In der Grundschule Weusthoffstraße weihte TV-Wettermoderator Frank Böttcher die 29. Klimastation ein. Doch das Projekt steht vor dem Aus.
Hamburg. Selten zuvor war das Smalltalk-Thema Wetter so brisant wie in den Zeiten des Klimawandels. Damit die Erwachsenen von morgen Wissenswertes über die Probleme in der Zukunft und deren Lösungsmöglichkeiten erfahren, werden unter dem Slogan „Klimabotschafter – Schüler werden Klimabeobachter“ seit 2008 professionelle Wetterstationen auf Hamburger Schulhöfen installiert. In der Grundschule Weusthoffstraße im Stadtteil Harburg hat der TV-Wettermoderator Frank Böttcher am Mittwoch die 29. Klimastation des ehrgeizigen Projektes eingeweiht. Und doch ist die Zukunft der Klimabotschafter ungewiss.
„Durch die aktive Auseinandersetzung mit Wetter und Klima lernen die Schüler, dass es einen Zusammenhang zwischen eigenem Tun und den Auswirkungen auf unsere Umwelt gibt“, sagt Böttcher. Der Geschäftsführer des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation hat die gemeinsame Initiative mehrerer Unternehmen und Medienanstalten vor vier Jahren ins Leben gerufen. Seitdem arbeiten immer mehr Schulen der Stadt mit den Daten eigener Wetterstationen, die im Unterricht ausgewertet und den Schülern nachvollziehbar vermittelt werden. Diese Art der Erlebnispädagogik mache die Schulstunden lebendig und erhöhe nebenbei auch noch den Lernerfolg, sagt Böttcher.
Wissen, woher die Vorhersagen kommen
Um ihren Schülern einen solch persönlichen Zugang zur Umweltthematik aufzuzeigen, hat sich Claudia Tusch um eine Klimastation für die Grundschule Weusthoffstraße bemüht. Die Schulleiterin will mit der Integration der Messergebnisse in den Sachunterricht das Phänomen Wetter in den Blickpunkt rücken und die junge Generation für nachhaltiges Denken und einen sorgsamen Ressourcenumgang sensibilisieren. Ohne Zeigefinger, wie sie sagt, dafür aber mit hautnahem Erleben: „Die Schüler sollen wissen, woher die Vorhersagen in den Nachrichten kommen und wie wir unser Klima schützen können.“
„Mit dem Projekt haben wir letztlich eine Win-Win-Situation für Wetterforschung und Schulbildung geschaffen“, sagt Böttcher. Das Feedback sei durchweg positiv: Schüler und Lehrer lobten den Lernerfolg, die Klimaexperten freuten sich über die Ausweitung ihres Stationsnetzes.
Ab 2013 sieht es finster aus
Weil die Stadt Hamburg bereits 2010 aus finanziellen Gründen die Förderung der Initiative gestoppt hat, ist die Zukunft der Klimabotschafter jedoch ungewiss. Laut Böttcher ist die Finanzlage kritisch: „Die Personalkosten können derzeit nur knapp gedeckt werden, ab dem nächsten Jahr sieht es ganz finster aus.“
Die Wetterstation in der Weusthoffstraße soll den Unterricht in der Grundschule zehn Jahre lang bereichern. Für Wartungs- und Serverkosten werden in diesem Zeitraum rund 7.000 Euro anfallen. Die Hälfte der Kosten trägt die Schule, der Rest wird aus freien Fördermitteln finanziert. Finden sich keine neuen Sponsoren, ist das Ende der Initiative kaum zu verhindern.
Eine gute Nachricht hat „Wetterfrosch“ Böttcher aber doch: Der Sommer 2012 wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent tendenziell etwas wärmer als im Mittel. Die Angaben seien aber ohne Gewähr. (dapd/abendblatt.de)