Hamburg. Gates für Billigflieger sollten das Einsteigen beschleunigen. Doch das Prinzip, zu Fuß zum Flieger zu gehen, kann zum Chaos führen.

Ein kurzer Trip nach Spanien hat jetzt für eine Buchholzerin mit einigem Ärger und recht langem Warten begonnen. Die neuen so genannten Walk-in-walk-out-Gates (abgekürzt Wiwo), die der Hamburger Airport kürzlich in Betrieb genommen hat, erwiesen sich bei ihrer Reise als Fluggastfalle. Neben der Misere mit Koffern, die oft erst verspätet auf dem Gepäckband ankommen, hat der Flughafen damit derzeit offenbar ein weiteres Serviceproblem.

Zum Hintergrund: Seit einigen Wochen sehen die Wiwo-Gates vor, dass die Passagiere durch ein Treppenhaus und zu Fuß hinaus auf das Vorfeld gehen, wo die Maschine direkt vor dem Terminal geparkt ist. Für Billigflieger wie Ryanair oder EasyJet sollte sich dadurch die teure Wartezeit auf dem Flughafen verkürzen.

Chaos auf dem Hin- und Rückflug

Doch die 50-Jährige erlebte das Gegenteil. "Schon beim Hinflug mit Ryanair kam es zu Verzögerungen, weil es nicht möglich war, die ankommenden Fluggäste aus dem Treppenhaus durch die bereits zum Boarding bereitstehenden Fluggäste hindurch in das Flughafengebäude zu schleusen", erzählt sie von ihren Erfahrungen vom 15. September.

Auf dem Rückflug am 19. September das gleiche Chaos. "Eine völlig überforderte Bodenstewardess begann mit dem Boarding, obwohl die angekommenen Passagiere im ganzen Treppenhaus bis hinaus aufs Rollfeld standen und versuchten, ins Gebäude hineinzukommen", schildert sie den Stau im Flughafen. Die Gäste hätten das Flughafenpersonal daraufhin gebeten, das Boarding zu stoppen. Es hieß dann, die Passagiere sollten wieder zurück gehen und einen anderen Eingang benutzen, schildert die Buchholzerin, die häufig mit dem Flieger unterwegs ist und derartige Probleme noch nie erlebt hat. Schließlich hätten die Boardingpassagiere eine Gasse für die Ankommenden bilden müssen. "Dringend sollte der Flughafen seine Mitarbeiter einweisen und die Sicherheitsmaßnahmen überdenken. Ich möchte mir nicht vorstellen, was im Falle einer Panik passiert wäre", sagt die Ryanair-Kundin.

"Es braucht Zeit, um sich einzuspielen"

Beim Flughafen verweist eine Sprecherin auf mögliche Startschwierigkeiten des neuen Boarding-Systems. "Konsequent verfolgen wir das Prinzip erst seit Anfang September", sagte Stefanie Harder Abendblatt-Online. Die Mitarbeiter der Fluggesellschaften, die das Prozedere organisierten, müssten sich zunächst  damit vertraut machen. "Es braucht Zeit, um sich einzuspielen, aber so etwas darf natürlich nicht passieren", sagte die Sprecherin. Allerdings bestätigte sie, dass für ankommende und abfliegende Passagiere nur ein einziges Treppenhaus vorgesehen ist. Das Ziel sei es dennoch, dass alles pünktlich verlaufe. 

Schließlich sollten die neuen Flugsteige den Zeitaufwand für das Ein- und Aussteigen der Passagiere und damit die Bodenzeiten der Flugzeuge deutlich verkürzen. Genutzt werden die Wiwo-Steige denn auch von den als besonders preissensibel geltenden Airlines EasyJet, Ryanair, Wizzair und Eurowings/Germanwings. Die Änderungen an den Flugsteigen hat sich der Airport rund 6,5 Millionen Euro kosten lassen.