Zwei Hamburger Unternehmensberater gründen am Mühlenkamp die Kita Hansekinder. Ihre im Frühjahr 2012 eröffnete Einrichtung hat mittlerweile 95 Plätze.
„Nichts ist schlimmer als eine schnell wachsende Organisation“, sagt Christian Kolhoff. Dementsprechend langsam haben der 38-Jährige und sein Mitgründer Bastien Carillo, 36, ihre Kita Hansekinder vergrößert. „Mit fünf Kindern haben wir vor gut anderthalb Jahren angefangen“, erzählt er. Heute toben 83 Jungen und Mädchen durch die Räume am Mühlenkamp.
Insgesamt sollen es 95 werden, über so viele Plätze verfügt die Einrichtung. Entsprechend wächst die Zahl der Mitarbeiter. Arbeiteten hier anfangs drei Erzieher, sind es heute mehr als 20. Vergeben sind die Kita-Plätze alle. „Und wir haben noch eine Warteliste mit gut 300 Kindern.“
Und wie kommen zwei Unternehmensberater und Businesscoaches dazu, eine Kita zu gründen? „In unseren Beratungen sind wir immer wieder auf dasselbe Problem gestoßen“, erklärt Kolhoff. „Eine Kita, die nur von 9 bis 16 Uhr geöffnet hat, reglementiert das Leben der Eltern so stark.“ Und habe vor allem auf das Berufsleben der Frauen einen großen Einfluss. Die beiden begannen, sich in Deutschland und der Schweiz umzusehen und nach interessanten Kita-Modellen zu suchen – und fanden nur wenige, die nach ihrer Meinung in die richtige Richtung gingen.
Lange Öffnungszeiten, Übernachten möglich
Richtig heißt für sie: während der Ferien nicht durchgängig zu schließen, einen Betreuungsschlüssel über dem Normalmaß zu haben, Öffnungszeiten zwischen 7 und 19 Uhr anzubieten und notfalls kurzfristig eine Verlängerung oder Übernachtung zu ermöglichen. „Unsere Mitarbeiter wissen, dass sie darauf immer mal gefasst sein müssen.“ Solcher Service muss natürlich extra bezahlt werden. „Aber im Normalfall hat man mit einem Acht-Stunden-Gutschein keine Extrakosten“, sagt Carillo.
Mit dem Businessplan im Gepäck gingen sie auf die Suche nach einer Unterkunft für die Hansekinder. Schon nach 14 Tagen seien sie fündig geworden, sagt Christian Kolhoff. Der Vermieter habe von einer Kita zwar erst einmal überzeugt werden müssen. Aber sie hätten die anderen Mieter gefragt, und keiner hätte Vorbehalte gehabt. So konnten sie den Mietvertrag für die 540 Quadratmeter auf zwei Etagen abschließen und mit dem Umbau des ehemaligen Büros beginnen.
„Wir haben ein besonders Raumkonzept“, erklärt Kolhoff: Es gebe nicht nur Gruppenräume, sondern auch einen Bewegungsraum, ein Atelier, ein Kinder-Restaurant. Erfahrene Tischler hätten den Ausbau übernommen. „Die kannten alle Abstände, die man einhalten muss“, sagt Kolhoff. „Es gibt tatsächlich Fälle, in denen Kitas scheitern, weil Trennwände zwei Zentimeter kürzer sind, als die Auflagen erfordern.“
Steuerberater mit Branchenerfahrung
Ebenso wichtig sei für sie der passende Steuerberater gewesen. „Man muss vorher genau prüfen, ob der wirklich vielfältige Erfahrung in der jeweiligen Branche hat“, sagt Kolhoff. „Ein falscher Steuerberater kann einen fast den Kopf kosten.“
Wirklich problematisch war aber nur die Finanzierung. „Sind Sie sicher, dass es da Bedarf gibt?“ oder „Aber Sie sind doch selbst keine Erzieher“, hätten sie von Banken zu hören bekommen. „Erzieher wollen sich aber meist gar nicht selbstständig machen“, sagt Carillo. „Darum wollen wir ihnen den Rahmen für ihre Arbeit zur Verfügung stellen.“ Immerhin: Den Kredit bekamen sie am Ende – dank einer Ausfallbürgschaft der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg, einer Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft. „Und wir haben selbst einen sechsstelligen Betrag reingegeben.“
Weitere Projekte, eventuell eine weitere Kita oder Beratung anderer Kita-Gründer, müssen noch bis Frühjahr 2014 warten. Erst einmal soll der Standort Mühlenkamp stabil laufen. „Wir haben das bei Mitbewerbern beobachtet“, sagt Kolhoff. „Wenn man zu schnell wächst, geht der Charme verloren.“