Vier Monate nach der Grundsteinlegung ist schon gut zu erkennen, wie das Auswandererzentrum einmal aussehen wird.

Veddel. Rückwärtsgang, 105 Jahre retour bis ins Jahr 1901. Auf der Veddel, südlich des Müggenburger Zollhafens, wiederholt sich, was Hapag-Generaldirektor Albert Ballin zum Wohle der Menschen, die mit ihren Hab und Gut über Hamburg in die Neue Welt - nach Amerika - auswandern wollten, bauen ließ: Die Auswandererhallen. Sie boten europäischen Emigranten Schutz und Sicherheit während ihrer oft tagelangen Wartezeit auf die Schiffspassage.

Bis auf einen kleinen Schlafpavillon am Rand der Veddeler Straße, in dem zuletzt noch ein portugiesisches Restaurant existierte, waren Anfang der 60er-Jahre alle Gebäude der sogenannten Ballinstadt abgerissen worden. Ein Teil der Hallen wird jetzt als BallinStadt originalgetreu wieder aufgebaut. Diesmal als Schauplatz insbesondere für Hamburg-Touristen aus den USA, die etwas über die Herkunft ihrer Vorfahren herausfinden möchten. Das ist möglich, denn die Hapag führte damals genau Buch über die Herkunft der Auswanderer. Und diese Aufzeichnungen werden künftig nachzulesen sein.

Am 4. Juli 2007 - dem Nationalfeiertag der USA - soll die BallinStadt und drumherum der BallinPark feierlich eröffnet werden. Zufahrt wird für Touristen auch per Barkasse von den Landungsbrücken zum Müggenburger Zollhafen möglich sein. Der Senat hatte sich - nach Protesten - kürzlich entschlossen, Wasserwege im Hafen nicht zuzuschütten und Brücken zu erhalten. Eine Anlegestelle im Müggenburger Zollhafen mit Schwimmponton wird noch gebaut. Seit der Grundsteinlegung im Mai geht es ruckzuck auf der Baustelle am Veddeler Bogen vorwärts. Mitte September hatte die Hamburger Baufirma Preusse bereits zum Richtfest der drei u-förmig angeordneten Hallenbauten einladen können.

"Wir befinden uns jetzt in der Hochphase des Baus", sagt Polier Bernd Wedler, "wir haben etwa 65 Handwerker auf der Baustelle, Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Eisenflechter, Betonbauer, Elektriker und Putzer." Und die Neubauten werden gar nicht richtig neu aussehen, weil die Maurer ein wenig tricksen, auf unterschiedliche Färbung der Klinker achten und die rauhe statt der glatten Seite nach außen legen. Und dann gibt es beim "Haus eins" noch eine ganz besondere Wand. Die besteht in einem kleinen Abschnitt aus Originalmauerwerk. Die Steine stammen aus dem Schlafpavillon, in dem sich das portugiesische Restaurant befand. Der Pavillon sollte eigentlich stehen bleiben, war aber in so einem schlechtem Zustand, dass seine Wände bei ersten Restaurierungsversuchen zusammengekracht waren.

Bauherr von BallinStadt und BallinPark ist die Hamburger Kulturbehörde. Die in Harburg ansässige Realisierungsgesellschaft (Rege) betreut das 12,5 Millionen Euro teure Bauprojekt, das im Februar schlüsselfertig übergeben und anschließend eingerichtet werden soll.

In "Haus eins", rechter Trakt, kommt Gastronomie mit Speisesaal-Atmosphäre. Im linken Trakt werden Etagenbetten und Holztrennwände zu sehen sein. Im "Haus zwei" wird eine Ausstellung untergebracht. Und im "Haus drei" wird die Verwaltung von BallinStadt und BallinPark zu finden sein. Betreiber wird die Leisure Work Group. Ende des Jahres beginnen Stellenausschreibungen.