Hamburg . Alle wollen, dass das alte Zentrum des Stadtteils an Aufenthaltsqualität gewinnt. Doch beim “Wie“ gibt es große Differenzen.
Wie wird der Verkehr für die nächsten 30 Jahre am Eppendorfer Marktplatz geregelt? Genau dafür werden jetzt die Weichen gestellt: Das alte Zentrum des Stadtteils Eppendorf, seit den 1960er- und 1970er-Jahren zur viel befahrenen Straßenkreuzung mit Busspuren verkommen, soll an Aufenthaltsqualität gewinnen. Darin sind sich alle Beteiligten einig – der Bezirk, die Stadt und die Anwohner. Doch bei der konkreten Ausgestaltung bestehen große Differenzen.
Die neu gegründete Initiative „Hamburg dreht sich“, die die Verkehrswende in Hamburg mit weniger Lärm und besserer Luft unterstützt, sieht im aktuellen Planungsstand Defizite – vor allem für Radfahrer. Das Problem: Anlass für Neuplanungen ist die Busbeschleunigung. Und: Über den Marktplatz verläuft eine Bundesstraße – Bus- und Autoverkehr sollen also aus Behördensicht nicht wesentlich eingeschränkt werden.
Größte Zustimmung bislang für eine Variante
Das bemängeln nicht nur viele Anwohner, sondern auch die Mitglieder der Initiative „Hamburg dreht sich“, die Radfahrer und Fußgänger in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt. „Wir denken das Ganze als Radfahrer und Fußgänger von der ganzen Stadt aus. Wir wollen Planungen der Stadt kritisch begleiten und selbst Dinge anstoßen“, sagt Stadtplaner und Architekt Sebastian Bolenz.
Eine Informationsveranstaltung und zwei Workshops zur Neuplanung des Eppendorfer Marktplatzes hat es bereits gegeben. Die größte Zustimmung erhielt bislang eine Planungsvariante, nach der der nördliche Teil des Eppendorfer Marktplatzes zum Busbahnhof umgebaut werden würde.
Initiative fordert mehr Platz für Radler und Fußgänger
Neben Bussen wäre hier nur noch Anlieger-Autoverkehr gestattet. Der Ost-West-Autoverkehr würde in beide Richtungen durch die Ludolfstraße geführt, ebenso wie die Busse in Richtung Winterhude / Kellinghusenstraße. Der Gehweg an der Ostseite des Eppendorfer Marktplatzes würde verbreitert werden. Die Straße bekäme zwei Radfahrstreifen auf der Fahrbahn: an der Ostseite zum Rechtsabbiegen in die Heinickestraße und in der Mitte neben dem Busfahrstreifen in Richtung geradeaus.
Viel zu gefährlich finden Sebastian Bolenz und Florian Mallok von „Hamburg dreht sich“. „Der geradeaus fahrende Radfahrer muss zwei Autofahrstreifen kreuzen“, sagt Mallok. Er schlägt vor, die Radler auch an der Ostseite und dann über einen neu geplanten Fußgängerüberweg über die Heinickestraße zu führen.
Außerdem fordert die Initiative einen baulich von der Fahrbahn abgegrenzten Schutzstreifen in der Heinickestraße. „Es darf keine Planung wie in den 1970er-Jahren werden, die den Autoverkehr bevorzugt. Der Radverkehr wird immer stärker und fördert die Geschäfte“, sagt sein Mitstreiter Bolenz. Die Initiative wird weiter mitreden – schon im Frühjahr wird wieder über den Eppendorfer Marktplatz debattiert.