Hamburger ESC-Kandidatin Iveta holt den siebten Platz
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Hamburg. Jamie-Lee Kriewitz wurde zwar letzte beim ESC in Stockholm, doch Iveta Mukuchyan aus Eimsbüttel kam für Armenien auf Platz sieben.
Strömender Regen, sogar Hagel und dann auch noch der letzte Platz für Jamie-Lee: Für die Fans bei der offiziellen Eurovision Song Contest-Party auf der Reeperbahn war der große Grand-Prix-Abend ein harter Gang. Viele verließen den Platz am Sonnabendabend schon vor Ende des fünfstündigen Musikmarathons. Der von der ARD verteilte Manga-Kopfschmuck aus Pappe im Jamie-Lee-Stil war bei vielen schon nach der Hälfte des Abends aufgeweicht.
Moderatorin Barbara Schöneberger - charmant und schlagfertig wie gewohnt - sowie Marc Forster, Sarah Connor und The BossHoss hielten die Besucher aber bei Laune. „Wir sind wegen der netten Atmosphäre hier“, sagte eine Besucherin aus Uelzen, die zwischenzeitlich in einem der angrenzenden Restaurants Zuflucht vor der Kälte gesucht hatte. „Es ist zwar hart, aber die Stimmung an der Bühne ist toll! Die Barbara macht das klasse“.
Mehrere tausend Fans waren zum Spielbudenplatz gekommen, um beim gemeinsam dem Finale beim „Countdown für Stockholm“ entgegenzufiebern. Unter Regencapes und Schirmen versteckt hielten es die meisten bis zum Start des Contestfinales aus. Beim anschließenden Public Viewing verließen aber viele den Platz - von Hagel, Kälte und Regen zermürbt. Der Rest schunkelte und jubelte beim Auftritt der 18-Jährigen Jamie-Lee Kriewitz aus Deutschland - auch Schwede Frans und die für Australien antretende Dami Im fanden in Hamburg große Zustimmung.
Schöneberger: "Wo sind die Scheibenwischer?“
Barbara Schöneberger verstand es die Besucher trotz aller Widrigkeiten mit Ironie und Schlagfertigkeit blendend zu unterhalten. „Wir stehen hier jedes Jahr im Regen bis spät in die Nacht“, sagte die 42-Jährige, die zur Punktevergabe im kurzen Kleid unter freiem Himmel ausharrte. „Aber das sind wir ja gewohnt. Wo sind die Scheibenwischer?“
Auch Sarah Connor behielt bei der Performance ihres Songs „Kommst du mit ihr“ im Regenwetter gute Laune. Auf Schönebergers Frage, ob es ihre bisher schönster Show im Sommer 2016 gewesen sei, antwortete sie lächelnd: „Es war einfach ein geiler Auftritt“.
Bei der Live-Schalte zur Punktevergabe der Jury jubelten die Zuschauer - viele waren vom Veranstalter aus den hinteren Reihe nach vorne gelassen worden, um die Lücken im Publikum zu schließen. Die Juroren Sarah Connor, Anna Loos, Namika sowie Alec Völkel und Sascha Vollmer von The BossHoss vergaben ihre zwölf Punkte an Hovi Star aus Israel. Damit erhielt er mehr Punkte allein aus Deutschland als Jamie-Lee insgesamt.
Nach der Übertragung wurde den Hamburgern beim Tanzen während der „Grand-Prix-Party“ mit Auftritten von Jay Sean ft. Sean Paul, der Band Silly oder der Sängerin Namika wieder etwas wärmer.
Jamie-Lee: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen"
Jamie-Lee lässt sich vom letzten Platz beim Eurovision Song Contest die gute Laune nicht verderben. „Ich bin natürlich ein bisschen traurig (...), aber ich gebe mir selber nicht die Schuld dafür. Ich war sehr zufrieden mit meinem Auftritt und ich glaube, ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte die 18-jährige Sängerin in der Nacht zum Sonntag im ARD-Interview.
Von ihrem Auftritt beim ESC in Stockholm vor 16.000 Zuschauern schwärmte sie: „Es war echt krass, wie die Leute abgegangen sind. Es war so eine coole Atmosphäre auf dieser Bühne. Es war einfach ein unglaubliches Erlebnis. Deswegen bin ich sehr stolz, dass Deutschland mich ausgewählt hat.“
Die Ukraine gewinnt das ESC-Finale
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„Ich hatte eine unglaublich geile Zeit“, sagte Jamie-Lee zu den Proben und dem gesamten Aufenthalt in Stockholm. „Ich bereue hier auf keinen Fall irgendwas. Wir haben soviel erlebt und soviel gearbeitet und soviel auch in der Freizeit miteinander gemacht, es war wirklich wie eine riesige Familie. Ich bin einfach nur froh, dass ich dabei war, auch wenn ich jetzt ganz hinten gelandet bin.“
Der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber, der auch für den ESC zuständig ist, stärkte der 18-Jährigen den Rücken: „Jamie Lee ist eine besondere, liebenswerte junge Frau und eine wunderbare Sängerin. Ihr Auftritt war Eins A“, teilte er in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Doch: „International und beim Publikum in allen Altersschichten ist es offenbar eher auf Unverständnis gestoßen, dass ein Manga-Mädchen aus Deutschland antritt“, fügte er als mögliche Erklärung für das schlechte Abschneiden an.
Hamburger Kandidatin auf siebtem Platz
Die Hamburgerin Iveta Mukuchyan trat für Armenien an und belegte am Sonnabend den siebten Platz. Die 29-Jährige trat mit „Love Wave“ eine psychedelisch angehauchte „Liebeswelle“auf der Bühne los. Genau wie Jamie-Lee Kriewitz stand die Armenierin schon bei „The Voice of Germany“ (2012) auf der Bühne. Die Sängerin lebt in Eimsbüttel und hat in Hamburg bereits einen Teil ihrer Kindheit verbracht.
Moderator flucht live über Technik
Mitten in der Übertragung des ESC aus Stockholm gab es technische Probleme: Moderator Peter Urban musste auf das Telefon ausweichen nachdem die Tonleitung zusammenbrach. Darüber regte er sich auf und fluchte, immer noch leise hörbar für die Zuschauer: „Da wirst du doch bekloppt“.
Alle Platzierungen beim ESC 2016
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ESC gewinnt Fans hinzu
Der Eurovision Song Contest erfreut sich trotz des letzten Platzes für Jamie-Lee im TV wieder steigender Beliebtheit: 9,33 Millionen Zuschauer verfolgten von 21.00 Uhr bis weit nach Mitternacht im Ersten das Finale aus Stockholm, bei dem die Ukrainerin Jamala gewann und die Deutsche Jamie-Lee Kriewitz letzte wurde. Der Marktanteil betrug 36,8 Prozent. Beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren betrug er sogar 46,0 Prozent.
Im vergangenen Jahr, als Ann Sophie aus Hamburg ebenfalls letzte wurde, saßen noch gut 8,1 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern. Auch in den drei Jahren zuvor übersprang die Quote nicht die Neun-Millionen-Marke. Bei Lenas Auftritten 2010 (das war das Jahr ihres Sieges) und 2011 waren es dagegen rund 14 und 14,7 Millionen.
Zuvor hatten am Sonnabend bereits ab 20.15 Uhr 4,48 Millionen Menschen (16,3 Prozent) im Ersten den völlig verregneten „Countdown für Stockholm“ vom Hamburger Spielbudenplatz mit Barbara Schöneberger eingeschaltet.
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