Atelierbesuch: Kunst zwischen Elbe und Heide. Die Rundschau stellt in lockerer Reihenfolge Künstler der Region vor - ihre Werke, ihre Ideen.
Hausbruch. Er ist ein Naturbursche, wie man ihn sich vorstellt. Ein Österreicher, kann mit Holz und mit schweren Maschinen umgehen. Er mag die Berge - vor allem aber auch die Harburger Berge. Erich Gerer, als "Eulen-Erich" bekannt, ist vor 31 Jahren aus seiner Heimat nach Hamburg gekommen. Ewald Warbichler, damals Wirt in der Kleinen Sennhütte am Ehestorfer Heuweg, hat ihn in den Hamburger Süden gelockt. Dort hat er seine ersten Arbeiten geschaffen: Den Adler und die größte Eule der Welt, die ebenso Eingang in das Buch der Rekorde gefunden hat wie der riesige Braunbär, den er ein paar Jahre später aus einem gewaltigen Stamm herausgearbeitet hat.
Ein Unikum gibt es im heute italienischen Lokal zu sehen, bei dem über Kunst und Kitsch eigentlich nicht diskutiert werden muß. Es handelt sich um einen Kamin in der Form des Gesichtes eines knorrigen Bergbauern, Seppl genannt, und aus Ytong-Steinen hergestellt. Aber skurrile Figuren hat Erich Gerer immer mal wieder herausgearbeitet - dann allerdings aus Holz. Wer hinter dem Bären aus Sipo-Holz bei Gerer über den Zaun blickt, der findet ein paar der schrägen Gestalten.
"Tiere sind mir die liebsten Motive", sagt Erich Gerer. Die riesigen Figuren am Ehestorfer Heuweg sind für ihn "Hingucker", die Einheimische und Ausflügler auf ihn aufmerksam machen sollen. Vom Affen bis zum gut zwei Meter langen, 500 Kilogramm schweren Nashorn, das seinen Platz im Winteratelier an der Cuxhavener Straße 128 b (neben Lidl) hat. 250 Stunden Arbeit stecken in dem Dickhäuter. Aber ansonsten sind es eher die kleinen Tiere, die auf Podesten, Schränkchen und Fensterbänken stehen: Eichhörnchen, Greifvögel, Eulen.
Zu den Eulen hat Gerer ein besonderes Verhältnis: "Sie sind immer noch besonders gut gefragt. Darum habe ich auch immer wieder eine fertig. Man muß ja auch etwas verkaufen. Und die gehen immer." Aber er will nicht immer und vor allem der "Eulen-Erich" sein. Immerhin hat er schon ganz andere Skulpturen geschaffen und verkauft. Eine lebensgroße "NDR-Antje" findet man heute in einem Garten in Dorfmark, andere Arbeiten auch in Wildparks. Neu ist jetzt Obelix entstanden. Idefix und Asterix sollen folgen.
In diesen Tagen gibt es "Feinarbeit" im Winteratelier. Gerer, der inmitten der Harburger Berge sein Haus hat, ist dabei, einen Eisvogel aus Lindenholz zu arbeiten. Ein paar Tage noch, dann ist der letzte Handschlag getan. "Ich hoffe ich werde noch zur Ausstellung fertig", so der 60jährige. Im Sommer kann ihm jeder zusehen. Im Winter kommen nur wenige zu dem bärtigen Holzbildhauer, der nur noch zu Verwandtenbesuchen nach Österreich fährt, der lieber zum Angeln in Norwegen ist und Entspannung beim Hören von Jazz im Allgemeinen und Blues im Besonderen findet.
Im Winterhalbjahr arbeitet der Autodidakt, der in jungen Jahren einmal Gesichter aus Wurzeln geschnitzt hat, im gut geheizten Atelier an der Bundesstraße 73. Aber im März geht es für ihn dann manchmal schon wieder "nach unten", auf den Holzlagerplatz, wo er besonders gern arbeitet und immer wieder neue Ideen hat. Die Ausstellung seiner neuen Skulpturen an der Cuxhavener Straße 128 b (Hausbruch) dauert vom Sonnabend, 26. November, bis 23. Dezember. Geöffnet ist freitags, sonnabends und sonntags von 13 bis 19 Uhr, außerdem nach Vereinbarung unter Telefon 040/796 37 32 und 0179/511 50 51. Zu sehen sind dort auch ein paar neue Bilder von Anna Novikova, Jesteburg. Eine Dauerausstellung mit Arbeiten hat "Eulen-Erich" auch in der Großen Sennhütte.