Hamburg. Hamburgs Flughafen zieht Bilanz: Wegen deutlich erhöhter Investitionen ist der Gewinn erheblich gesunken. 2019 mehr Reisende erwartet

Nicht nur bei schnelleren Sicherheitskontrollen sieht sich der Hamburger Flughafen ganz vorn in Deutschland. Auch bei der automatischen Gepäckannahme nehmen die Fuhlsbütteler nach eigenen Angaben eine führende Stellung ein. Am Donnerstag hat Flughafenchef Michael Eggenschwiler zehn so genannte „Self Bag Drop“-Automaten im Terminal 1 eingeweiht. Dort stehen nun insgesamt schon 20 dieser Geräte bereit.

Michael Eggenschwiler, Chef des Hamburger Flughafens
Michael Eggenschwiler, Chef des Hamburger Flughafens © dpa

Im kommenden Jahr sollen zehn weitere hinzukommen, dann im Terminal 2. Das Besondere an den Automaten: Sie sind von unterschiedlichen Fluggesellschaften nutzbar – der Passagier muss somit nicht mehr nach dem Schalter der gebuchten Airline oder dem spezifischen Self-Service-Gerät suchen. „Mit diesem System übernimmt Hamburg Airport eine Vorreiterrolle in der Branche“, sagte Eggenschwiler. „Wir geben den Passagieren damit größtmögliche Flexibilität. Sie sind nicht mehr an die Öffnungszeiten von Check-In-Schaltern gebunden und können außerdem Wartezeiten vermeiden.“ Seit Anfang November 2017 sind die ersten zehn Automaten in Betrieb.

80.000 Gepäckstücke via Automat abgefertigt

Aktuell können Fluggäste von Eurowings, Air France, KLM und EasyJet die Möglichkeit des Gepäck-Check-Ins nutzen. Demnächst kämen SAS und Turkish Airlines hinzu, sagte Dirk Behrens, Bereichsleiter für den Terminal- und Flugbetrieb in Hamburg. Mehr als 80.000 Gepäckstücke seien im ersten Quartal 2019 über die Automaten angenommen worden, so Behrens. Der Service stoße auf großes Interesse bei anderen Flughäfen in Europa und in Übersee: „Neulich hatten wir sogar eine Delegation aus Tokio hier.“ Airline-spezifische Gepäckautomaten hingegen gibt es schon seit längerer Zeit. Die Lufthansa hat solche Geräte in Frankfurt, in Hamburg und in München im Einsatz. Vor der Einweihung der neuen Self-Bag-Drop-Anlagen hatte Eggenschwiler am Donnerstag die Bilanz des Flughafens für das Geschäftsjahr 2018 vorgelegt.

Dabei fällt auf: Erstmals seit 2013 ist der Gewinn auf weniger als 40 Millionen Euro gesunken. Unter anderem wegen zahlreicher Flugausfälle im vergangenen Jahr, hauptsächlich aber wegen deutlich erhöhter Investitionen nahm das Ergebnis um 22 Prozent auf 36,1 Millionen Euro ab. Gut die Hälfte des Gewinns fließt an die Hansestadt. Darauf nahm der Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse, umgehend Bezug: „Der Flughafen überrascht mit einem unerwartet hohen Ergebnisrückgang und zeigt damit die Fehlplanungen im rot-grünen Haushalt auf“, so Kruse. Die von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) eingeplante Gewinnabführung von 26,1 Millionen Euro werde sich mit diesem Ergebnis nicht erreichen lassen. Der starke Rückgang beim Ergebnis lässt sich aus Sicht von Kruse nicht allein durch die Investitionen am Flughafen erklären. Er sei vielmehr „das Resultat eines anhaltenden politischen Konflikts innerhalb des Senats, bei dem insbesondere dem grünen Umweltsenator jedes Mittel Recht ist, den Flughafen unter medialem Dauerfeuer zu halten.“ Kruse spielte damit auf die Diskussion über die Nachtflüge an.

Weniger Nachtflüge

Hierzu sagte Eggenschwiler, im ersten Quartal 2019 sei die Zahl der Starts und Landungen nach der so genannten Verspätungsregel zwischen 23 und 24 Uhr um 37 Prozent gesunken. Dies sei auch das Resultat vieler Gespräche mit Airlines. „Ich freue mich, dass sich diese Arbeit jetzt auszuzahlen beginnt“, so der Flughafenchef. Im Sommerflugplan, der seit wenigen Tagen gültig ist, seien mehr als ein Drittel der Flüge aus der letzten halben Stunde vor 23 Uhr vorverlegt worden. Im Jahr 2018 war bei den Flugbewegungen zwischen 23 und 24 Uhr – die eigentlich nur im Fall von „nachweislich unvermeidbaren Verspätungen“ zulässig sind – ein neuer Negativrekord von 1174 Starts und Landungen erreicht wurden. Auch aufgrund zahlreicher Flugstreichungen, unter anderem verursacht durch Streiks und den Stromausfall im Juni, hat die Passagierzahl im vorigen Jahr um 2,2 Prozent auf 17,2 Millionen abgenommen. Bei den Flugbewegungen gab es ein Minus von 3,4 Prozent auf 140.989 Abflüge und Ankünfte.

2019 mehr Flüge erwartet

Für 2019 erwartet Eggenschwiler allerdings wieder einen Anstieg der Passagierzahl von 2,0 bis 2,5 Prozent. Weil er mit einem jährlichen Verkehrswachstum in dieser Größenordnung auch für die nächsten Jahre rechnet, hält er einen Ausbau der Infrastruktur in Fuhlsbüttel für geboten. So ist unter anderem vorgesehen, ein Interimsterminal auf dem Vorfeld und an der Rückseite der bestehenden Pier Süd fünf weitere Fluggastbrücken zu errichten. Am Ausbau sollen sich die Airlines über erheblich höhere Nutzungsentgelte beteiligen, was bei ihnen im Dezember zu offen geäußertem Unmut über den Zeitplan der Investitionen von insgesamt mehr als 500 Millionen Euro geführt hat.

Aus der Perspektive der Fluggesellschaften besteht bei einigen der Ausbauschritte keine Notwendigkeit, sie jetzt schon einzuleiten. „In den vergangenen Wochen hat sich das Gesprächsklima deutlich verbessert“, sagte Eggenschwiler zu den Verhandlungen. „Ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam einen Weg finden werden.“ Gegen den Ausbau klagt zudem die Umweltschutzorganisation BUND. Sie argumentiert, der Planfeststellungsbeschluss aus den Jahren 1997/1998 entspreche nicht mehr dem aktuellen Stand und sei rechtlich nicht mehr gültig. „Bei diesem Thema bin ich sehr entspannt“, sagte Eggenschwiler. „ Die Genehmigungen, die wir haben, sind alle rechtlich sauber und einwandfrei.“