Eltern sind empört: Auch Schüler, die mit Karte zahlen wollten, wurden zu Fingerabdrücken gezwungen. Piratenpartei protestiert, CDU stellt Anfrage an Senat.

Hamburg. Von Schülern an Hamburger Grundschulen sind offenbar Fingerabdrücke genommen worden, damit sie sich für das Mittagessen identifizieren und bezahlen können. Eltern und Schüler der Adolph-Schönfelder-Grundschule in Barmbek-Süd konnten sich entscheiden, ob sie beim neuen Essenslieferanten mit einem modernen RFID-Chip bezahlen oder ihren Fingerabdruck hinterlegen. Allerdings hatte die Catering-Firma Kinderwelt offenbar auch von Kindern die Fingerabdrücke nehmen lassen, die eigentlich per Chip bezahlen wollten.

Das hat die IT-Firma People and Projects aus Elmshorn in einem Brief bestätigt. Das Schreiben liegt dem Abendblatt vor. Darin heißt es: „An Ihrer Schule verlief das Einlesen der Fingerprints für die zukünftige Essenausgabe turbulent. Im Eifer des Gefechts sind Fehler passiert.“ Man entschuldige sich, werde die bisher erhobenen Daten löschen und die richtigen Fingerabdrücke neu einlesen. Die Firma verweist auf ihre Erfahrung im Umgang mit sensiblen Daten und behauptet, vom Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein „zertifiziert und mit dem Gütesiegel ausgezeichnet“ zu sein.

Viele Eltern sind jedoch empört über die gesamte Verfahrensweise an der Adolph-Schönfelder-Grundschule, die derzeit auf eine Ganztagsschule umgestellt wird. Dem Abendblatt liegen E-Mails und Aussagen von Vätern und Müttern vor. Darin wird behauptet, die Kinder hätten nur dann ihre Mahlzeit bekommen, wenn sie ihren Fingerabdruck gegeben hätten.

Die Piratenpartei in Hamburg spricht davon, dass sogar die Widersprüche zahlreicher Eltern ignoriert worden seien. „Wenn es stimmt, dass Kindern mit leerem Magen gedroht worden ist, um an ihre Fingerabdrücke zu kommen, muss die Schulbehörde personelle Konsequenzen in Betracht ziehen“, sagte Sebastian Seeger, Spitzenkandidat der Hamburger Piraten zur Bundestagswahl. „Das Vorgehen ist nicht nur unsensibel und Kindern gegenüber völlig unangemessen. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen zeigen auch, dass sie nicht die nötigen Konsequenzen aus den jüngst enthüllten Abhörskandalen gezogen haben.“ Es sei „schizophren“, von Kindern in der Grundschule einen Fingerabdruck zu verlangen. Es gebe „im Großraum Hamburg“ weitere Schulen, die Bezahlsysteme mit biometrischer Erkennung hätten. Dabei ließen sich auch diese Zugangsdaten einfach fälschen.

Die Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien (CDU) hat bereits eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt, die sich mit den Fingerabdrücken befasst. Sie will wissen, wie viele Schulen dieses Verfahren wählen, wer die Daten erhebt, was der Datenschutzbeauftragte sagt und wer das Verfahren überwacht.