Hamburg. Seit 1983 liegt der Traditionssegler an seinem prominenten Platz. Am Donnerstag legt das Schiff ab. Zahlreiche Menschen schauen zu.
Zahlreiche Schaulustige tummeln sich am Donnerstagabend an den Landungsbrücken. Darunter viele Touristinnen und Touristen, für die eine Stippvisite am Hamburger Hafen – gerade bei dem schönen Wetter – ein Pflichtbesuch ist. Dabei ist die „Rickmer Rickmers“ ein äußerst beliebtes Fotomotiv.
Doch auf dieses müssen Hafen-Besucher jetzt erst mal verzichten. Denn gegen 18.23 Uhr verließ das Schiff seinen Liegeplatz, der seit 1983 die Heimat der „Rickmer Rickmers“ ist. Zwei Schlepper zogen das historische Schiff über die Elbe, wahre Zentimeterarbeit. Der Traditionssegler fuhr den kurzen Weg in Richtung Norderwerft auf Steinwerder in rund einer halben Stunde. Dort angekommen wird sich die „Rickmer Rickmers“ einer umfangreichen Schönheitskur unterziehen.
Auf der Facebook-Seite des Schiffs sollen die Sanierungsmaßnahmen dokumentiert werden. Ursprünglich sollte das Schiff schon am Mittwochabend aufbrechen, die Verlegung musste aber wegen des starken Windes verschoben werden.
Hafen Hamburg: „Rickmer Rickmers“ hat eine bewegte Geschichte hinter sich
Zuletzt wurde die „Rickmer Rickmers“ vor acht Jahren für 1,9 Millionen Euro instand gesetzt. In den kommenden drei Wochen werden unter anderem die Muscheln am Schiffsrumpf entfernt. Die Arbeiten sollen bis zum 12. August abgeschlossen sein. Dann soll die „Rickmer Rickmers“ wieder an ihrem gewohnten Platz an den Landungsbrücken festmachen.
Der Dreimaster hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Auf der Werft der Bremerhavener Reederei Rickmer Clasen Rickmers lief die „Rickmer Rickmers“, die nach dem Enkel des Reeders, Rickmer Rickmers (1893–1974), benannt wurde, im August 1896 vom Stapel. Die erste Reise führte den Segler nach Hong Kong, wo dieser mit Reis und Bambus beladen wurde, ehe es nach Deutschland zurückging.
Ohnehin war die 97 Meter lange „Rickmer Rickmers“ mit ihrer rund 20-köpfigen Besatzung oft in Asien unterwegs. Bei einem Taifun im Jahr 1904 wurden der hintere Mast stark beschädigt und das Schiff zu einer Bark umgetakelt. Statt Rahsegel erhielt der heutige Traditionssegler am hinteren Mast sogenannte Schratsegel, die von der relativ kleinen Besatzung leichter zu bedienen sind.
Im Hamburger Hafen wurde die „Rickmer Rickmers“ zum Museumsschiff
Der schwere Sturmschaden war aber längst nicht das einzige Vorkommnis, das die Historie prägte. Im Ersten Weltkrieg wurde der Segler im eigentlich neutralen Portugal beschlagnahmt und zunächst an die Engländer übergeben. Es folgte ein Umbau, ehe die „Rickmer Rickmers“ als Segelschulschiff der portugiesischen Marine unter dem Namen „Sagres“ wieder in See stach. Seit den 1960er-Jahren diente es nur als Depotschiff und gammelte lange vor sich hin.
Der 1974 gegründete Verein „Ein Windjammer für Hamburg“ entdeckte das Schiff 1983 und ließ es nach Hamburg schleppen. Finanziert wurde dies durch Spendengelder. In der Hansestadt erfolgte anschließend der Umbau zum Museumsschiff.
- Sternekoch plant spektakuläre Markthalle am Hamburger Hafen
- Vier Aida-Schiffe steuern Hamburg an – und eine Premiere
- Testfahrt im Hafen: Was diese pinke Fähre so besonders macht
Seit mehr als 40 Jahren liegt die „Rickmer Rickmers“ als schwimmendes Wahrzeichen am Fiete-Schmidt-Anleger im Hamburger Hafen. Seit 2006 ist das Schiff eine offizielle Schiffspoststelle der Deutschen Post mit einem eigenen Sonderstempel. Nur die Besatzung und eingeschiffte Gäste dürfen diese Poststelle benutzen.
Hafen Hamburg: „Rickmer Rickmers“ ist heute eine beliebte Eventlocation
In den vergangenen Jahren ist das Schiff aber auch zu einer beliebten Event- und Tagungslocation geworden. Doch auch unabhängig von Veranstaltungen können Besucherinnen und Besucher an Bord der „Rickmer Rickmers“ gehen. Unter Deck werden in Sonderausstellungen maritime Themen auf großen Schautafeln mit historischen Fotos und nautischen Exponaten die Geschichte des Wahrzeichens dargestellt.
Zudem können Schiffsfans die liebevoll restaurierten Crew- und Offiziersquartiere besichtigen. In der „Galerie unter der Elbe“ werden immer wieder wechselnde Kunstausstellungen veranstaltet. Nach der Rückkehr an ihren alten Platz wird die „Rickmer Rickmers“ wie gewohnt zu besichtigen sein.