Die roten Papierkörbe mit den frechen Sprüchen werden beklebt oder beschmiert. Kosten für die Stadtreinigung: 200.000 Euro jährlich.

Hamburg. "Bitte füttern", fordert der knallrote Papierkorb in einer aufgeklebten Sprechblase. Sein Schlund wartet schon ungeduldig auf Müll. Ein anderer jammert: "Ich fühle mich so leer".

Bereits seit 2005 stehen die „sprechenden“ Papierkörbe überall im Hamburger Stadtgebiet. Die Stadtreinigung rüstete damals ihre 9.100 Hänge-und Standpapierkörbe von Mausgrau auf Feuerrot um und machte damit auf das Thema Müll aufmerksam. Doch nicht alle Passanten, die daran vorbei laufen, werfen den Müll in den Papierkorb. Stattdessen landet immer häufiger auch Müll auf den roten Mülleimern. In Form von Aufklebern, Kritzeleien oder Tags. Oft kann man die von der Stadtreinigung aufgeklebten Sprechblasen kaum mehr entziffern, so "zugemüllt" sind die Papierkörbe.

Die Reinigung ist aufwendig und kostet viel Geld. 200.000 Euro gibt die Stadtreinigung pro Jahr für ein sauberes Äußeres der Papierkörbe aus. Diese müssen zuerst von Mitarbeitern abmontiert werden. Dann geht es in die Werkstatt. Da sich oft hartnäckige Aufkleber auf den Papierkörben befinden, reicht eine normale Reinigung nicht aus. Vielfach müssen Sandstrahler eingesetzt werden, was schließlich dazu führt, dass die Papierkörbe komplett neu lackiert werden müssen.

Reinhard Fiedler, Sprecher von der Stadtreinigung Hamburg: "Ganz schlimm ist es in der Schanze. Dort lohnt es sich gar nicht, die verdreckten Papierkörbe zu reinigen, weil sie sofort wieder beschmiert werden." Doch nicht nur dort, auch im noblen Blankenese sehen die Mülleimer aus "wie der letzte Dreck".

Offensiv auf das Problem aufmerksam machen, möchte die Stadtreinigung jedoch auch nicht. "Das reizt die Szene und ruft nur noch mehr Nachahmer auf den Plan", sagt Fiedler. Die Täter zu finden, ist fast unmöglich.

Doch nicht nur in Hamburg ist das Problem bekannt. Auch in der Bundeshauptstadt kämpft man mit verdreckten Papierkörben. Um die 21.000 orangene Mülleimer im Berliner Stadtgebiet zu reinigen, hat die Stadtreinigung sogar spezielle Mitarbeiter. Auch hier ist die Reinigung nicht günstig, jährlich würden 450.000 Euro für die Reinigung ausgegeben. Doch ein Patentrezept gegen Schmierereien hat man auch dort nicht.

In Hamburg waren die "sprechenden" Papierkörbe nicht das einzige Mittel der Stadtreinigung, um auf das Thema Müll aufmerksam zu machen. Im Zuge der Kampagne "Wir geben dem Müll einen Korb" wurden die Müllfresser durch Plakate und Anzeigen in Hamburger Tageszeitungen, Stadtmagazinen und Wochenblättern unterstützt. Zudem setzte die Stadtreinigung auch mit Folien beklebte Drehtrommelfahrzeuge der Hausmüllabfuhr als Werbeträger ein.

Doch gebracht hat das nichts. Eine positive Änderung würde Fiedler sogar honorieren: "Demjenigen, der es schafft, der Beschmutzung der Papierkörbe ein Ende zu bereiten, dem verleihe ich einen Preis."