Der ehemalige Truppenübungsplatz in Neu Wulmstorf soll der Erholung dienen. Reiter, Skater, Radsportler, Jäger und Hundebesitzer möchten da gerne bedacht werden. Aber erwünscht sind “konfliktfreie“ Aktivitäten.

Neu Wulmstorf. Die öffentliche Diskussion, wer das künftige Naturschutzgebiet "Wulmstorfer Heide-Bornberg" wie nutzen darf, ist eröffnet. Die 100 Menschen, die am Mittwochabend auf Einladung der SPD den Saal im Neu Wulmstorfer Sportzentrum Bassental zum Platzen brachten, zeigen das riesige Interesse der Bürger. Reiter, Skater, Radsportler und Hundebesitzer wollen den insgesamt 217 Hektar großen früheren Standortübungsplatz der Röttiger-Kaserne am liebsten sofort erobern. Sogar von Ballon fahren und Paragliding (Gleitschirm fliegen) über dem hügeligen, bis zu 86 Meter hohen Gelände ist die Rede.

Was Jahrzehnte militärisches Sperrgebiet war, wird frei zugänglich für die Bevölkerung: Die Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg entwickelt in den nächsten Jahren aus dem Bundeswehr-Übungsgelände ein Gebiet, das Naturschutz, Erholung und Erlebnis in Einklang bringen soll. Es geht um 175 Hektar, die Neu Wulmstorf der Stiftung übergeben hat, und zusätzliche 42 Hektar im Hamburger Besitz.

Klar ist: Die Stiftung wird ein Naturschutzgebiet schaffen - dazu weiten Landschaftsgärtner die Heidenflächen und den Laubwald deutlich aus. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Ein Eldorado für Freizeitsportler sieht der Stiftungsvorsitzende Rainer Böttcher offenbar nicht: "Wir müssen eher Konfliktfreies installieren", sagt Böttcher. Als konfliktfrei gelten Wanderwege und Reitwege. Mehrere Aussichtsplattformen sind geplant.

Schlechtere Karten bei der Naturschutzstiftung haben die Radsportler. Der 2. Vorsitzende des Radsportverbandes Hamburg, Volker Heyer, kämpft dafür, "nicht nur Reiten, sondern auch sportliches Radfahren" zuzulassen. Der etwa 4,8 Kilometer lange Rundkurs auf der Panzerringstraße war früher Trainings- und Radrennstrecke - bis eine Beschwerde über zu viel Verkehr im Dorf Wulmstorf zum Aus für die Radsportler führte. Hundebesitzer aus den umliegenden Siedlungen wüschen ein Hundefreilaufgelände - auch das hält Böttcher für problematisch: "Frei laufende Hunde - das wäre eine Katastrophe!" Die Hunde könnten geschützte Tierarten gefährden. Jäger, die in dem künftigen Naturschutzgebiet auf die Pirsch gegen wollen, kommen offenbar zu spät: Die Rechte seien bereits vergeben, sagt Böttcher. Der Wildschweinbestand müsse "gewaltig" reduziert werden.

Der BUND in Neu Wulmstorf sorgt sich weniger um das künftige Naturschutzgebiet als um die geplante, aber bisher noch unklare wirtschaftliche Nutzung in direkter Nachbarschaft. Der Umweltschutzverband hält weder eine Waldsiedlung noch Golfbahnen und Hotels für verträglich.

Verbände, Vereine und Bürger können noch in einem förmlichen Verfahren mitsprechen: Die Gemeinde Neu Wulmstorf wird einen Bebauungsplan für das Naturschutzgebiet aufstellen. In vier bis sechs Wochen wird Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) zur Bürgerbeteiligung einladen. Das neu geschaffene Naturschutzgebiet wird Ausgleichsflächen-Pool für Wirtschaftsansiedlungen sein. Mehr als 80 Hektar werden so entwickelt, dass sie als ökologische Ausgleichsfläche für den Bau des Logistikzentrums in Mienenbüttel geeignet sind.

Gesucht wird noch ein neuer, nicht so militärischer Name für die Panzerringstraße. Frierende Soldaten nannten sie früher einfach "kalter Arsch".