Mit der Internationalen Bauausstellung IBA 2013 soll sich auch die Bildungslandschaft verändern. Zum Beispiel durch eine neue Schule.

Wilhelmsburg. Die Basisdaten sind erschreckend: Auf den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel verlässt fast jeder dritte Schüler die Schule ohne Abschluss, kann kaum lesen, schreiben und rechnen. Folge sind zumeist Dauerarbeitslosigkeit und Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung. Weil geringer Bildungsstand auch die Integration und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Herkunft blockiert, macht Hamburg das Thema Bildung zum Schwerpunkt seiner Stadtentwicklungspolitik. Die Internationale Bauausstellung IBA 2013 auf den Elbinseln soll demnach nicht nur Erfolge im Hoch-, Tief- und Landschaftsbau vorweisen, sondern auch in der Bildungslandschaft.

Jürgen Dege (56), zuvor 15 Jahre Leiter der Volkshochschule Harburg-Finkenwerder, wurde von der Behörde für Bildung und Sport mit der Leitung der Koordinierungsstelle "Bildungsinitiative Elbinseln" beauftragt, die ihren Sitz im vierten Stock des Wilhelmsburger Rathauses hat und seit wenigen Tagen der IBA GmbH angeschlossen ist. Dege: "Die Bildungsinitiative Elbinseln bearbeitet drei Schwerpunktbereiche. Erstens Sprachförderung mit Sprachtest ab viereinhalb Jahre und Förderung für einen guten Stand bei der Einschulung."

Der zweite Bereich heißt "Quartiersorientierte Bildungseinrichtung", der dritte "Übergang Schule und Beruf und lebenslanges Lernen". Auf den Elbinseln sollen flächendeckend sieben Bildungsregionen geschaffen werden: Erstens "Veddel", zweitens und drittens "Reiherstiegviertel Nord" (Fährstraße) und Süd (Rotenhäuser Straße), viertens "Bahnhofsviertel" mit der Grundschule Buddestraße, dem Gymnasium Kirchdorf, mehreren Kitas und dem Haus der Jugend Kirchdorf. Fünftens "Kirchdorf", ebenfalls mit dem Haus der Jugend, ferner der Gesamtschule Neuenfelder Straße, mehreren Beratungseinrichtungen und Kitas. Sechstens "Kirchdorf-Süd" mit seinem in sich geschlossenen Angebot. Siebtens "Berufsschulzentrum".

Dege: "Jeder Bereich soll einen Schwerpunkt bilden. Jetzt geht es darum Konzepte zu entwickeln." Eine der größten Veränderungen ist im Bereich "Bahnhofsviertel" vorgesehen. Die erstmals Mitte September bei einem Treffen zusammengekommenen Akteure aus Lehrern, Eltern, Erziehern, Schülern gaben ihrem Vorhaben für das Bahnhofsviertel bereits den Namen "Tor zur Welt - Bildungszentrum". Dafür sind Abriss und Neubau der Grundschule Buddestraße vorgesehen. Kommendes Frühjahr beginnt ein städtebaulicher Wettbewerb. Die neue Schule soll mit dem Gymnasium Kirchdorf zu einem neuen Schulmodell zusammenwachsen. Eine neue Sportanlage ist ebenfalls vorgesehen. Bereits in Vorbereitung ist der Neubau des Haus der Jugend Kirchdorf.

In allen Bereichen sollen Bildungseinrichtungen durch Wege miteinander verbunden und durch Schilder kenntlich gemacht werden. Dege: "Wir haben festgestellt, dass Bewohner die Bildungseinrichtungen bislang vielfach nicht wahrgenommen haben. Das soll nun besser werden. Man lebt künftig in den Wohnquartieren gewissermaßen Tür an Tür mit den Bildungseinrichtungen. Dazu gehört auch, dass die Sportanlagen zugänglich sind. Mein Job ist jetzt, für alle Beteiligten der Regionen und ihre Arbeitsgruppen Termine zu organisieren und mit den beteiligten Behörden und der IBA GmbH abzustimmen. Kommendes Frühjahr sollen alle Eckpfeiler und Grobkonzepte für die sieben Regionen stehen."