An der Borsteler Chaussee plant die Stadt eine Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge. Bürgerverein kritisiert, nicht beteiligt worden zu sein.

Hamburg. Seit mehreren Jahren liegt das Grundstück an der Borsteler Chaussee 266, Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg, brach. Das soll sich bald ändern, denn noch in diesem Sommer will der Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB) auf dem 1.717 Quadratmeter großen Flurstück mit dem Bau einer Jugendhilfeeinrichtung für minderjährige Flüchtlinge beginnen. Ein Plan, der für den Kommunalverein Groß Borstel unerwartet kam. Dort bemängelt man, zu spät von den Planungen in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Borsteler Bürger hatten über Jahre eigene Pläne ausgearbeitet für die Fläche.

Wolf Wieters ist erster Vorsitzender des Kommunalvereins Groß Borstel. "Wir haben hier im Stadtteil mit erheblichem Wohnraummangel zu kämpfen“, sagt der 70-Jährige. Mit Zuspruch einzelner Vertreter des Regionalausschusses im Bezirk hätten viele Groß Borsteler in den vergangenen zwei Jahren ein Konzept für das Gelände ausgearbeitet, das ein größeres Wohngebäude und neue Räume für den Jugendclub Groß Borstel vorsähe. "Leider haben wir erst eine Auskunft von der Stadt zu deren Planungen erhalten, als alles schon so gut wie beschlossen war“, meint Wieters. "Interesse an einer Bürgerbeteiligung gab es offenbar nicht.“

"Der LEB hat am 14. Juni 2012 auf der Stadtteilkonferenz das Projekt vorgestellt“, teilt Kerstin Blume-Schoppmann, Vertreterin des LEB-Geschäftsführers Klaus-Dieter Müller, mit. Hintergrund für den Bau der Jugendhilfeeinrichtung sei der Anstieg der Zugangszahlen unbegleiteter Flüchtlinge zwischen 16 und 19 Jahren nach Hamburg, für die Betreuungsplätze benötigt würden. Die Kosten für den Bau sind auf 1,6 Millionen Euro veranschlagt.

"Gegen die Einrichtung haben wir natürlich nichts“, versichert Wieters vom Kommunalverein. "Wir denken nur, dass wertvolle Fläche verschenkt wird und die Flüchtlinge in unsere Pläne integriert werden könnten“, erklärt er das Anliegen der Borsteler. Das habe der Verein dem Bauausschuss der Bezirksversammlung Ende Mai mitgeteilt, auf eine Antwort warte der Verein bis heute.

Der LEB sieht sich nicht verantwortlich, die Vorstellungen der Borsteler in den Planungen zu berücksichtigen. "Die Baugenehmigungen laufen, Änderungen des Konzepts liegen nicht im Zuständigkeitsbereich des LEB“, sagt Vertreterin Blume-Schoppmann. Der Kommunalverein wünscht sich deshalb mehr Beteiligung bei künftigen Entscheidungen im Bezirk: "Die Bezirksversammlung sollte noch einmal über die Pläne nachdenken. Eine Antwort auf unseren Brief wäre dabei schon ein Anfang“, so Wieters.