Hamburg. Straßenverkehrsbehörde lehnt Pläne der rot-grünen Bezirkskoalition für einen Radweg ab und schlägt alternativ ein neues Tempolimit vor.

Das Ringen um eine Lösung für die Radfahrer am Wiesendamm geht in eine neue Runde: Ende 2014 hat die rot-grüne Bezirkskoalition in Hamburg-Nord beschlossen, auf der Fahrbahn zwischen Goldbekufer und Saarlandstraße einen neuen Radfahrstreifen einzurichten. Diesen Plänen macht die durch den Senat ebenfalls rot-grün geführte Straßenverkehrsbehörde jetzt aber einen Strich durch die Rechnung.

Denn: In einem Schreiben lehnte die Behörde das Vorhaben ab. „Die Straßenbehörde wird für die vorliegende Planung eines Radfahrstreifens keine straßenverkehrsbehördliche Anordnung erteilen“, so das Amt in einer Mitteilung. Man habe die Pläne intensiv geprüft und dabei einige Probleme festgestellt.

Radfahrstreifen koste zu viele Parkplätze

So müssten dem geplanten Fahrradstreifen 41 Parkplätze am Fahrbahnrand weichen – und das im Gebiet des Wohnquartiers Jarrestadt, wo sowieso schon chronisch Parkplatzmangel herrscht. Außerdem würden durch den Wegfall der am Straßenrand parkenden Wagen die Autofahrer dazu verleitet werden, öfter mal aufs Gas zu drücken. Auch die Unfallsituation in dieser Gegend verlange nicht zwingend nach einem eigenen Radweg. „Die Unfallsituation in diesem Abschnitt ist über einen Zeitraum von drei Jahren absolut unauffällig", heißt es von der Behörde.

Viele Radfahrer sehen das vermutlich anders: Der derzeit vorhandene Radweg am Wiesendamm befindet sich auf dem Gehweg und ist in einem desolaten Zustand. Er ist stellenweise geflickt, unterbrochen und schlängelt sich um jeden Baum herum. Alternativ auf die Straße ausweichen mögen wohl nur wenige: Zu rasant fahren die Autos auf einer der Hauptverkehrsachsen in Hamburgs Norden.

Verkehrsbehörde: Radler sollen auf der Straße fahren

Stattdessen schlägt die Straßenverkehrsbehörde vor, aus dem Wiesendamm eine Tempo-30-Zone zu machen und den Radverkehr im Mischverkehr auf der Straße zu führen. Schwächere Verkehrsteilnehmer, wie zum Beispiel radelnde Kinder, sollen weiterhin den Gehweg benutzen dürfen.

Der CDU-Fraktion im Bezirk spielt die Absage der Straßenverkehrsbehörde in die Karten: Die CDU hatte den Vorschlag, einen Radweg auf der Fahrbahn einzurichten, ebenfalls bereits im vergangenen Jahr abgelehnt und stattdessen die Einrichtung einer Fahrradstraße auf dem südlichen Teil des Wiesendamms gefordert. Dieser Vorschlag ist aber offenbar vorerst vom Tisch.

„Es ist erfreulich, dass die Straßenverkehrsbehörde die Bedenken der CDU teilt und die von der rot-grünen Koalition im Bezirk Nord geplante Parkplatzvernichtung in der Jarrestadt doch noch gestoppt wird“, so der verkehrspolitische Sprecher Christoph Ploß, und der Bezirksabgeordnete Philipp Kroll in einem Statement der CDU. „Wir fordern die rot-grüne Koalition im Bezirk Nord auf, von ihren Plänen sofort Abstand zu nehmen und auf die Argumentation der Straßenverkehrsbehörde zu hören.“ (mes/ras)