Eine Woche lang zeigt ein Blumengeschäft in einer Ausstellung das “Haus des Nikolaus“ und alles, was die Vorweihnachtszeit so schön macht.
Hamburg. Schon die schmale Treppe, die in den engen Weltkriegsbunker führt, ist weihnachtlich geschmückt. Zwei, drei Meter geht es hinab - in einem Hinterhof mitten in Winterhude. Der Gang ist schmal und verwinkelt. Von hier führen verschiedene kleine Räume ab. Die Decken hängen tief, die Wände wurden weiß getüncht. Die Räume sind miteinander verbunden, so dass man sie bei einem Rundgang durchlaufen kann.
Gabriele Berger lächelt. Die Freude kann man der Inhaberin des Blumengeschäfts „blumenhahn“ am Poelchaukamp im Gesicht ablesen. Ein Woche lang, bis zum 1. Advent, werden Kunden ihres Geschäfts und Interessierte die Möglichkeit haben, diesen Weltkriegsbunker zu besichtigen. Das Besondere: Für die kommenden Tage ist der Bunker zum „Haus des Nikolaus’“ geworden: mit Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Gästetoilette und Bad.
Die Zimmer und die sie verbindenen Gänge sind weihnachtlich geschmückt. An Wänden hängen Adventskränze. In den Regalen stehen kleine Figuren oder liegt Weihnachtsschmuck. Dazu erhellen LED-Lichter die Zimmer, als würden tausend Sterne leuchten. Der Besucher weiß gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll. Überall „Kinkerlitzchen, die man zur Weihnachtszeit aufhängt“, wie Gabriele Berger es beschreibt. Alles ist auf das jeweilige Thema des Raumes abgestimmt und „farblich sortiert“.
Als Besucher erkennt man auf dem ersten Blick die viele Mühe, die die Mitarbeiterinnen des Blumengschäfts in das Projekt gesteckt haben. „Eine Adventsausstellung machen wir ja schon immer“, erzählt Gabriele Berger. Aber zuletzt sei in dem Laden der Platz zu eng geworden. Was lag da näher, den Bunker, „den wir ohnehin als Lagerraum nutzen“, zum Ausstellungsraum zu machen.
Für die Vorbereitung der Ausstellung benötigte eine Mitarbeiterin insgesamt vier Wochen Zeit. „Als erstes musste das Lager leergeräumt werden, das war ein immenser Aufwand“, erzählt Gabriele Berger. „Natürlich möchten wir mit Hilfe der Ausstellung etwas verkaufen“, fügt die Geschäftsfrau hinzu. Auch deshalb ist die Ausstellung nur eine Woche geöffnet. „Dann ist ja 1. Advent, und dann kauft keiner mehr einen Adventskranz.“
Ja, sie hätten schon darüber nachgedacht, eine Ausstellung daraus zu machen, die bis Weihnachten dauere, sagt Gabriele Berger. Aber dann müssten sie Eintritt nehmen, und das wolle man nicht. „So kann jeder kommen, der will.“ Lachend fügt die Ladeninhaberin hinzu: „Nur Hunde und Kinderwagen müssen draußen bleiben.“
Dass, was die Mitarbeiterinnen des Blumenladens anbieten, ist vor allem Handarbeit. „Wir fertigen jeden Kranz individuell, so wie es der Kunde bestellt: die Größe, die Kerzen, die Kugeln.“ Diese Fertigkeit hat ihren Preis. Im Durchschnitt koste ein Kranz zwischen 100 und 150 Euro, erzählt Gabriele Berger. Teurere Exemplare, für die 200 bis 300 Euro bezahlt werden müssten, könnten jedes Jahr wieder verwendet werden. „Dann müssen nur die Kerzen ausgetauscht werden und man kann ihn vererben.“
Bei der Gestaltung eine Adventskranzes gibt es (fast) keine Grenzen. „Sie können ihn farblich an ihre Wohnungseinrichtung anpassen“, sagt Gabriele Berger. „Wenn sie braune Wände haben, gibt es braune Kerzen, braune Kugeln, dicke Schleifen - was sie wollen.“ Auch wenn die meisten Kränze eher im „klassischen Stil“ gefertigt würden, gibt es auch ausgefallene Ideen. „Jetzt habe ich einen Kunden, der möchte einen mexikanischen Adventskranz. Dort kommt eine fünfte Kerze - für Weihnachten - in die Mitte des Kranzes.“
Gabriele Berger, das merkt man rasch im Gespräch, liebt eher den klassischen Adventskranz. Der besteht aus den Zweigen einer „kräftigen grünen Tanne, roten Kerzen, ein paar Schleifen und etwas Goldglitzer“. Dinge also, die von „draußen“ kommen. „Der Sinn der Sache ist ja, dass man sich in der kargen Jahreszeit etwas ins eigene Zimmer hereinholt, das Wärme, Frische und Grün ausstrahlt.“
Der Ur-Adventskranz, erzählt Gabriele Berger, stamme auch Hamburg. „Der hatte 24 Kerzen - für jeden Tag eine.“ 1839 war der Adventskranz von dem Erzieher Johann Hinrich Wichern eingeführt worden. Wichern hatte sich einiger, in großer Armut lebender Kinder angenommen und war mit ihnen in ein altes Bauernhaus, das Rauhe Haus, gezogen.
Der Erzählung nach sollen die Kinder in der Weihnachtszeit immer gefragt haben, wann denn nun endlich Heilig Abend sei. Wichern baute deshalb aus einem alten Wagenrad einen Holzkranz mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen. Jeden Tag der Adventszeit wurde nun eine weitere Kerze angezündet.
„Wir hatten bis zum letzten Jahr eine Kundin, die ein riesengroßes Gestell besaß“, erzählt Gabriele Berger zum Schluss. „Das Gestell haben wir jedes Jahr gewickelt und dann kamen immer 24 Kerzen drauf.“
(Die Ausstellung ist noch bis zum 30. November am Poelchaukamp 21 stets von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.)