Nach anfänglichem Dementi steht fest, dass sich die US-Kette aus dem Europa-Markt zurückziehen wird.

Evendorf. Jetzt ist es raus: Der US-amerikanische Mineralölkonzern Flying J wird keine Travel Plaza in Evendorf bauen. "Mir liegt eine E-Mail ausgedruckt vor, in der ganz klar steht, dass der Konzern Flying J sich aus dem gesamten Europa-Geschäft verabschiedet. Das war eine ganz klare Absage", sagt Jörg Müller. Müller ist Bürgermeister der Gemeinde Knüllwald. Auf Knüllwalder Gemeindegebiet, an der A 7 Abfahrt Homberg, wollte Flying J genau wie in Evendorf eine der insgesamt sechs Travel Plazas (die Harburger Rundschau berichtete mehrfach) bauen. Die Planungen der Gemeinde Knüllwald für den Autohof der Superlative verschwinden also wieder in der Schublade, genauso wie in Evendorf.

Nach Informationen der Harburger Rundschau versuchen Mitarbeiter des Hamburger Planungsbüros, das im Auftrag von Flying J. die Evendorfer Travel Plaza planen sollte, die Evendorfer Flächen, insgesamt sind es 13 Hektar an der A 7, die bereits Flying J. gehören, anderweitig zu vermarkten.

Angeblich haben die Amerikaner in Evendorf bereits mehr als zwei Millionen Euro unter anderem für die Grundstücke bezahlt. Ein Insider, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte: "Die fahren hier über Land und versuchen Evendorf wie Sauerbier anzubieten. Aber in der derzeitigen Finanzlage werden sie keinen aus der Autohof-Szene für eine solche Investition begeistern können." Schon vor einigen Wochen stand das Thema Flying J. in der Aufsichtsratsitzung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) zur Debatte. Nach Informationen der Rundschau war auch zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass die Amerikaner sich aus Deutschland verabschieden würden. Im Dezember hatte der Konzern einzelne Geschäftsteile unter das amerikanische Insolvenzverfahren "Chapter 11" gestellt, "wegen des Einbruchs im Kreditmarkt und der sinkenden Ölpreise", hieß es damals in einer Mitteilung der Konzernspitze. Die Rundschau fragte im Februar nach der WLH-Aufsichtsratssitzung bei Wilfried Seyer, Geschäftsführung der WLH, nach. Seyer sagte: "Mir liegt nach wie vor der Vertrag zwischen der WLH und Flying J. vor. Von einem Rückzug der Amerikaner weiß ich nichts."

Markus Auer, Geschäftsführer der Flying J. GmbH Deutschland, Absender der E-Mail an Bürgermeister Müller, bestätigte in einem ersten Telefonat im Februar mit der Rundschau den Rückzug von Flying J. aus Europa, wollte in einem zweiten Telefonat einige Tage später allerdings nichts mehr von seiner Aussage wissen und bestand darauf, dass die Travel Plaza in Evendorf gebaut werde.

Harburgs Landrat Joachim Bordt (FDP): "Mir liegt diese Aussage von Herrn Auer, dass sich Flying J. aus Europa zurückzieht, nicht vor. Nach meinem Informationsstand hat Flying J einen Aufschub des Baubeginns im vertraglichen Rahmen erbeten, was angesichts der weltweiten Rahmenbedingungen, die derzeit auf dem Finanzmarkt herrschen, nachvollziehbar ist."