Hamburg. Was unser Abendblatt-Tester Gerd Rindchen in dem hochgelobten syrischen Lokal gut fand – und was nicht ganz so überzeugend.
Nachdem vor rund 40 Jahren der Pionier Hannah Saliba das erste syrische Restaurant in Hamburg eröffnete, haben sich hier zwischenzeitlich viele syrische und libanesische Stätten der Gastlichkeit etabliert. Insbesondere der aus zahlreichen kleinen vegetarischen Kreationen bestehende Vorspeisenreigen „Mazza“ erfreut sich großer Beliebtheit und wird nur noch selten mit einer japanischen Automarke verwechselt.
Restaurant Hamburg: Die kleinen Vorspeisen enttäuschen
Auch ich schätze die syrische Küche sehr, und so suchte ich unlängst gemeinsam mit Freunden und mit hohen Erwartungen die Gaststätte Fardi am Hofweg auf. Das Fardi verfügt über eine sehr professionell gestaltete Website und sehr gute Bewertungen – und wurde in der Vergangenheit auch schon mal beim renommiertesten Hamburger Gastropreis zum „Testsieger Orient“ gekürt.
Würzung, Raffinesse und Vielschichtigkeit der Aromen fehlen
Bei meinem Besuch konnte ich das anhand der gereichten Speisen nur bedingt nachvollziehen. Um einen möglichst umfassenden Eindruck zu gewinnen, hatte ich frohgemut zum Signature Dish des Hauses gegriffen und das große Menü „Damaszener“ (46,90 Euro) bestellt.
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Sogleich kamen die bekannten kleinen Schälchen mit den vegetarischen Vorspeisen – besagtes Mazza – auf den Tisch, hauptsächlich Klassiker wie Hummus, Möhren mit Rosenöl, Blattpetersiliensalat, Rote Bete etc. In puncto Würzung, Raffinesse und Vielschichtigkeit der Aromen entsprach das allerdings nicht ganz dem hohen Standard, den einige ähnlich geartete Restaurants in Hamburg setzen, und platzierte sich unspektakulär im unteren Tabellenmittelfeld.
Klein, aber lecker: grandios gutes Lammwürstchen
Als zweiter – leider, leider zwischengerichtsbedingt nur superkleiner – Gang nahte dann ein grandios gutes Lammwürstchen, so ziemlich das Beste, das ich bislang probiert habe, mit ebenfalls außerordentlich gelungenen Falafel. Die beiden folgenden, vom sehr freundlichen Service eilfertig herangetragenen Gänge – ein Stück Wolfsbarschfilet auf Sesam-Limonen-Sauce und ein Stück Lammfilet auf Schafskäsesauce – hatten zweierlei gemeinsam: Den schon bei den Mazza erkennbaren Hang zu höchst introvertierten Würzungen, welche die legendären Düfte und Geschmäcker des Orients nur schwach aufscheinen ließen, und die ausnehmend offensiv interpretierten Garzeiten für Fisch und Fleisch.
Nachtisch leider nur ein Quarkkuchen mit Eis
Als Dessert war auf der Karte „Ausgewähltes syrisches Gebäck“ ausgelobt, ich freute mich schon auf die spektakulären Blätterteigkreationen, für die die syrische Patisserie berühmt ist. Stattdessen kam ein kleines Stück Quarkkuchen auf einer Art Rührteig mit einer Kugel sehr süßem Zimteis. Nun ja.
Restaurant Fardi: Weinkarte setzt auf syrische Winzer
Die Weinkarte umfasst ganz lokalpatriotisch nur syrische Gewächse. Wir entschieden uns für den recht anständigen Einstiegsweißwein des weltberühmten Château Musar, der mit 52 Euro pro Flasche mit Rücksicht auf die umliegenden Prachtbauten recht hofwegeresk ausgepreist war. Bei anschließender gründlicher Inaugenscheinnahme der Speisekarte erspähte ich eine schöne Überraschung: Sowohl die großartigen Lammwürstchen (19,90 Euro) als auch die leckeren Falafel (17,90 Euro) sind als Hauptgerichte verfügbar. Sollten mich meine Schritte also jemals wieder ins Fardi führen, wüsste ich gewisslich, was ich dort bestellen würde.
Hofweg 72, 22085 Hamburg Tel. 3602 7440, fardi-hamburg.de, Di-Do ab 18, Fr-So ab 17 Uhr