Malz vermälzt, der Namensgeber. Das Brau- und Tafelhaus im Herzen von Lüneburg feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Und passend dazu soll im Sommer der einmillionste Liter Bier ausgeschenkt werden. Selbst gebraut, versteht sich. Bereits 1540 wird die Heiligenstraße 43 erstmals als Braustätte genannt. Ironie des Schicksals: 1754 gelangte das Haus in den Besitz von Familie Crato, die hier ein Weingeschäft gründete. Erst 200 Jahre später wurde der Handel mit Weinen und Spirituosen eingestellt.

Urige Balken, rustikale Eichentische, schiefe Wände und viele Kerzen bilden das Kontrastprogramm für nasskalte Winterabende. Die Gäste wählen zwischen verschiedenen Sitzebenen - vom Gewölbekeller bis zur erhöhten Galerie mit Blick auf die beiden großen messingfarbenen Sudkessel, die bei Dunkelheit effektvoll angestrahlt werden.

Braumeister Axel von Borcke braut rein ökologisch. Pils, Märzen, Hefeweizen, Maibock, Doppelbock Mälzator und Lümborgsch nach Kölscher Art. 1100 Hektoliter pro Jahr. Tendenz steigend. Um das Gute im Bier zu belassen, wird es nicht gefiltert, sondern bleibt naturtrüb. Auch hier ist die Küche ambitioniert und geht weit über Kneipenkost hinaus. Wir probierten den Mälzer-Bierbraten, einen im hauseigenen Pils eingelegten Schweinebraten an dunkler Biersoße mit Sauerkraut und Kräuterkartoffeln (7,20 Euro). Wer das Gedeck inklusive einem halben Liter Bier bestellt, zahlt 2,60 Euro oben drauf. Bemerkenswert: Die Mälzer-Macher Andreas Wiegmann und Holger Klemz (früher "Schröder's" und "Auflauf") sorgen dafür, dass ausgewählte Gerichte mit Neuland-Fleisch aus artgerechter und natürlicher Haltung aus der Region auf den Tisch kommen.

Besonders lecker schmeckt hier auch die Pizza-Alternative Flammkuchen (ab 5,70 Euro). Um die Geselligkeit bei Bier und Speisen zu betonen, haben die beiden die vorletzte Seite der Karte "Spielen a `la carte" gewidmet. Über 20 Gesellschaftsspiele können Sie sich von den Servicekräften an den Tisch bringen lassen. Eine gute Idee.

HARBURGER ENGELBRÄU

Das waren noch Zeiten: Seit Ende des 13. Jahrhunderts war das Brauereigewerbe für fast 300 Jahre Hamburgs wichtigster Wirtschaftszweig. 1376 gab es 457 Brauereien an der Elbe, fast jeder zweite Gewerbetreibende war Brauer! Die historischen Gebäude der Harburger Schloßstraße haben diese Zeiten fast noch miterlebt. Anfang der 1990er- Jahre hat hier Konstantinos Englezos den Goldenen Engel eröffnet und sieben Jahre lang selbstgebrautes Bier ausgeschenkt. Mittlerweile ist Gastronom Heiko Hornbacher in das historische Gebäude gezogen, und es war still geworden um den griechischen Gastwirt. Bis Anfang November 2006. Da startete er an neuer Wirkungsstätte am Harburger Ring mit dem Engelbräu sein Brauerei-Comeback.

Sogar sein früherer Braumeister Günther Fügert aus Oberfranken, jahrelang für Hamburgs Kultmarke Astra zuständig, ist nach Harburg zurückgekehrt. Auch die Rezeptur ist dieselbe wie vor 15 Jahren. Nur der Preis, der ist, nein, nicht gestiegen, sondern gesunken. Damals verkaufte Konstantinos Englezos sein Bier für 13 Mark pro Liter, heute sind es 6 Euro, dank moderner Brauerei-Technik inklusive Gär- und Lagerkeller nebenan. Hier braut der Meister etwa zweimal pro Woche je nach Bedarf. Zur Mittagszeit sind es erstaunlich viele Senioren, die sich beim Griechen ohne Giros und Tzaziki niederlassen. Wir bestellen eine sehr anständige Rinderleber "Berliner Art" mit Apfelringen, Zwiebeln und Kartoffelpüree für acht Euro. Dazu 0,3 Liter des Naturtrüben für 2,10 Euro. Ansonsten kommt's gebraten oder gegrillt aus der Küche. Steaks, Schnitzel, Pfannen, aber auch Pasta und Pizza. Das alles solide.

Abends sind die Jüngeren in der Mehrheit. Die ordern das Engelbräu gleich meterweise: Neun Biere zum Preis von acht für 16,80 Euro - 4,8 Prozent Alkohol inbegriffen.

120 Plätze, teilweise als gesellige Bierbänke, wollen gefüllt werden.