Geplante „Wichert-Welt“: Ochsenzoller Großprojekt sollte im Herbst eröffnen. Jetzt gefährdet eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg die Fertigstellung des Bauvorhabens.

Hamburg. Der Rohbau steht, am morgigen Donnerstag wird Richtfest gefeiert, im Herbst dieses Jahres soll an der Langenhorner Chaussee ein neues Großprojekt eröffnen. Auf 16.000 Quadratmetern baut die Firma Auto Wichert direkt am U-Bahnhof Ochsenzoll ein Audi-Zentrum mit Werkstatt, Verkaufs- und Ausstellungsflächen, das Einkaufszentrum „Wichert-Welt“ mit Geschäften, Arztpraxen und Büros sowie ein neungeschossiges Park-and-ride-Haus mit 327 Parkplätzen.

Jetzt gefährdet eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg die Fertigstellung des Bauvorhabens: Es ordnete die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs von Anwohnern gegen die vom Bezirk Hamburg-Nord erteilte Genehmigung für das 35-Millionen-Euro-Projekt an. Das kommt einem vorläufigen Baustopp gleich. „Der Bauherr kann zwei Wochen nach Zustellung Beschwerde einlegen. Dann prüft das Oberverwaltungsgericht den Fall in zweiter Instanz“, so Andreas Lambiris, Sprecher des Verwaltungsgerichts.

Mit der Anordnung hat das Verwaltungsgericht auf die Klage einer Familie am Stockflethweg reagiert. Sie hatte im September 2013 einen Eilantrag gestellt. Auslöser waren der Streit um die Zu- und Abfahrten des Geländes, das nur über die Tempo-30-Straße erreichbar ist, der durch die Bauarbeiten verursachte Verkehrslärm und die fehlenden Verkehrskonzepte für das angrenzende Wohngebiet. Unterstützt wurden die Kläger von der Initiative Stockflethweg und etlichen Nachbarn.

Rechtsanwalt argumentierte mit angeblich fehlerhaftem Lärmgutachten

Der beauftragte Rechtsanwalt hatte argumentiert, dass die Baugenehmigung auf Grundlage eines falschen Lärmgutachtens vergeben wurde. „Dieses Gutachten wurde von den Bauherren beauftragt und ist vom Bezirksamt anscheinend ungeprüft übernommen worden“, sagt Karen Wilbrandt von der Stockfleth-Initiative. So wäre nicht berücksichtigt worden, dass dem Wohngebiet ein „täglicher Verkehrskollaps“ drohe (die Anwohner befürchten 15.000 Fahrzeugbewegungen pro Tag); außerdem sei die Alternative, das Gelände über die Langenhorner Chaussee zu erschließen, bislang abgelehnt worden.

Bei der Firma Auto Wichert hofft man, die Sache außergerichtlich regeln zu können. „Wir sind nach wie vor verhandlungs- und kompromissbereit“, sagt Geschäftsführer Bernd Glathe. Für etliche Anwohner habe man bereits Lärmschutzmaßnahmen gezahlt. Auch mit dem Kläger strebe das Unternehmen eine „einvernehmliche, nachbarschaftliche Lösung“ an. Sobald sich die Firma Wichert und die Familie einig sind, können die Kläger den Widerspruch zurücknehmen.