Winsen: Es gibt Überlegungen, die Rettungsleitzentralen mehrerer Kreise technisch zusammenzulegen. Ziel dabei ist es, Personal zu sparen.

Winsen. Kooperation heißt das Zauberwort dieser Tage, in denen die Kassen der Kommunen leer sind. Im Zuge der Umstrukturierungen der Polizeileitstellen, die das Land Niedersachsen derzeit unternimmt, kam in Hannover auch die Idee auf, die Rettungsleitzentralen mit den Polizeileitstellen zusammenzulegen. Von drei bestehenden Polizeileitstellen wird nur noch eine in Winsen übrigbleiben. Die könnte dann, laut Landesregierung, in einem Gebäude mit der kreiseigenen Rettungsleitstelle untergebracht und mit einer gemeinsamen Technik ausgestattet werden. Dahinter steht die Überlegung, Geld einzusparen.

Friedrich Goldschmidt (51), Bereichsleiter Ordnung im Landkreis Harburg, dazu: "Das Land würde bei dieser Lösung natürlich Geld sparen können, aber wir sehen keinen Änderungsbedarf in diese Richtung. Wir haben eine gute Technik und wollen unsere Rettungsleitstelle im Kreishaus behalten."

Erst 1999 wurde die Rettungsleitzentrale des Landkreises Harburg für rund 700 000 Euro auf den technisch neuesten Stand gebracht. Außerdem nahm Harburg als erster Kreis in Niedersachsen auch die Feuerwehren mit ins Boot und bildete die erste integrierte Rettungsleitstelle. Seit 1999 koordinieren rund um die Uhr zwei Disponenten im ersten Stock des Kreishauses (altes Gebäude) die Einsätze der Feuerwehren und Rettungsdienste im Landkreis. Und im Falle einer Katastrophe soll die Leitzentrale auch Koordinierungszentrale sein. Die Zusammenlegung mit der Polizeileitstelle wäre mit erheblichen Investitionen für den Kreis verbunden und ein Rückschritt in Sachen Eigenständigkeit.

Trotzdem denkt auch der Kreis jetzt wieder über eine mögliche Kooperation nach. "Ziel solcher Kooperationen ist natürlich immer, Geld zu sparen auch im Hinblick auf die Personalkosten, und das liegt selbstverständlich auch in unserem Interesse", so Fred Niehaus (59), verantwortlich für den Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Landkreis Harburg. Bei den jährlichen Kosten für die Rettungsleitzentrale von rund 700 000 Euro entfällt etwa die Hälfte auf Personalkosten. Vor zwei Jahren hatte es bereits Gespräche mit den beiden Landkreisen Stade und Lüneburg gegeben. Um Personal- und Betriebskosten zu sparen war angedacht worden, eine gemeinsame Rettungsleitstelle zu installieren. Die Pläne scheiterten nicht zuletzt an den Empfindlichkeiten der Landkreise, jeder wollte die Zentrale auf eigenem Kreisgebiet behalten.

Goldschmidt: "Es gibt natürlich auch die Möglichkeit einer virtuellen Zusammenlegung. Und genau darüber sind wir jetzt gerade seit einigen Wochen im Gespräch." Allerdings sind Stade und Lüneburg aus dem Rennen. Der neue Vorstoß zu diesem Thema kam aus den beiden Landkreisen Soltau/Fallingbostel und Rotenburg. Auch bei dieser Variante stehen am Ende Personaleinsparungen, aber jeder Kreis würde seine Rettungsleitstelle behalten, es müßte lediglich eine Vernetzung der vorhandenen gemeinsamen Technik stattfinden.

Niehaus: "Wir sind alle drei verkehrsreiche Landkreise, zwei Autobahnen, die A 1 und die A 7, führen durch unsere Kreise und unsere Leitstellen haben dieselbe Technik. All das sind Tatsachen, die für eine Kooperation mit diesen beiden Kreisen sprechen. Und jeder Landkreis würde seine Eigenständigkeit bewahren können." Rotenburg und Soltau/Fallingbostel würden zudem von der Doppelbesetzung in Winsen profitieren.

Aus Gründen der Ersparnis können sie ihre Leitstellen beispielsweise nachts nur mit einem Disponenten besetzen. "Das kann zur Folge haben, daß ein Anrufer, der den Notruf 112 wählt, weil er Hilfe braucht, in der Warteschleife landet, wenn der Disponent bereits mit einem Anrufer beschäftigt ist. Und im schlimmsten Falle wird die Leitung gekappt", so Fred Niehaus. Durch die technische Vernetzung der drei Stellen wäre dieses Problem von vornherein ausgeschlossen, der Anrufer würde automatisch an die nächste Leitstelle weitergeleitet werden. Durch die technische Vernetzung wäre es problemlos möglich, von Winsen aus die Rettung eines Unfallopfers im Kreis Rotenburg in Gang zu setzen, ohne Zeitverlust. Rotenburg und Soltau/Fallingbostel müßten ihr Personal nicht aufstocken, Harburg würde seinerseits Personal einsparen können. Jetzt hat die Verwaltung gerade ein Gutachten in Auftrag gegeben. Der Gutachter soll ermitteln, welches Einsparpotential bei einer virtuellen Zusammenlegung der Leitstellen möglich wäre.