Hamburg. Das Drei-Tages-Event ist gestartet. Verzückte Fans und Bands unter freiem Himmel, als Vorboten eines womöglich perfekten Wochenendes.
Am frühen Nachmittag riecht die Erde vor der „Grossschot“, der Hauptbühne des Dockville Festivals in Wilhelmsburg, noch wie frisch gedüngt. Doch bald mischen sich andere Eindrücke in den milden Sommerwind. Ein Hauch von Sonnencreme. Eine Ahnung von einem womöglich perfekten Wochenende. Und die sanften Folkpopklänge der Band Sarah & Julian. „Home“ heißt einer der Songs, den die Hamburger zur Eröffnung des dreitägigen Open Airs spielen. Ganz weit öffnet der zweistimmige Gesang an Gitarre und Keyboard die Türen und Fenster zu diesem Zuhause, das Musik immer wieder sein kann.
Das Dockville wiederum ist eine Heimat auf Zeit. Zum Beispiel für eine Clique aus Köln, die bereits am Mittwoch mit Zelten, Ruck- und Schlafsäcken an die Elbe gereist ist und schon im Zug eifrig an ihrem Festival-Stundenplan gefeilt hat, um ja möglichst viele der 120 Acts auf sechs Bühnen erleben zu können. Zuhause fühlen sich natürlich auch die Hamburger Heimfahrer, für die die Radtour durch die Container-Landschaft südlich des Alten Elbtunnels bereits so sehr zum Festival gehört wie die Kunst-Installationen auf dem Gelände und die Glitzerschminke an den Augen der Fans. Bis zu 25.000 Sound-Liebhaber und In-der-Sonne-Tänzer werden am Wochenende auf der einstigen Industriebrache erwartet. Ein Sommernachts- und Tagtraum für Hippies, Hipster und Herzensmenschen.
Ein passendes Motto für die Pop- und Kunst-Sause liefert auch die Hamburger Band Pecco Billo, die wie Sarah & Julian mit dem RockCity-Preis „Krach & Getöse“ zum Dockville gekommen sind. „Wenn schon, dann schön“, heißt einer ihrer Songs, den die Combo in Hip-Hop, Jazz und Funk verpackt. Zu siebt inklusive dreier Bläser liefert Pecco Billo großes Kino unter freiem Himmel. Jonas Mohr alias DJ Drauf und Dran feiert sich und die Menge derweil im Nest, einer kleinen, in einem Wäldchen gelegenen Bühne. Im Halbschatten fliegt die Euphorie noch höher als die Arme.
Das Dockville ist ein Fest der Gleichzeitigkeit. Hier Electro-Wumms, dort ein Künstler wie Andreas Moe aus Stockholm, der nur mit Gitarre auf der „Vorschot“-Bühne spielt. Da riecht es schon stark nach Festival-Glück. (bir)