Am Wochenende öffnen Privatleute ihre Pforten und zeigen Besuchern Blumen, Beete und Büsche
Buchholz. "Naturgärten sind keine Faulenzergärten - es sind nur keine maschinellen Gärten", sagt Margarethe Fethke und betrachtet die Knospen ihrer Moosrosen. Nur noch wenige Tage, dann steht in ihrem Garten alles in voller Blüte, genau zur richtigen Zeit. Die 66-Jährige ist eine der neun Gartenbesitzerinnen und Besitzer in Buchholz und Umgebung, die ihre Gärten am Sonntag, 6. Juni, für Besucher öffnen werden.
Zum siebten Mal veranstalten die Stadt Buchholz und der Naturschutzbund den Tag der offenen Gartenpforte - um damit Menschen aus der Region positive Beispiele naturnaher Gartengestaltung nahezubringen.
Moosrosen, Centifolien-Rosen, Bodendeckerrosen, dazu Johannisbeer-, Stachelbeer- und Erdbeer-Sträucher, Vergissmeinnicht, Kamille - in Margarethe Fethkes 1200 Quadratmeter großen Garten darf fast alles blühen, überall. "Ich gehe da sehr weit, andere haben es ordentlicher", räumt das Vorstandsmitglied des Nabu Buchholz ein.
Aber grundsätzlich gilt für alle Naturgärten: Pestizide und künstliche Dünger sind tabu, es wird auf heimische Pflanzen gesetzt und Tiere wie Käfer, Spinnen, Mücken, Bienen und Hummeln werden nicht nur geduldet, sondern sind sogar gewünscht. Margarethe Fethke pflegt ihren Garten mit sanfter Hand. Unkraut wie Günsel ist erlaubt, darf sich aber nicht überall ausbreiten. "Möchte ich ihn an einer bestimmten Stelle nicht haben, grabe ich das Pflänzchen aus und setzte es an einer anderen Stelle wieder ein. Viel Arbeit, die der Naturliebhaber aber gerne macht. "Ich fühle mich in meinem Garten so wohl, dass ich das Reisen nicht vermisse."
Vor sieben Jahren hat das Nabu-Mitglied diese Veranstaltung zusammen mit Marlies Weckauf ins Leben gerufen. Die 67-Jährige hatte 2001 dem Umweltpreis der Stadt Buchholz "Naturnahe Gärten" gewonnen. Marlies Weckauf bezeichnet ihren 2500 Quadratmeter großen Garten an der Bremer Straße, als Waldgarten. Hohe Birken, Kiefern und Eichen ragen hier Richtung Himmel, werfen viel Schatten. Wer über den Rasen geht, fühlt das weiche Moos unter den Sohlen, Gänseblümchen, Vergissmeinnicht und sogar die Epipactis helleborine, eine heimische Orchideenart, wachsen auf der grünen Wiese - und tatsächlich, wer hier steht, fühlt sich auf eine Waldlichtung versetzt.
"Der Boden ist ziemlich felsig und sandig. Da bin ich mit der Bepflanzung sehr eingeschränkt", so die Gartenliebhaberin. In ihren locker mit Steinen eingefassten Beeten wachsen Farne, Storchenschnäbel, Maiglöckchen, Günsel und Waldmeister. "Es ist einfach wunderschön zu sehen, wie viele Tiere diese Art des Gärtnerns anlockt", freut sich Marlies Weckauf.
Vor einigen Jahren hat ihr Mann Klaus ein Insektenhotel für den Garten gebaut, einen Holzkasten mit kleinen aus einer Bastmatte gewonnenen Röhrchen. Nistplätze für Wildbienen.
Am Tag der offenen Gartenpforte laufen bis zu 100 Besucher durch ihren Garten. "Auch wenn wir alle den nachhaltigen Naturgedenken vertreten, sieht jeder Garten ganz individuell aus, spiegelt die Persönlichkeit des Besitzers wieder - und das ist gut so." Jeder darf am Tag der offenen Gartenpforte teilnehmen, auch wenn nur bestimmte Teile des Gartens dem Gedanken des naturnahen Gärtnerns entsprechen.
Janina Müllers 800 Quadratmeter großer Garten war vor einigen Jahren noch ein klassischer Ziergarten: viel Immergrün, einige Zierblumen und Rasen. "Das Schlüsselerlebnis hatte ich dann in einem England-Urlaub", erinnert sich die Buchholzerin. "In England sind die Gärten viel bunter, aufwendiger und geschmackvoller gestaltet - und natürlicher." Sie fing um die Terrasse herum an, ihren Garten neu zu gestalten - pflanzte Storchenschnabel, Mutterkraut, Beinwell, Disteln, Malven, Clematis, hauptsächlich heimische Stauden, denn die sind robuster.
"Irgendwann wurden die Stauden größer. Da habe ich sie einfach geteilt und die zweite Hälfte an einer anderen Stelle des Gartens eingesetzt. So habe ich mich Stück für Stück vorgearbeitet." Heute führen aus Steinplatten gelegte Pfade durch die üppig blühenden Beete. Chemische Unkrautvernichter kommen Janina Müller nicht an die Pflanzen. "Aber das ist der Vorteil an Stauden, sie wachsen so dicht, dass sich unter den Blättern kaum Unkraut entwickelt oder man es nicht so sieht", freut sie sich. Dabei findet Janina Müller manches Unkraut in ihrem Garten sogar ziemlich schön, wie zum Beispiel die Taubnessel. "Die habe ich neulich in einem Blumenstrauß verarbeitet. Das sah richtig klasse aus."