Hamburg. Drei Männern bekamen schon vor dem Start des Projekts “Spende dein Pfand“ eine neue Chance. Der Erlös geht an das Straßenmagazin “Hinz & Kunzt“.

Flaschen loswerden, losfliegen und gutes Tun: Mit der Leerflaschen-Aktion Spende dein Pfand unterstützt der Flughafen Hamburg von sofort an sozial benachteiligte Menschen. Reisende können vor ihren Flügen ihre Getränkeflaschen, die sie nicht mitnehmen dürfen, in sechs Plexiglastonnen werfen. Die Behälter stehen am Eingang der Sicherheitsbereiche.

Der Erlös des sortierten, weitergeleiteten und verkauften Materials kommt zu 100 Prozent der Hamburger Obdachlosenzeitung Hinz & Kunzt zugute und finanziert drei Stellen für die ehemaligen Langzeitarbeitslosen Jaroslaw Wesolowski, Uwe Tröger und Georgi Nikolov, die alle bereits Erfahrungen beim Pfand-Sammeln gemacht haben und nun zu Mindestlohn-Konditionen in Vollzeit beschäftigt werden.

Leergutbeauftragter Jaroslaw Wesolowski, schiebt im Terminal eine Pfandspende-Tonne
Leergutbeauftragter Jaroslaw Wesolowski, schiebt im Terminal eine Pfandspende-Tonne © dpa | Daniel Bockwoldt

„Diese Aktion ist für uns eine Herzensangelegenheit,“ sagte Johannes Scharnberg, Leiter des Geschäftsbereichs Aviation am Hamburg Airport. „Uns ist bewusst geworden, welche soziale Komponente das Flaschensammeln hat. Wir leisten somit einen Beitrag, dass Menschen wieder Fuß fassen können.“ Außerdem diene die Initiative „Spende Dein Pfand“ der Umwelt. Es wird erwartet, dass mindestens eine Viertelmillion Mehrweg- und Einwegflaschen pro Jahr gesammelt werden.

Für Jaroslaw Wesolowski und seine beiden Kollegen – die drei waren zeitweise obdachlos – ist der Job am Flughafen ein Neuanfang im Berufsleben. Sie werden die Tonnen ausleeren und das Pfandgut sortieren.

„Hinz&Kunzt“-Projektleiter Stephan Karrenbauer lobt das Engagement: „Der Flughafen Hamburg ermöglicht es den drei Flaschensammlern, künftig ihren Lebensunterhalt mit dieser Tätigkeit zu verdienen und bringt ihnen damit auch eine große Wertschätzung entgegen.“

Aber nicht nur die drei Langzeitarbeitslosen sollen profitieren. Bis auf Weiteres duldet der Flughafen generell das Flaschensammeln in den Terminals, bestätigte Sprecherin Katja Bromm auf Anfrage. Dies gelte aber nur dann, wenn dadurch Fluggäste nicht belästigt würden. Im vergangenen Jahr hatte der Flughafen insgesamt 97 Anzeigen gegen Leergutsammler erstattet, die gegen ein zuvor ausgesprochenes Hausverbot verstoßen hatten. Daraufhin gab es scharfe Kritik. „Hinz&Kunzt“ stellte eine Online-Petition ins Netz, in der der Flughafen aufgefordert wurde, die Anzeigen gegen die Pfandsammler zurückzuziehen und das Flaschensammeln im Flughafen zu erlauben. Diese Petition unterstützen im Februar mehr als 57.000 Menschen. Der Flughafen zog die Anzeigen zurück.

In den Bahnhöfen der Deutschen Bahn ist das Flaschensammeln übrigens nicht gern gesehen: „Das Durchwühlen von Papierkörben ist laut unserer Hausordnung verboten“, so Sprecherin Sabine Brunkhorst. (Ulrich Gaßdorf/HA)