Mit 800 Schafen und ihren Lämmern zieht Günter Liebich am Elbdeich entlang. Er und seine Frau genießen den Frühling.

Fliegenberg. Die Sonne lacht, Drosseln fliegen übers Gras, und ein Blöken aus zig Schafslungen tönt über den Elbdeich bei Fliegenberg. "Ein wunderschöner Tag heute", sagt Günter Liebich, "da macht die Arbeit um so mehr Spaß. Es gibt nichts Schöneres als Frühlingswetter." Seit Anfang April zieht der 62-jährige Schäfer mit seiner Herde über die Deiche - bis Ende September hält sie das Gras auf den Deichen schön kurz. Danach geht es auf Wanderschaft, von Dorf zu Dorf, "überall dorthin, wo es was zu fressen gibt für meine Schafe". 1000 bis 1100 Tiere nennt Günter Liebich sein eigen; so ganz genau kann er nicht sagen, wieviel Lämmer die 800 Muttertiere schon bekommen haben. Vier bis fünf schwarze Schafe sind dabei - "ein ganz normaler Vorgang in der Natur", sagt der Schäfer, "im Sommer wird das Fell brauner." Seit 33 Jahren ist der gelernte Landwirt nun Schäfer; mit 1000 Tieren hat er angefangen. Meist an seiner Seite sind eine Schäferin - seine Frau Christa (62) - und zwei Harzer Fuchshunde: die Hündin Tussog (6) und der Rüde Rocky (8). Wenn die Lämmer 30 bis 45 Kilo auf die Waage bringen, nach etwa einem halben Jahr, werden sie an den Schlachter verkauft. Muttertiere werden "zur Wurst gemacht, wenn sie ihre Lämmer nicht mehr groß ziehen oder wenn sie älter als zehn Jahre alt sind". Pro Tag legt Liebichs Herde "sechs bis acht Netze" zurück - das sind 300 bis 400 Meter. Danach muss das Ehepaar die Elektrozäune neu verstellen. Nach der Arbeit geht es nach Wangelau, zwischen Lauenburg und Schwarzenbek. Dort lesen beide die "Schäferzeitung" und die Zeitschrift "Land und Forst" - einen Fernseher gibt es bei den Liebichs nicht. "Wir bekommen hier draußen Dinge zu sehen, die andere nie vor die Augen bekommen", sagt Günter Liebich. Einer der schönsten Momente war ein Zauberbild nach einem Regenschauer. "Unsere Herde stand in einem rechten Winkel vor einem Knick, darüber wand sich ein Regenbogen, wunderbar." In drei Jahren will der Schäfer aufhören mit der Schäferei. Von den fünf Kindern wird keines in seine Fußstapfen treten; ein Enkelsohn will einen kleinen Teil der Herde übernehmen. "Wir trinken keinen Alkohol und keinen Kaffee, und wir rauchen nicht", sagt Günter Liebich. "Dafür sind wir sehr dankbar."