Hamburg. Acht Familienmitglieder bei Drama in Niedersachsen verletzt. Wasser schließt Menschen in Quickborn ein. Festival in Hamburg abgebrochen.
War das nicht herrlich? Strahlend blauer Himmel, Temperaturen wie in Spanien – wie sich am Freitag und Sonnabend gezeigt hat, kann auch Hamburg Hochsommer. Allerdings, und das ist wohl das Schicksal im Norden, immer nur für kurze Zeit. Schon am Sonntag war wieder Schluss mit eitel Sonnenschein.
Wie der wetterfühlige Hamburger vermutlich bereits gespürt und der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigt hatte, zogen am Nachmittag Gewitter auf. Am Sonntagmittag war bereits der Südwesten Niedersachsens betroffen, für die Lüneburger Heide gab es am frühen Nachmittag eine Unwetterwarnung, später auch für andere Landkreise in Niedersachsen sowie in Schleswig-Holstein.
Wetter in Hamburg: Gewitter mit Starkregen – Festival abgebrochen
Im Laufe des Sonntags arbeitete sich diese Wetterlage gen Nordosten. Oder wie es im Expertensprech heißt: Im Tagesverlauf schwenkte ein gewittriger Trog durch. Die Hamburger mussten sich also erneut auch auf Starkregen einstellen, wobei dieser lokal sehr unterschiedlich ausfiel.
Gegen 17 Uhr ging die erste amtliche Unwetterwarnung für den Hamburger Süden ein. Die Unwetterfront sollte sich später mit starkem Gewitter und Hagel ihren Weg Richtung Norden bahnen und sich somit über einen Großteil des Stadtgebiets ausbreiten. Um 18 Uhr wurde das dieses Wochenende stattfindende Habitat-Festival in Wilhelmsburg sicherheitshalber evakuiert. Wegen des bevorstehenden Gewitters wurde es für die Gäste zu unsicher.
Ebenfalls in Wilhelmsburg schlug im Hafengebiet derweil ein Megablitz ein. Bei dem sogenannten „Wilden Hausrüttler“ im Bereich Hohe-Schaar-Straße nahe der Nynas-Werft handelte es sich nach Angaben des Portals kachelmann-wetter.de um einen Blitz der stärksten Kategorie.
Gewitter: Bahnhofsvorplatz in Tostedt überflutet
In Tostedt (Landkreis Harburg) wurde am Sonntag unterdessen nach einem kurzen, aber starken Gewitterschauer der Bahnhofsvorplatz überflutet. Wie Anwohner berichteten, sammelte sich das Wasser aus dem Ort gegen 18 Uhr am Bahnhof, der die tiefste Stelle ist. Autofahrer, Radfahrer und Busfahrer mussten durch die Wassermassen fahren, während Fußgänger einen kleinen Umweg in Kauf nahmen.
Auch im Kreis Pinneberg kam das Unwetter an. Vor allem in Quickborn und auch in Bönningstedt löste ein schweres Gewitter mit viel Regen und starkem Wind mehr als 200 Feuerwehreinsätze aus. Das Gewitter am frühen Abend brachte dem Kreisfeuerwehrverband zufolge sehr viel Regen und starken Wind mit sich.
„Besonders erwähnenswert sind mehrere Einsatzstellen, bei denen Personen vom Wasser vorübergehend eingeschlossen wurden“, heißt es in einer Mitteilung des Kreisfeuerwehrverbands Pinneberg. In einem Gebäude sei nach einem Wasserschaden Brandgeruch festgestellt worden.
Einige Unwetterbetroffene bekamen in der Hauptfeuerwache Quickborn Unterschlupf. Zwischenzeitlich habe es einen großflächigen Stromausfall gegeben. Auch das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz waren an den Einsätzen beteiligt.
Blitzeinschlag: Junge (5) und Mädchen (14) reanimiert
Im niedersächsischen Delmenhorst wurden unterdessen acht Mitglieder einer Familie, die unter einem Baum gesessen hatten, bei einem Blitzeinschlag verletzt. Ein fünfjähriger Junge und ein 14-jähriges Mädchen wurden laut Polizei reanimiert und mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Die 38 Jahre alte Mutter, ihr 40 Jahre alter Mann, eine zwei- und eine neunjährige Tochter, ein zwölfjähriger Sohn und ein 31 Jahre alter Verwandter wurden ebenfalls in Krankenhäuser gefahren.
Auch im Südwesten von Niedersachsen hatte es schwere Gewitter mit Starkregen gegeben. Mancherorts fielen rund 29 Liter pro Quadratmeter pro Stunde, wie eine DWD-Meteorologin sagte. Laut dem Wetterdienst wird es in der Region nun etwas kühler und unbeständiger.
Unwetter bleibt für Hamburg nahezu folgenlos
Über Hamburg zog die erste Unwetterfront derweil vergleichsweise folgenlos hinweg. Die Feuerwehr verzeichnete bis zum späten Abend insgesamt 16 Einsätze: 13-mal musste Wasser abgepumpt werden, zwei Bäume drohten auf die Straße zu fallen, und bei einem Haus wurden Dachpfannen entnommen, die sich infolge eines Blitzschlags gelöst hatten.
Im Schnitt gingen die DWD-Experten von 15 bis 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter aus, in der Spitze innerhalb kurzer Zeit aber sogar von 25 bis 45 Litern. Wo genau, ließ sich leider nicht vorhersagen. Zum Regen könnten sich dann auch noch kleinkörniger Hagel sowie Sturmböen mit Stärken um 75 Kilometer pro Stunde gesellen.
Der Sommer macht in Hamburg Pause – so wird das Wetter zum Wochenstart
In der zweiten Nachthälfte werde sich die Gewitterfront dann verziehen, so Schmidt. Und laut Polizei und Feuerwehr kamen bis zum frühen Montagmorgen dann auch keine weiteren wetterbedingten Einsätze hinzu. Doch der Hochsommer kehrt damit noch längst nicht zurück – im Gegenteil, was kommt, ist eine gewittrige Kaltfront. Am Montag werde es unbeständig, die Temperaturen fallen auf 22 bis 23 Grad, Sonne, Wolken und vereinzelte Schauer lösten sich ab.
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Für Dienstag – ausgerechnet wenn Superstar Taylor Swift das erste von zwei Konzerten in Hamburg gibt – sagt der DWD Schauer und erneut Gewitter voraus. Auch wenn diese nicht so stark ausfallen sollen wie am Sonntag, sind das für die Swift-Fans und generell alle Hamburger keine schönen Aussichten.