Hamburg. Amelie Deuflhard hatte Flüchtlingen Unterkunft gewährt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach einer Anzeige der AfD. Kritik von den Linken.

Nachdem die Hamburger Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Amelie Deuflhard eingeleitet hat, kommt harsche Kritik von den Linken. "Hier soll mit dem Holzhammer gegen die Kunstfreiheit vorgegangen werden", sagte der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Norbert Hackbusch.

Die Kampnagel-Intendantin kündigte inzwischen an, das Flüchtlingsprojekt dennoch weiterzuführen. Es gebe derzeit Überlegungen, das umstrittene Projekt "Ecofacela" im nächsten Winter in veränderter Form aufleben zu lassen. Dem Radiosender NDR Kultur sagte sie, es sei ein "Skandal", wenn es strafbar sei, Flüchtlingen im Winter Obdach zu gewähren.

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet hat. Die Zeitung "Die Welt" hatte über das Verfahren berichtet. Vorgeworfen wird Deuflhard "Beihilfe zum Verstoß gegen das Aufenthaltsrecht für Ausländer", weil auf Kampnagel im Rahmen des Kulturprojekts "Ecofavela" fünf nicht gemeldete Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe leben.

Deuflhard vorab nicht von Staatsanwaltschaft informiert

Deuflhard sagte, sie sei von der Staatsanwaltschaft weder über die Anzeige noch über das Verfahren informiert worden. Dass wegen ihrer Arbeit in einem Kunstprojekt mit Flüchtlingen gegen sie ermittelt werde - noch dazu in einer Zeit, in der Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, „das finde ich sehr befremdlich“, sagte die Intendantin.

Hintergrund des Verfahrens ist eine Strafanzeige des Hamburger Landesvorstands der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) gegen Deuflhard. Die „Ecofavela“ ist ein Holzbau auf Kampnagel, der im Herbst 2014 zu einer Unterkunft für Flüchtlinge ausgebaut worden war. In dem Gebäude, das von der Architektur an die „Rote Flora“ erinnert, finden regelmäßig Veranstaltungen statt.

Das Kunstprojekt auf Kampnagel habe das Ziel gehabt, die Lage der Flüchtlinge neu zu diskutieren. Es sei „ein kleines Projekt mit großer Wirksamkeit“. Die Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe waren 2011 vor dem Bürgerkrieg in Libyen nach Italien flohen und von dort im März 2013 mit italienischen Papieren nach Hamburg geschickt worden. Ein Teil von ihnen hat mittlerweile bei der Ausländerbehörde ein Asylprüfungsverfahren beantragt. Ein anderer Teil lehnt die Angabe ihrer Personalien jedoch ab und lebt ohne gültige Papiere in Hamburg. (dpa)