Hamburg. Bundespolizei entsetzt: 36-Jähriger begibt sich „unwissentlich“ in Lebensgefahr. Strecke gesperrt. Wie eine Zeugin Schlimmeres verhindert.
Dass er sich in höchste Lebensgefahr begeben hat, sei dem Mann überhaupt nicht klar gewesen, sagte Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Hamburg, dem Abendblatt. Schuld daran waren aber nicht etwa Alkohol oder andere berauschende Substanzen, auch keine psychische Erkrankung. Man könne sich schlicht nicht erklären, so Carstens, warum der 36 Jahre alte Mann am Jungfernstieg in den Gleisbereich der S-Bahn stieg, dort pinkelte und dann erst mal eine rauchte, ohne sich auch nur einen Hauch um die real existierende Lebensgefahr zu scheren. Für gut 20 Minuten hatte der Mann am Montagmorgen mit diesem so riskanten wie verstörenden Fehlverhalten den Verkehr auf der Bahnstrecke in Richtung Altona lahmgelegt.
Dem Vernehmen nach ist der 36 Jahre alte, unbestrafte Rumäne ein unauffälliger, ein normaler Mann, der – aus welchen Gründen auch immer – schlicht nicht wusste, wie gefährlich ein Aufenthalt im Gleisbereich einer Bahnanlage ist. Selbst für die eine enorme Bandbreite menschlichen Fehlverhaltens gewohnte und mitunter leidgeprüfte Bundespolizei klingt das – mindestens – exotisch.
Jungfernstieg Hamburg: 36-Jähriger klettert in den Gleisbereich – erst mal eine rauchen
Gegen kurz nach 9 Uhr kletterte der Rumäne am Jungfernstieg vom Bahnsteig in die S-Bahn-Gleise, verrichtete dort seine Notdurft und rauchte dann neben den Gleisen an der Bahnsteigkante eine Zigarette – „seelenruhig“, wie Carstens betont. „Eine Zeugin beobachtete das lebensgefährliche Verhalten des Betroffenen und setzte über die am Bahnsteig befindliche Notrufsäule einen Notruf an die Notfallleitstelle der S-Bahn ab“, so Carstens weiter. Die Bahnstrecke sei sofort gesperrt, die Schiene stromlos geschaltet worden. Mit zwei Streifenwagen rasten Bundespolizisten zum Einsatzort. Zwischenzeitlich hatten aber Passanten den Mann schon überzeugt, zurück auf den Bahnsteig zu klettern.
Abgesehen vom realen Risiko, von einer Bahn überrollt zu werden, ist der Aufenthalt im Gleisbereich schon deshalb hochgefährlich, weil die Schienen der Gleise 1200 Volt Gleichstrom führen. Bizarr: „Nach Ansprache durch die eingesetzten Bundespolizisten war sich der Mann nicht über die Lebensgefahr im laufenden Bahnverkehr bewusst“, sagt Carstens. „Der Betroffene wurde eindringlich über die Gefahren und sein verbotenes Handeln aufgeklärt.“ Der 49 Jahre alten Frau, die die Notrufsäule betätigt hat, zollt Carstens indes Respekt: Sie habe „vorbildlich gehandelt“.
Bundespolizei Hamburg: Für Strafverfahren hätte S-Bahn Notbremsung machen müssen
Um ein Strafverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ist der Mann zwar herumgekommen. Dafür hätte die S-Bahn schon eine Notbremsung durchführen müssen, um eine Kollision mit dem 36-Jährigen zu verhindern. Doch seien drei Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen ihn eingeleitet worden, wegen Verschmutzens der Bahnanlagen, unbefugten Aufenthalts dort und weil er das Rauchverbot missachtet hat.
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Denn merke: Auch im Gleisbereich ist das Paffen und Wegschnippen der Kippen nach dem Bundesnichtraucherschutzgesetz verboten.