Restauranttest: Plätze für ein kuscheliges Wochenende. Einmal im Monat schlägt die Harburger Rundschau ein kulinarisches Kalenderblatt auf. Heute: Eßbare Blütenromantik.

Lüneburg/Freiburg/Reinsehlen. Der Herbst ist da! Blätter und Temperaturen fallen wieder. Zeit zum Kuscheln. Zeit für Verliebte. Wir haben drei kulinarische Ziele getestet, wo Sie mit Ihrem Partner ein romantisches Wochenende verbringen können.

Hotel Hof Reinstorf

Das Hotel-Restaurant Vitus bei Lüneburg gehört zu den besten Küchen südlich der Elbe. Martin Herzog, der Chef am Herd, befindet sich auf dem richtigen Weg, den abhandengekommenen Michelin-Stern zurückzukochen. Die begehrte Auszeichnung gab's allerdings vor seiner Zeit. Doch Herzog kennt den Sternenglanz. Im Harburger Marinas war er Chefpoissonier, hat bei Alfons Schuhbeck gekocht und arbeitete zuletzt im Seven Seas auf dem Süllberg. Seit 2003 verwöhnt er mit einer Acht-Mann-Brigade die Gäste. Seine Philosophie: kurze Garzeiten, wenig Fett, dafür viele Kräuter und Aromen.

Wer im Vitus gleich "Das romantische Wochenende zu zweit" bucht, hat wahrscheinlich noch etwas vor. Vielleicht einen Heiratsantrag? "Viele Gäste, die bei uns geheiratet haben, feiern damit ihren Hochzeitstag", verrät Hotelchefin Marlies Pilch. Das Verwöhnprogramm geht so: Am Freitag abend werden die Gäste mit einer Flasche Sekt in ihrer Suite begrüßt. Am Sonnabend morgen wird das Frühstück ans Bett serviert. Danach geht's in die Beautyfarm. Für das hauseigene Schwimmbad, die Sauna, das Dampfbad und das Solarium liegen kuschelige Bademäntel bereit. Am Freitag schauen Sie auf drei Gänge ins Vitus herein, am Sonnabend wartet das fünfgängige Rosenmenü.

Wer jetzt richtig angeben will, bestellt bei Restaurantleiterin Britta Minder eine Flasche Chateau Palmer von 1953 - darf sich aber nicht wundern, wenn dafür auf der Rechnung nachher 500 Euro erscheinen. Sie behält den Überblick über fast 4000 Flaschen, die unten im Weinkeller lagern. Die meisten davon deutlich günstiger.

Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. Zum Beispiel eine Mini-Etagere zum Aperitif. Darauf köstliche Fingerfood-Sticks. Erst danach grüßt die Küche mit einem Amuse geuele: Kräutersüppchen mit Flußkrebs, gedünsteter Tunfisch mit Fenchel-Feigengemüse und Frischkäseterrine mit Zucchini. Wohlgemerkt: all das ohne Bestellung und Berechnung! Erst jetzt folgen rosige Zeiten. Die Vorspeise ist mit Rosenöl mariniert. In der Suppe schwimmen Rosenblütenblätter zum Mitessen. Der Fisch im Hauptgang liegt im Rosenbett. Zum Dessert wird eine echte Rose mit Eiweißzucker karamellisiert und auf Rosenblüteneis drappiert. Am Sonntag morgen wartet auf die Wochenendpaare dann noch ein hervorragendes Frühstücksbuffet. 269 Euro pro Person kostet das romantische Arrangement für außergewöhnliche Anlässe.

Camp Reinsehlen Hotel

Sie möchten sich lieber ein Wochenende lang wie in "Jenseits von Afrika" fühlen? Wer seinen Robert Redford schon gefunden hat, aber das Flugticket zu teuer findet, bucht das Panorama-Doppelzimmer im Camp Reinsehlen Hotel bei Schneverdingen, 30 Autominuten von Harburg. Von hier geht der Blick auf die riesige Magerrasenfläche. Fontane hätte das weite Feld sicherlich gefallen. Mehr noch Hemmingway, denn diese Prärie ist ebenso schön wie afrikanische Savannen. Am Horizont tauchen zwar keine Elefanten auf, dafür aber vielleicht die Heidschnuckenherde von Schäfer Beuße.

Das Camp Reinsehlen war früher britischer Militärstützpunkt. Heutzutage besteht es aus Design-Hotel und Gasthaus. Daniel Pompetzki heißt der Küchenchef. Sein Programm bietet Innovatives mit regionalen Schwerpunkten. Die Grundprodukte seines Handwerks, alle Weine und das ausgezeichnete Bier, stammen aus ökologischem Anbau. Dabei entsteht Anspruchsvolles mit fairen Tarifen. "Gourmetküche zu Gasthauspreisen", lautet das Motto. Traditionelle Heideromantik sucht man vergebens. Deswegen ist der Ort wie geschaffen für ein kuscheliges Herbstwochenende zu zweit. Neben der Flasche Sekt werden die Gäste im Zimmer mit einer Heide-Überraschung begrüßt.

Ein kleiner Fußweg führt zum Abendessen. Pompetzki heißt seine Gäste mit gebratenem Seeteufel mit karamellisierter Sojasoße willkommen. Auch er steht auf eßbarer Blütenromantik. Nach dem Amuse geuele präsentiert Restaurantleiter Martin Niebuhr marinierte Steinpilze neben Parmesankäse und eßbaren Kapuzinerblüten. Als Hauptgericht Perlhuhnbrust aus der Pfanne mit Steinpilzrisotto und Walnußpesto. Finale grande: Blaubeerparfait, Vanille-Sabayon und frisch gepflückte Brombeeren. Mit Feuerfackeln geht's danach zurück zum Hotel und dort am besten gleich Richtung Kamin zum Digestif.

Die Zimmer erinnern an eine afrikanische Lodge und sind alle ebenerdig. Das Interieur hat dieselben künstlerischen Ansprüche wie die Speisen. Auch hier herrscht Öko-Anspruch (viel Holz und Glas, eine Solar- und Regenwasseranlage). Man trifft naturliebende Großstädter und Besucher der benachbarten Naturschutzakademie. Am nächsten Tag beinhaltet das Arrangement ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit anschließender Kutschfahrt durch die Heidelandschaft. Vom Küchenteam gibt's dafür einen Lunch-Picknickkorb der besonderen Art. Nachmittags können Sie die autoarmen Wege per Fahrrad, Inlineskates oder mit Nordic-Walking-Stöcken erkunden. Am Abend empfängt Sie die nette Crew mit einem Camp-Cocktail. Anschließend dürfen Sie sich von Meister Pompetzki vier Gänge lang überraschen lassen. Nach zwei romantischen Nächten sind Sie pro Person 245 Euro ärmer, aber um viele schöne Erinnerungen reicher.

Gut Schöneworth

Die ungewöhnlichste Unterbringung für verliebte Stadtflüchtlinge bieten Gudrun und Peter Göhring auf Gut Schöneworth. Bei ihnen kann man zwar auch normal im Gutshof übernachten, aber wer das Besondere sucht, bucht eines der beiden kanadischen Blockhäuser. Die urigen Gebäude aus ganzen Baumstämmen wurden mitten auf die Wiese gebaut und mit einer eigenen Sauna verbunden. Vom Strandkorb auf der Veranda geht der Blick auf die Pferdeweiden des Kehdinger Landes. Von Harburg bis nach Freiburg an der Elbe ist man eine gute Autostunde unterwegs.

Nach dem großen Brand 1869 wurde Hamburg von hieraus mit roten Backsteinziegeln zum Wiederaufbau beliefert. Landwirtschaft, Reitgestüt und Apfelhof sind weitere Teile der wechselvollen Geschichte. 1990 übernahm Ehepaar Göhring die vier Hektar große Parkanlage und machte daraus ein sehr idyllisches Landhotel. Wer Ruhe sucht, kann hier wunderbar abschalten. Für Aktivisten gibt's genügend zu entdecken - zu Fuß, per Fahrrad oder auf einem Hannoveraner.

Pauschalisten bekommen zwei Übernachtungen für 150 Euro pro Person - mit romantischem Rahmenprogramm. Das beinhaltet den Obstkorb im Blockhaus, ein Gastgeschenk sowie den Welcomedrink. Am ersten Abend wird ein Drei-Gänge-Spezialitätenmenü serviert, am zweiten Abend ein Gourmetmenü aus vier Gängen, bei dem eine Flasche Wein inklusive ist. Genauso wie das Leihfahrrad tagsüber und der zweimalige Besuch der Blockhaussauna. Kulinarisch bestimmen Region und Jahreszeit das Angebot. Zu den Spezialitäten aus der Küche zählen die zarten Deichlämmer. Da der Obstanbau im Alten Land gleich vor der Haustür liegt, gehören Apfelgerichte zu den Bestsellern. Die Chefin persönlich steht am Herd.

Ihr Klassiker: Schweinefilet vom Kehdinger Milchferkel in Calvadosrahm mit glasierten Apfelspalten, Karottengemüse und Reis (15 Euro). Dazu schmeckt frisch gepreßter Apfelsaft von gutseigenen Früchten, die gerade geerntet werden. Vorweg sollten Sie nicht die Tomatensuppe mit Gartenkräutern verpassen. Weinraute, Coca-Cola-Kraut und Salbei hat Gudrun Göhring dafür frisch geerntet.

HOTEL HOF REINSTORF

Alte Schulstraße 6, 21400 Reinstorf, Tel. 04137/8090 www.hotel-reinstorf.de Öffnungszeiten Restaurant: Mittwoch bis Samstag 18 bis 22 Uhr. Sonntag nur 12 bis 14 Uhr. Montag und Dienstag Ruhetage.

CAMP REINSEHLEN HOTEL

29640 Schneverdingen / Reinsehlen, Telefon 05198/98 30 www.campreinsehlen.de Öffnungszeiten Gasthaus: Mittwoch und Samstag 18 bis 22 Uhr. Donnerstag und Freitag 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr. Sonntag 10.30 bis 14 Uhr und 18 bis 21 Uhr. Montag und Dienstag Ruhetage.

HOTEL GUT SCHÖNEWORTH

Landesbrücker Straße 42, 21729 Freiburg, Telefon 04779 - 923 50 www.gutschoeneworth.de Öffnungszeiten Restaurant: Ostern bis Oktober täglich 12 bis 21 Uhr. Im Winter 18 bis 22 Uhr. Am Wochenende ab 12 Uhr.