Eppendorf. In ihrer Eppendorfer Praxis berät Daniela van Santen Menschen, die ihrem Partner auf krankhafte Weise misstrauen.

Das Handy kontrollieren, Taschen durchsuchen? Notwendig. Der Partner, der beteuert, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen? Lügt. Freunde, die von krankhaftem, grundlosem Verhalten sprechen? Verstehen nichts. Die gefühlte von der tatsächlichen Wahrheit zu unterscheiden ist für krankhaft Eifersüchtige schwierig. Hilfe sollen sie nun bei der Hamburgerin Daniela van Santen bekommen. Als Beziehungs-Coach bietet sie in ihrer Eppendorfer Praxis, in der sie seit sieben Jahren Menschen mit Liebeskummer berät, ab sofort die nach eigenen Angaben erste „Eifersuchtssprechstunde“ in Deutschland an. Ihre Arbeit beruht auf der Methode des Innsbrucker Psychologen Harald Oberbauer. Oberbauer leitet die Eifersuchtsambulanz an der Psychiatrischen Klinik der dortigen Universität.

Typisch für die Form der Eifersucht, mit der sich van Santen beschäftigt, sind Fälle wie die eines Mannes, der seine Partnerin betrogen hatte, beide aber die Beziehung aufrecht erhalten wollten. „Das hat nicht funktioniert“, sagt van Santen. „Wenn seine Frau auf Geschäftsreise war, musste der Mann ihr Fotos von sich vor dem Fernseher bei einem bestimmten Programm schicken, welches sie im Hotel dann ebenfalls anstellte, um zu kontrollieren, ob er tatsächlich zu jenem Zeitpunkt zu Hause war.“ Absurd erschien der Partnerin auch nicht, dass sich Frauen, mit denen ihr Mann möglicherweise fremdging, hinter dem Sofa verstecken könnten. Stattdessen forderte sie Videos von allen Ecken.

Drei Formen der Eifersucht

Wer betroffen ist, für den sei Eifersucht nicht der kleine, zwickende Gedanke im Hinterkopf, sondern der allgegenwärtige, der alles Positive in der Beziehung überschatte. „Von krankhafter Eifersucht Betroffene sind davon überzeugt, dass sie recht haben mit ihren Unterstellungen“, sagt van Santen, die drei Formen der Eifersucht definiert: die „normale“, die die meisten Leute kennen, die krankhafte, häufigste Form, bei der ohne Grund an der Liebe des Partners gezweifelt wird, und der Eifersuchtswahn, der selten sei und sogar in Gewalt münden könne.

Van Santen, die früher als Business-Coach arbeitet, geht es darum, in ihrer Praxis die Ursachen für die Eifersucht zu finden. „Oft geht sie einher mit anderen Problem wie Alkoholmissbrauch, schweren Depressionen oder Angstzuständen.“ Van Santen bezeichnet sich bewusst als Coach, also als jemand, der unterstützen und beraten will, aber nicht therapieren. Unter Experten ist diese Arbeit umstritten. Claas-Hinrich Lammers, Ärztlicher Direktor der Psychiatrie der Asklepios Klinik Nord, kennt Eifersucht als krankhaftes Phänomen unter dem Begriff des „Othello-Syndroms“, also als wahnhafte Störung. Auch alkoholabhängige, impotente Männer könnten teilweise zu krankhafter Eifersucht neigen. „In beiden Fällen müssen die Patienten aber unbedingt von Experten behandelt werden. Ein reines Coaching ist wirkungslos.“

„Oft liegt das Problem in der Kommunikation“

Van Santen sagt, sie kenne Fälle jeglichen Alters und Geschlechts, wobei ein großer Altersunterschied auch Ursache für Eifersucht sein könne. Immer häufiger begegneten der 54-Jährigen auch Fälle, die quasi einem altbackenen Muster folgen: „Männer fühlen sich oft unzulänglich, wenn ihre Partnerin im Beruf erfolgreicher ist und mehr Geld verdient. Sie provozieren dann regelrecht Eifersucht, – auf gemeine Art – um sich besser zu fühlen, wenn die Frau hilflos und traurig ist.“

Einem ihrer Klienten habe sie geraten, ein Fernstudium zu beginnen. Mit Studienabschluss habe er sich dann neu beworben, schließlich genauso viel verdient wie seine Frau – und die Eifersucht sei weg gewesen. Eine Lösung, die provozierend einfach erscheint. „Es erfordert manchmal allerdings regelrechte Detektivarbeit, die Ursachen zu finden.“ Dann müssen die Verhaltensmuster geändert werden, dazu holt van Santen auch die Partner ihrer Klienten hinzu. „Oft liegt das Problem in der Kommunikation, zum Beispiel neigen Frauen dazu, Männer ,an die Wand zu quatschen‘, sodass die dann gar nicht mehr reden wollen. So etwas zu ändern, geht allerdings ganz leicht, oft innerhalb einer Sitzung.“

In der Realität ist das nicht immer so einfach. Es ist schon vorgekommen, dass van Santen ihren Klienten zur Trennung geraten hat. So wie dem Mann, der seiner Partnerin Videos von sich vor dem Fernseher schicken sollte. Das Coaching brachte nicht den gewünschten Erfolg, im Gegenteil: „Zuletzt unterstellte die Frau ihrem Freund eine Affäre mit mir“, sagt van Santen. „In diesem Fall war dann die Trennung die Lösung, auch wenn sie natürlich nicht Ziel ist.“

Kontakt zur Eifersuchtssprechstunde:
Daniela van Santen, Schrammsweg 8 in Eppendorf,
Tel: 285 181 85, coaching@daniela-van-santen.de, eifersuchtssprechstunde.de