Wer eine günstige Wohnung in Harburg oder Wilhelmsburg mietet, wird sie so schnell nicht wieder hergeben.
Kein Wunder, denn bei dem geringen Angebot an Mietwohnungen, deren Kosten das Haushaltsbudget nicht auffressen, heißt es "trautes Heim, Glück allein". Wer eine zentrumsnahe Wohnung sucht, muss Zeit und Geld mitbringen. Ein Häuschen im Grünen in Hamburg zur Miete, das geht wohl nur noch in Moorburg. Dort, wo die HPA seit Jahren die Entwicklung des Ortsteils aufhält und unterdessen dank Schlickdeponieplänen und Kohlekraftwerk in Sichtnähe vieler Wohnzimmerfenster so unwirtliche Umweltverhältnisse geschaffen werden, dass die Häuser in ein paar Jahren wohl zum Nulltarif angeboten werden.
Es kann allerdings nicht gewollt sein, dass sich Harburger, die über ein Durchschnittseinkommen verfügen, eine halbwegs ordentliche Wohnung in ihrem Kiez nicht mehr leisten können. Neuerdings sind noch nicht mal mehr Mietwohnungen in Hamburger Randlagen halbwegs erschwinglich. Politiker, die nach wie vor die Einrichtung von staatlich geförderten Wohnraum ablehnen und stattdessen fordern, die Pendlerpauschalen zu erhöhen, um den Zuzug von außerhalb zu stoppen, werden es schwer haben, hier Wählerpotenzial für sich gewinnen zu können.
Und die Situation an der Wohnungsfront soll sich weiter verschärfen, glaubt man den aktuellen Erhebungen von Umfrageinstituten. Die Gründe sind unter anderem Landflucht, Paare trennen sich und Kinder ziehen aus dem elterlichen Haushalt aus. Die Kombination aus veraltetem, zu geringem Wohnungsbestand, zu wenig Neubauten und stark wachsenden Haushaltszahlen ist fatal. Wozu also noch Wohnungsbaukonferenzen lange tagen lassen? Die Probleme sind erkannt - der Bedarf kann schnell ermittelt werden. Bauen statt reden heißt hier die Devise.