Hamburg. Hamburgs Politiker äußern sich bestürzt über die Anschläge in Belgien. Flüge von Hamburg gestrichen. Experte warnt vor Einzeltätern.

Nach den Terroranschlägen von Brüssel haben sich Hamburger Politiker betroffen geäußert. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zeigte sich traurig und fassungslos. „Hass und Terror werden nicht gewinnen. Die Freiheit wird stärker sein!“, schrieb sie am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Sozialsenatorin Melanie Leonhard twitterte: „Meine Gedanken sind bei den Opfern, mein Mitgefühl gilt ihren Angehörigen und all ihren Freunden.“

Die Fraktionschefin der oppositionellen Linksfraktion, Cansu Özdemir, äußerte ihre Empörung über die Attentäter in drastischen Worten: „Menschen das Leben zur Hölle machen und zu glauben dafür ins Paradies zukommen. Ihr seid so widerlich“. Auch die CDU bekundete ihre Trauer um die Opfer. „Europa muss zusammenstehen & Werte verteidigen“, hieß es im Tweet der Christdemokraten.

Auf dem Landesparteitag am Dienstagabend sagte der CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze: „Wenn wir darüber nachdenken, wer von uns alles in Brüssel tätig ist und von dort nach Hamburg kommuniziert, wird uns klar, dass der Terror sehr nah ist. Aber wir werden uns von niemandem unsere Freiheit nehmen lassen und zu allen solidarisch stehen, deren Freiheit bedroht ist. Wir müssen unsere Sicherheit gewährleisten, aber wir müssen auch für ein freiheitliches Europa kämpfen, gerade jetzt.“

Die Terroranschläge von Brüssel überschatteten am Dienstag auch den Gottesdienst zum Tag der Kriminalitätsopfer in Hamburg. „Terror ist der monströse Gipfel von Kriminalität, egal welche religiösen oder politischen Rechtfertigungen die Täter heranziehen“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in der Hauptkirche St. Jacobi. Jeder, der Herz und Gewissen habe, blicke „mit Abscheu auf die Anschläge in Brüssel“, fügte sie hinzu. Zugleich gelte: „Wir lassen uns nicht gegeneinander aufhetzen. Wir lassen uns nicht ein auf die Agenda der Fanatiker.“

Fleckenstein beschreibt Brüssel als "gespenstisch"

Der Hamburger EU-Abgeordnete Knut Fleckenstein hat sein Büro in der Nähe der U-Bahnstation Maelbeek, wo einer der Anschläge stattfand. Der SPD-Politiker beschreibt die Atmosphäre in Brüssel als "gespenstisch", da viele Straßen menschenleer seien. Die Mitarbeiter im EU-Parlament seien angehalten worden, das Gebäude nicht zu verlassen oder zu Hause zu bleiben. Das Handynetz brach offenbar zusammen.

Fleckenstein reiste am Montag mit dem Flugzeug von Hamburg nach Belgien, sagte er der Mopo. "Das macht einen schon nachdenklich." Angst habe er nicht. "Aber ich hatte nie das Gefühl, dass die belgischen Behörden hier sehr professionell agieren."

Flüge aus Hamburg nach Brüssel gestrichen

Nach den Explosionen mit mehreren Toten am Brüsseler Flughafen Zaventem sind am Dienstagmorgen alle Flüge von Hamburg in die belgische Hauptstadt gestrichen worden. Der letzte Flug von der Hansestadt nach Brüssel startete um 7 Uhr morgens. Die drei weiteren Flüge, die im Laufe des Tages Richtung Belgien fliegen sollten, wurden abgesagt.

Die Flüge nach Brüssel sind gecancelt
Die Flüge nach Brüssel sind gecancelt © TV News Kontor

Die Bundespolizei hat ihre Sicherheitsmaßnahmen am Hamburg Airport erhöht. „Wir laufen mit einer sichtbar erhöhten Präsenz“, sagte ein Sprecher. Die Beamten seien wie schon vor den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt mit Maschinenpistole und Schutzweste ausgestattet. Die Kollegen seien am Dienstag aber noch einmal sensibilisiert worden.

Im Bahnverkehr nach Belgien kommt es ebenfalls zu Einschränkungen. Der ICE von Hamburg nach Brüssel fährt zurzeit nur bis Aachen. Reisende könne Fahrkarten, die für heute oder morgen nach Brüssel gebucht wurden, kostenfrei zurückgeben.

Die Hamburger Hochbahn richtet sich nach der Lageeinschätzung von Innenbehörde und Polizei, wie ein Sprecher erläuterte. „Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen, die wir generell haben.“

Fernbusanbieter ab Hamburg wollen bisher keine Verbindungen nach Brüssel streichen. Bei FlixBus und Eurolines sollen alle Busse planmäßig fahren. Wie ein Sprecher von FlixBus mitteilte, kann es allerdings in Brüssel zu Polizeikontrollen in den Bussen kommen.

Bürgermeister Scholz reagiert bestürzt

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz äußerte sich am Nachmittag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter zu den Terroranschlägen. "Die Nachrichten von den Anschlägen in Brüssel erfüllen uns mit Trauer und Entsetzen", hieß es in seinem Tweet.

Hamburger Verfassungsschutzchef sieht hohe Gefährdungslage

„Die Gefährdungslage ist nach wie vor hoch. Europa und Deutschland stehen seit langem im Fokus islamistischer Terroristen. So hat der IS bereits im Herbst 2014 auch Deutschland als mögliches Anschlagsziel erwähnt", sagt Torsten Voß, Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz.

"Diese Einschätzung der Lage galt auch vor den Ereignissen in Paris und Brüssel. Die Sicherheitsbehörden arbeiten seit Jahren mit Hochdruck daran, die islamistische Szene im Fokus zu behalten und hier insbesondere die Anhänger des militanten Jihad und die Rückkehrer aus Syrien/Nord-Irak. Diese Gruppe haben Verfassungsschutz und Polizei speziell im Fokus. Aber eine 100prozentige Sicherheit gibt es natürlich nicht.“

Experte: "Vor Einzeltätern kann man sich nicht schützen"

Die Terroristen von Brüssel haben am Dienstag vor den Sicherheitsschleusen zugeschlagen, in der mit vielen Menschen gefüllten Terminalhalle ihre todbringenden Sprengsätze gezündet. Sie mussten dafür keine Sicherheitskontrolle passieren.

„Vor zu allem entschlossenen Einzeltätern kann man sich nicht schützen“, ist der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt überzeugt. Terminalgebäude gehören für ihn zum öffentlichen Raum wie Bahnhöfe oder Einkaufszentren, den man sicherheitstechnisch nicht vollständig abriegeln könne. Und selbst wenn dies am Flughafen gelinge, sei damit das Problem nicht gelöst: Die Terroristen konzentrieren sich nach seiner Einschätzung auf „weichere“ Ziele, wenn symbolträchtige Orte streng geschützt werden. Das habe man bereits bei den Anschlägen von Paris beobachten können, als die Terroristen nicht zum Eiffelturm oder ins Stadion de France kamen.